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 Berufsbilder und Berufsausbildung in Vietnam

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Catinat
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BeitragVerfasst am: 13.03.2014, 17:24    Berufsbilder und Berufsausbildung in Vietnam Antworten mit ZitatNach oben

Berufsbilder und Berufsausbildung in Vietnam.
Ich stelle nach ca. 20 Jahren engagierten Aufenthaltes in Vietnam die Frage, die uns in unserer Runde als die wichtigste und fuer junge Menschen hier ebenso wie fuer die vietnamesische Gesellschaft ueberhaupt erscheint.

Wir haben sie heute intensiv am Sài Gòner Stammtisch mit Niko behandelt.
Wir sind dabei, Informationen von VietnamesInnen in einer Form ungebundenen Interviews dazu einzuholen. Hochinteressant und ausserordentlich schwierig.

Es ist total schwierig, da unsere Vorstellungen von beruflicher Ausbildung und Eingliederung mit den entsprechenden Bezeichnungen und Institutionen so schwer, bzw. gar nicht auszudruecken sind.

Wir stellen uns die Frage fuer das Millionenheer von jungen „einfachen“ Vietnamesen in der Stadt , die hier die vietnamesische Schule besucht und abgeschlossen haben :

Wie und wo wird man in Vietnam ausgebildeter Handwerker (Naeherin, SchreinerIn, FliesenlegerIn, Friseuse , Friseur, Maurer , Schweisser , Dreher, BetonmischerIn, DrahtflechterIn, FahrradmechanikerIn, Haushaltshilfe , Krankenschwester, TaxifahrerIn, KradtfahrerIn, EinzelhandelsverkaeuferIn, Koch/Koechin … usw. ) mit dem Nachweis einer qualifizierenden Ausbildung(surkunde) ?

An die Aufgaben im Agrarbereich mit den saisonalen Zuegen haben wir noch gar nicht gedacht.

Vietnams ernsthafte Zukunft scheint uns weniger von Ha Long Buchten oder Traumstraenden abzuhaengen als vielmehr von der Loesung dieser Fragen nach qualifizierten und qualifizierenden Berufen im unteren bis mittleren Bereich . Lasst uns dann doch bitte gemeinsam ernsthafte Informationen darueber einholen.

Danke fuer Mithilfe , Catinat

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der_tomtomtom




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Anmeldungsdatum: 22.02.2012
Beiträge: 1429
Wohnort: noch unentschlossen


nepal.gif

BeitragVerfasst am: 14.03.2014, 01:03    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Soweit ich weiss gibt es viele sog. Berufscolleges und Fahmittelschulen und weiterbildende Schulen. Dort machst du so etwas wie eine Ausbildung: Krankenschwester, Elektriker, Buchhalter Designer etc. Diese Ausbildungen sind, soweit mir bekannt ist, rein schulisch.

Je nach Beruf dauert die Ausbildung 2-4 Jahre. Danach bekommst du ein Zeugnis mit Noten etc. Was ich so mitbekommen habe ist aber die Qualität der Ausbildung oft recht unterirdisch. Wir hatten Sekretärinnen mit Buchhalterinnenausbildung, die selbst für einfachste Rechenaufgaben einen Taschenrechner brauchten. Addition/Multiplikation/Division auf dem Papier war sowieso unmöglich. Man war immer höchst überrascht, das das überhaupt geht.

Ich meine allerdings (das ist Spekulation) für einige Berufe gibt es vielleicht gar keine "Ausbildung" in dem Sinne - bzw. nur eine "betriebliche": Z.b. Friseur od. Taxifahrer. Mich würde mal interessieren ob es sowas wie eine Handwerkskammer gibt, die bestimmte Richtlinen für Berufsbilder und dessen Ausbildung standardisiert. Im Grunde ist wohl das Ministerium für Arbeit, Invalide und Soziales zuständig.

Fakt ist aber - in Vietnam herrscht ein Mangel an gut ausgebildeten Handwerkern/handwerklichen Berufen - Das liegt wohl vor allem an dem niedrigem sozialen Status dieser Berufe. Jeder der was auf sich hält und es sich leisten kann, studiert. Ein guter Handwerker ist absolute Glückssache, und die bei denen, wo es sich rumgesprochen hat, dass sie gewissenhaft arbeiten, haben meistens einen Arbeitstag von 12-14 Stunden.

Infos über das (Aus-)bildungssystem in VN: http://www.kooperation-international.de/buf/vietnam/bildungs-forschungslandschaft/bildungslandschaft.html#c365

Generell ist der Ausbildungsgrad aber recht gering - der o.G. Quelle nach haben zwar 40% aller jungen Vietnamesen eine Nachschulische Ausbildung aber nur 13% eine Facharbeiterausbildung. (Artikel ist von 2012)

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Catinat
Gast










BeitragVerfasst am: 14.03.2014, 09:32    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Danke, Tom,

der Artikel ist sehr wichtig. Nachdem ich ihn ueberflogen habe, werde ich ihn genauer lesen.

Schoen waere, wenn sich hinter den Worten in solchen Artikeln die Wirklichkeit nicht versteckt. Da habe ich meine Bedenken, entstanden aus den Beobachtungen im Lebensumfeld in Vietnam.

Wir haben fuer unseren Haushalt in der Stadt vor etwa vier Monaten einen zuverlaessigen Herrn gefunden, der alles Moegliche bei uns macht. Er hat die unterste Etage aufgebrochen und tiefer gelegt. Mit zwei Gehilfen. Dann hat er gefliest. Dann den Zugang fuers Motobike neu gewinkelt und zementiert. Zwischendurch das Dach – mit einem Gehilfen – mit isolierenden Platten belegt. Er hat bei uns Waende angestrichen und die Elektrik auf unseren Wunsch veraendert.
Dann hat er einen Holzschrank hergerichtet und aufgebaut.
Meine Frau hat er nach ihrem Sturz ins Krankenhaus gefahren und hat gewacht.
Nur im Bereich Wasser mit der Pumpe geht er richtigerweise nicht ran.
Fuer die Stunde Arbeit erhaelt er , je nach Schwere, zwei bis drei, bei gefaehrlichen Arbeiten auf dem Dach : vier USD. Natuerlich Getraenke , reichlich Essen, Zigaretten und etwas Spielgeld fuer seinen achtjaehrigen Jungen.

Seine Frau kommt manchmal zum Schroepfen und zum Massieren mit zu uns
.
Wichtig war uns : Dass sein privates Umfeld stimmte.
Wenn unser achtjaheriger Enkel am Wochenende da ist, kommt der Sohn unseres Handwerkers mit. Sie gucken sich auch an, was Vater arbeitet, reichen Werkzeug an, stemmen mal eine Leiter hoch.
Was und wo hat unser Gelegenheitsarbeiter gelernt ?
Er hat es so gelernt, wie sein achtjaehriger Sohn es jetzt beginnt zu lernen.
Er geht zwar gerne zur Schule – aber niemand in der Familie traeumt laut von einer Berufsschule oder von mehr.

Unsere Nachbarn sind etwas geteilter Meinung. Einige sind uns „boese“, weil mit unserem Handwerker immer ein „Fremder“ aus einem anderen Viertel hier kommt. Das haetten sie wohl auch gekonnt.

Andere, wie die verlassene Ehefrau auf der linken Seite von uns und wie die beiden alten ledigen Damen zur Rechten nehmen die Hilfe unseres Handwerkers auch schon mal kurz in Anspruch.
Ist unser Handwerker „zufrieden“ mit diesem Teil seines Lebens? Ich kann das nur indirekt ermitteln.

Meine Frau meint nein. Ab drei Uhr Nachmittags klingelt mehrmals bis zu Abend das Handy unseres Handwerkers sehr vernehmlich – und teilt die Zahlenergebnisse des Lottos mit. Wir wissen, dass ein grosser Teil seines Lohnes ins Lottospielen geht. Das sehr gute Einvernehmen meiner Frau mit der Familie ist leicht abgekuehlt.

Auch der Sohn scheint noch ohne eigene Perspektive zu leben. Er will wohl dem Vater zur Hand gehen.
Ich habe die Geschichte so erzaehlt , weil sie in unserem Lebensumfeld „typisch“ ist. Die ministeriellen Ankuendigungen sind noch nicht angekommen. Wieviel Generationen werden noch zu einer gediegenen Ausbildung in „Berufen“ vergehen ?
Mit gleichaltrigen Kollegen hier bedauern wir andererseits die immer theoretischer werdende Ausbildung junger Leute in Europa. Frueher kam ein Junge aufs Schiff und erlebte, was dort Arbeit heisst und lernte Grundzuege der Arbeit vor Ort . Wenn er ein paar Jahre blieb , weil er merkte, das ist etwas fuer ihn : dann hatte er schon einige Grundkenntnisse von der Pieke auf. Und konnte dann zur Fachschule gehen. Heute ist es in Europa vielfach umgekehrt.
Eine der Folgen : mein deutscher Schwager hatte mitgeholfen, in Australien fuer eine renommierte deutsche Firma einen Zweigbetrieb aufzubauen. Ein halbes Jahr nach seiner Verrentung rangen die Verantwortlichen des Mutterbetriebs die Haende . Komm bitte, bitte noch einmal zurueck. Hilf. Uns und den jungen Absolventen der Fach- und Hochschulen. Sie kommen mit der Praxis nicht zurecht. Nebenbei : das ist kein Einzelfall. (Er kam zurueck nach Australien – 5 Jahre noch , das nachholen bei seinen Nachfolgern, was an Ausbildung mit praktischem Bezug in Europa zu geben versaeumt worden war. Gerade zu stehen fuer Versaeumnisse einer allzu verkopften „Ausbildung“ an Computern.) Mich aergert das.

Wo liegt die Balance ? Fuer Vietnam – fuer Europa , bezueglich Ausbildung in handwerklichen Berufen ? Beides erscheint mir so, wie es ist , unbefriedigend und bedenklich.

Uebrigens sind das sozusagen „Ausschnitte“ aus unseren „Stammtisch“-Gespraechen in Sài Gòn . Wir koennen auch mal ernsthaft sein.

Gruesse, Catinat

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Niko
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BeitragVerfasst am: 14.03.2014, 13:19    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Am Stammtisch gestern bekam ich von einer mir mittlerweile sehr lieb gewonnenen Buchverkaeferin den Namen einer Hauswirtschaftschule "Nha van Hoa Phu nu" im Q3 in Saigon.

Heute war ich an der Schule und ich muss leider sagen, dass das was die da bieten mich nicht gerade begeistert hat. Es werden lediglich die Grundzuege der Haushaltsfuehrung vermittelt, Kochen, naehen, sauber machen aber damit hat es sich schon. Mit Hauswirtschaft hat das meiner Ansicht nach wenig zu tun, das koennen die jungen Frauen genauso gut von ihrer Mutter lernen.

Das Thema "Ausbildung von Jugendlichen" wird am Stammtisch aber sicher in naechster Zeit ein Dauerbrenner sein und wenn wir mehr darueber erfahren, dann kommt es auch hier ins Forum.
Viel Hoffnung habe ich allerdings nicht.

Niko

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Anh2
Gast










BeitragVerfasst am: 14.03.2014, 16:11    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Nikko,schoen dass du da warst. Das kenne ich ein bischen. War mal da wegen Naehen , Fashion.

Frauenkulturhaus. Nhà Văn hóa Phụ nữ.

Manchmal muss man auch bezahlen fuer ein Kursus.
Am naechsten Sonntag, 16.3.2014 findet dort von 8 bis 12 morgens ein Kochkursus stadt. Kostet aber 600.00 Dong das Mitmachen. Weil Zutaten fuer anschliessend essen. Naehkurs war 500.000 Dong teuer.
Neuer Naehkurs hat gerade angefangen :
http://www.nvhphunu.vn/vn/education/f/education_detail/ideducation/1094/idtype/7
Es gibt auch noch fuer Backen, Sushi kochen, Sticken, Ledertaschen machen, Pakete schoen verpacken, Nagelpflege, Kosmetik, Make-Up, Blumen arrangements , klassisch und modern Dancing.

Richtige Kurse laufen ab 26.February (war Anmeldung) , dann am 12.3., 13.3., 16.3., 7.4., 8.4., 4.6. , also immer Mittwoch und Sonntag.
Jungen koennten teil nehmen. Machen aber nicht mit.

Homepage : http://www.nvhphunu.vn/vn/main/f/home

Nikko hat recht : ist nicht so ganz richtig Schule. Und in Schule primaer und sekundaer : kein „nhà kinh tế” , kein Hauswirtschaft.
Alles freiwillig. Aber : vielleicht ein Anfang ?

Gruss, Anh2

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catbert
Gast



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Anmeldungsdatum: 10.01.2011
Beiträge: 249


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BeitragVerfasst am: 14.03.2014, 16:40    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Anh2,
Hauswirtschaftsschule = Frauenkulturhaus!! Lachen
Böse, Böse!

Ein Fall für Alice Schwarzer!

_________________
https://8-wochen.blogspot.com/

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Niko
Gast










BeitragVerfasst am: 14.03.2014, 17:38    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Liebe Anh2,

lerne bitte erst mal, meinen Namen richtig zu schreiben, nicht mit "c" und auch nicht mit "kk", ganz einfach, "Niko", kommt vom heiligen Nikolaus.

Zu den Thema koennte ich viele Seiten voll schreiben, doch das wenige Neue, das dir dein Grossvater wohl noch nicht gesagt hat, in Kuerze: Mein Sohn wird naechste Woche die Schule wechseln und dann auf die ishcmc gehen.

Die GIS (oder heute EIS) hat sich leider als absoluter Fake herausgestellt. In der 9. Klasse meines Sohnes sind zur Zeit insgesamt 12 Kinder. Fuenf davon werden die Schule naechstes Jahr verlassen. Andere Eltern sind ja auch nicht doof.

Die Kinder kommen dann entweder in die ishcmc oder, die juengeren, in die IGS. Die ishcmc ist zwar wesentlich teurer aber sie bietet immerhin den internationalen IB Abschluss an.

Niko

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Anh2
Gast










BeitragVerfasst am: 14.03.2014, 21:57    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Bringt mich alles sehr ducheinander.

Erst die heilige Alice Schwaerzer. Kenn ich nicht.
Doch, gucke bei Wikipedia nach . Steht da Steuerhinterziehung. Sieht etwas komisch aus. So duenner Mund wie meine Mutter.

Sie war wohl Schriftstellerin vom Beruf her.

Dann der Nikolaus.Ist aber richtiger Name.

O.k. der Sohn wechselt Schule.Verstehe. Spricht also Deutsch , weil er auf der German International Schule war oder ist.

Aber noch zwei Fragen auch zum Thema Beruf ,spaeter : Spricht der Sohn vietnamesische Sprache ? Warum geht der Sohn nicht auf vietnamesische Schule ? Englisch kann er auch nebenbei lernen auf ILA.
Interessiert sich schon fuer eine Richtung Beruf ? Wo kann er das werden ? Wo machen ? Vietnam oder Deutschland ?

Gruss, Anh2

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xenos




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Anmeldungsdatum: 21.06.2012
Beiträge: 1002


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BeitragVerfasst am: 15.03.2014, 08:07    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

@Anh2, geh doch auf so einen Mist gar nicht ein .

Zur Info :

Alice Sophie Schwarzer ist eine Person , die seit Jahren -ziemlich laut und schrill- für die Rechte der Frauen in Deutschland kämpft .
Wie viel sie dabei bewegt hat weiß ich nicht .
Auf jeden Fall hat sie es erreicht in Deutschland bekannt zu werden (und vermögend - nehme ich an).

Niko oder auch in vielen Ländern Nico kommt von dem griechischen Namen Nikolaus .
Nikólaos“ entstand aus ( νίκη und λαός) nikáo „siegen“ und laós „Volk“= „Sieger des Volkes“.
Daraus entstanden sehr viele Namen , wie z.B.
Klaus oder Caus
Klaas oder Claas
Niko oder Nico
Nicole oder Nicola (weiblich)

Der volle Name Nikolaus wird heute sehr selten verwendet.

Der sogenannte heilige Nikolaus von Myra lebte so um das Jahr 300.
Über ihn gibt es so gut wie kein belegbares Wissen.
Aber irgendwie ist aus ihm wohl der Weihnachtsmann geworden.


Obwohl sich die Aussprache so anhört , werden die Namen nie mit cc oder kk geschrieben.


Was unsern guten Niko hier betrifft:
Sicherlich zuckt jeder etwas zusammen , wenn er sieht, dass sein Name falsch geschrieben wurde, aber so was regelt Mann eigentlich in einer PM.

XenoS

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Catinat
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BeitragVerfasst am: 23.03.2014, 21:14    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Extrem schwierige Ausbildungs-Grundlagen natuerlicher Art.
Ich ziehe mal von der z.T. verstaendlichen Entruestung einiger User ueber die Verhaeltnisse bei Flussueberquerungen in unwegsameren Gebieten Vietnams mangels Bruecken ein Linie zu dem Thema dieses Threads “Berufsausbildung … “ in Vietnam.

http://www.forum-vietnam.de/go/viewtopic.php?t=10370&highlight=fluss

Meine zusaetzliche Quelle dazu : Vietweek , 21. – 27. Maerz 2014, S.2 “Water Ways”; dieser Artikel bezieht sich wiederum auf :

http://tuoitrenews.vn/society/18427/risky-ways-to-cross-waterways-in-vietnam

Ich bin persoenlich hier einmal nicht so sehr interessiert an den Ausbildungsgaengen und Lehrplaenen der gehobenen und sicherlich etwas „anspruchsvolleren“ Art.
Mich interessiert das Heer der ArbeitnehmerInnen ohne fuer mich erkennbare Ausbildungs“verordnungen“, wie wir sie in Europa voraussetzen.
Mein erster „Fall“ , den ich schilderte, war der eines Jungen in der Stadt , der sozusagen als „Handlanger“ beim Verwandten mitlernt. Und damit wie sein Vater eine Generation vorher auch, in handwerkliche Taetigkeiten „hineinwaechst“. Damit war, meine ich, schon ganz viel Typisches fuer berufliche Integration abgedeckt.
Jetzt stosse ich beim Artikel „Water Ways“ mit den Stichworten „ Minh, 23 – jaehrige Lehrerin fuer Krankenpflegerinnen“ in einem unwegsamen Gebiet auf ein laendliches Phaenomen.
Diese Ausbilderin berichtet, dass in ihrem Dorf weder Telefon-Signale zu empfangen oder zu geben seien, fuer TV oder Radio kein Strom da sei. Und sie ueberquere den Fluss auf die gezeigte Weise, um zu ihren Auszubildenden zu kommen, von denen einige auf aehnliche Art die Ausbildungsstaette erreichen.

Einerseits finden das viele abenteuersuchende Reisende auch im Forum als chic, so viel „Naturbelassenes“ in dem landschaftlich ungemein schoen und wild zerkluefteten Land zu „erkunden“.

Andererseits der Schrei aus dem Forum, nun endlich - nach 2 oder 3 Jahrtausenden, in denen die Flussueberquerung zwar ohne Plastiktueten aber mit manueller Unterstuetzung bei allen Gefahren moeglich war - etwas Zeitangemessenes zu tun. Ein bischen schizophren ist das schon.
Aber es gibt zu tun .

Auch : damit ausgebildet werden kann.

Der Vizeminister fuer Transport, Nguyen Hung Truong, wies die Offiziellen in der Provinz an, etwas zu unternehmen; so z.B. Beton-Brueckenbau, der in 5 Monaten zustande gebracht werden koenne. Geschaetzte Kosten : 166.000 USD fuer eine Bruecke. Insgesamt muessten wohl 186 Bruecken in 28 Provinzen gebaut werden, moeglichst bis 2015.

Auch und vor allem : Damit Schuelerinnen und Schueler und Lehrer gefahrloser zur Ausbildung zusammenfinden.

Ist es da nicht verstaendlich, dass verbindliche Berufs - Ausbildungsplaene unter solchen Voraussetzungen noch nicht zentral ausgegeben werden koennen? Ich erinnere mal schwach an die durchaus sinnvolle „Kulturhoheit“ der Laender fuer schulische und berufliche Ausbildung in der BRD. Einem Land, das es mit weniger natuerlichen Huerden in der Landschaft zu tun hat.

Ich will einfach nur „verstehen“. Verstehen, warum Berufsausbildung in Vietnam grundsaetzlich anders aussieht wie in Europa. Die Mittelschicht interessiert mich, wie geschrieben, nicht besonders. Aber : wie werde ich Muellwerker, wie Elektriker, wie Betonmischer, wie Haushaltshilfe, wie Marktverkaeuferin, wie Barmaedchen, wie Dachdecker, wie Fliesenleger, wieMasseuse, wie Blumenbinderin, wie Fahrrad- und Motobike- Mechaniker, wie Parkplatzzuteiler und –waechter, wie Reisbaeuerin , wie Holzfaeller, wie Koehler, … ? Und eben : wie werde ich Krankenpflegerin in einem unwegsamen, zerkluefteten Gebiet mit weit auseinanderliegenden Weilern ? Das will ich erfahren und wissen und recherchieren.

Damit ich etwas ahne vom authentischen , oft sogenannten „echten“, Vietnam, seiner Gegenwart und Zukunft.

In den meisten Expat-Kreisen kommt das alles kaum zur Sprache. Das ist eine andere Welt im gleichen Land. Einige Erkenntnisse beziehe ich von Mitgliedern unseres Stammtisches in Saigon. Man muss viel herumhoeren und miteinander austauschen.

Gruesse, Catinat

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Wolzoff




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BeitragVerfasst am: 24.03.2014, 01:19    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Ein interessantes Thema, Catinat.

Allerdings weiss ich nicht so recht, auf welche Informationen du "stossen" möchtest. Wo gibt es Ausbildungsbetriebe? Was kann man in Vietnam lernen? Oder einfach "nur" Erfahrungsberichte?

Bei letzerem kann ich etwas dazu tun.

Erster Fall
Meine Frau hat Schneiderin "gelernt". Wie du das oben schon beschrieben hast, sie hat es gelernt, so wie man seine Muttersprache lernt oder den Haushalt zu erledigen lernt. Alles ohne Nachweise oder Abschlüsse. Sie ging in eine Fabrik nähen und irgendwann konnte sie es. Dann hatte sie es gelernt.

Zweiter Fall
Eine Bekannte, die mir am Anfang sehr erfolgreich half, vietnamesisch zu lernen und mich mit Literatur über Hue und Vietnam in Englisch versorgte, studierte einst "Tourismus" an der Universität in Hue.
Es war schwer für sie. Ihre Mitkommilitoninnen und -tonen waren aus besser betuchten Familien. Ihr Studium musste sie hauptsächlich über Nebenjobs am Abend in Touristenkneipen finanzieren. Das Geld reichte aber nicht aus und sie brach ihr Studium ab. Nun arbeitet sie in einem Resort in Lang Co und meinte einmal zu mir:"Der Konzern, der das Resort betreibt, hat an vielen Orten in Vietnam Hotels oder Hotelanlagen. Da habe ich die Möglichkeit, an verschiedenen Orten zu arbeiten und Verschiedenes kennenzulernen. Das macht mich flexibler und besser". Sie betrachtet das als Ausbildung und sie ist noch immer begeistert davon. Momentan ist sie in Hoi An. Wahrscheinlich zu so einer Art Fortbildung. Ich werde sie mal fragen, ob sie am Ende sowas wie ein Zertifikat oder dergleichen bekommt.

Dritter Fall
Mein angeheirateter Neffe macht derzeit eine Ausbildung zum Elektriker in Sai Gon. Die Ausbildung besteht hauptsächlich aus Schule und so wie ich es verstanden habe, weniger mit praktischer Arbeit. Auch hier müsste ich nachhaken, was für ein Zertifikat oder gar Abschlusszeugnis er erhält.

fleissig Wolzoff

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„Nichts ist den Mittelmäßigen so verhaßt wie geistige Überlegenheit. Da fließt in der Welt unserer Zeit die Quelle des Hasses.“ Stendhal

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pacisso




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BeitragVerfasst am: 24.03.2014, 05:24    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Catinat
Mir erschließt sich auch nicht, welche Info, ausser Deinen eigenen Erkenntnissen, die Du ja schon anfuehrtest, gesucht wird.

Es gibt keine Kammern, Innungen und Zuenfte hier soweit ich weis.

Die Ausbildung findet nicht fundiert statt, eher ein Nachmachen von vorgelebtem. Die Meister wenn man sie so nennen mag, haben meist sehr beschränkte Moeglichkeiten. Methode oder gar Lehrmittel neben dem Job, keine.

Wenn man Mitarbeiter sucht, bekommt man definitiv keine qualifizierten Leute, egal fuer was.
Der Elektriker kennt nicht die einfachsten Regeln, Sicherheitsmassnahmen, oder gar das lesen von Standardschaltplaenen ist nicht drin.
Einfachste Programmierung, 1. Lehrjahr, koennen sie nicht, das sind dann schon Hochgebildete hier Smilie

Buchhalter die von der Uni kommen haben ein Zertifikat, koennen aber keine Buchhaltung in einem Miniunternehmen machen.
Alles muss man ihnen erklaeren, wirklich einfachste Grundlagen, Regeln, Vorgehensweisen.

Schreiner...
Da wird's wirklich traurig.
Die Handfertigkeiten vergangener Zeiten erreichen sie nicht mehr, was da in welcher Form an Bauelementen gefertigt wird, ist ein Grausen.

Kunsthandwerk auch, alte Statuen, Altaere, Betten sind um Klassen besser als neue.
Ich frage mich ob das Systembedingt ist, also diese Rueckwaertsentwicklung.

In Dalat sehe ich in der Familie, das die aelteren Mitglieder alle extrem hohe Bildungsniveaus, sprachlich, technisch, handwerklich auch Grundlagen vorweisen.
Belesen sind sie, nicht so die junge Generation.

Manches Wissen geht verloren, Schade.
Es gibt keine Lehrplaene, Richtlinien fuer Handwerker.
Oft liegen die Qualifikationen der Bauhandwerker unter Heimwerkerniveau. Ob das am Informationsfluss liegt?
Oder ist es ein Leck mich am Arsch Denken?

Keine Ahnung, nach was suchst Du denn?

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Catinat
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BeitragVerfasst am: 24.03.2014, 06:50    Berufsausbildung Antworten mit ZitatNach oben

« pacisso » hat folgendes geschrieben:
Catinat
Mir erschließt sich auch nicht, welche Info, ausser Deinen eigenen Erkenntnissen, die Du ja schon anfuehrtest, gesucht wird.

Es gibt keine Kammern, Innungen und Zuenfte hier soweit ich weis.
Keine Ahnung, nach was suchst Du denn?


@ Pacisso und Wolzoff : Danke. Nach genau diesen Deinen und nach Wolzoffs Erfahrungen , nach Euren Erfahrungen , vielleicht auch in Details, suche ich. Ich will wissen, ob sie sich mit meinen Erfahrungen decken. Weil fuer mich nichts selbstverstaendlich ist in diesem Land.

Es waere ja moeglich, dass es in Berufsnischen auch einfacherArt eine Art beruflicher Ausbildung gibt. Etwa auf lokaler Ebene. Ich weiss es eben nicht, es interessiert mich, darum poste ich.
In einer vietnamesischen Urkunde meiner Frau wurde als Beruf „Schneiderin“ angegeben.

Sie hat in Wirklichkeit das Noetigste von der Mutter gelernt, ihr „abgeguckt“. Eine alte „Singer“ ist auch da. Das ist alles.

In einer Ecke in der Tran Hung Dao gibt es eine Art taeglicher, allmorgendlicher „Stellenvermittlung“. Bis 7 Uhr morgens. Da kann man fuer den Tag jemanden fuer Arbeiten bekommen. Der „Vorteil“ : der, der das leitet, „haelt seinen Kopf" fuer Leistung oder Nichtleistung hin, wenngleich ohne Folgen fuer die mit den Arbeitsergebnissen Unzufriedenen. Der Stundenlohn soll 70.000 Dong betragen. Nach welchem Prinzip die Arbeiten an wen vergeben werden, weiss ich nicht.

Nun lese ich im Nebenbei der „Flussueberquerung“, dass es etwas wie eine Ausbildung von Krankenpflegerinnen oder Krankenschwestern auf lokaler Ebene geben soll. Ich will mich kundig machen darueber, wer so etwas organisiert und welche Vorteile das fuer die Ausgebildeten bringt.

Ich lebe in einem Land, inmitten von Millionen arbeitenden Menschen – und weiss eigentlich so wenig ueber ihr Leben. Wenn Ihr mehr wisst, dann tragt es doch gemeinsam zusammen. Ein Puzzle mit Riesenluecken wird es sowieso.
Wie organisiert sich Arbeit und Ausbildung in Vietnam auf der Ebene der Millionen ? Moeglichst an Beispielen.

Wird man zum Beispiel in Nha Trang Fischer ? Oder Bootsbauer ? Indem man dem Vater und aelteren Bruedern jahrelang zur Hand geht oder kann man das lernen ? So auch auf andere Berufe bezogen.

Eure Beitraege haben schon etwas geholfen. Meine Beobachtungsvermutungen bestaetigt. Den Austausch finde ich fuer mich wichtig, um ein Bild des Landes zu bekommen. Vielleicht gibt es noch mehr Beobachtungen dazu.

Gruesse, Catinat

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Pho_Bo
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Anmeldungsdatum: 27.02.2009
Beiträge: 745
Wohnort: Sachsen


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BeitragVerfasst am: 24.03.2014, 18:56    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Die Ausbildungssituation bessert sich in Vietnam zunehmend.Seit einigen Jahren bestehen Kooperationen mit deutschen Bildungsträgern aus Industrie und Handwerk. Hier wäre das Projekt GENEV( German Education Network for Employability ) zu erwähnen.

In Vietnam gibt es regional bereits Berufsschulen,welche aufgrund dieser Projekte entstanden sind,meist im Gefolge von Industrieansiedlungen. Es gibt zum Beispiel das Berufsbildungszentrum LILAMA Dong Nai unweit von Ho Chi Minh City. Diese Projekte werden teilweise auch mit französischer Unterstützung realisiert.

Berufsausbildung im Handwerk ist leider noch nicht so etabliert wie in Deutschland.In Hanoi lassen einige ihre Lehrlinge an Berufsschulen lernen.Das Problem sind die alten Denkweisen welche in den Köpfen zu beseitigen sind.Diskussionen,welche ich hier auch in Deutschland führe.Hier ist auch die Methode beliebt das die Kinder den Gemüseladen oder das Restaurant weiter führen...oder aber studieren,auch wenn die schulischen Leistungen eher zu wünschen übrig lassen.Dazwischen kommt nichts.Nur wenige erlernen einen Beruf im Handwerk oder in der Industrie.Mir sind in den letzten 10 Jahren gerade 4 persönlich bekannt geworden.

Ich hoffe,das die Kooperation in der Berufsausbildung diverse Imageprobleme beseitigen kann.Das sehe ich wohl als Hauptgrund in Vietnam und auch bei den Vietnamesen in Deutschland.Ich engagiere mich in meiner Freizeit sehr für meinen kleinen Freundeskreis von Vietnamesen was dieses Thema betrifft.

Weiterführende Informationen:
www.genev.de

http://lilama2.edu.vn/



MfG Bo

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Catinat
Gast










BeitragVerfasst am: 24.03.2014, 20:49    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

@ Pho-Bo , sehr konstruktiv : Markus Kamann , Projektleiter von Genev, hat meine volle Zustimmung.

Es wird zu wichtigen kleinen „Ausbildungsinselchen“ kommen. Wichtig !

Nur : es duerfen nicht nur honorige Investoren oder Sponsoren sein, sondern auch einige Berater , die mit der Mentalitaet einfacher vietnamesischer Menschen vertraut sind.

Da liegt eine „Huerde“, deren NUTZUNG (!) , nicht „Ueberwindung,“ gemeistert werden muss. Wie kann ich die vorhandene Einstellung, meine Tochter, mein Sohn lernen die Arbeitsweise durch mich – nutzen ? Nicht mit dem Ziel „ veraendern“, sondern auf vorhandenem und zuzugestehendem (einfachen) Potential aufbauen. Solche Projekte weiter entwerfen, die an Vorhandenes anknuepfen.

Mir faellt da einiges ein.

Oh, waere ich doch juenger und koennte da noch Hilfestellung leisten . Ich wuerde mir einiges zutrauen aus meiner Berufserfahrung plus dem bisschen Vietnam - Landeserfahrung - ein Traum …

Lange Jahre einzelkaempfender Berufsschulklassen- Lehrer fuer aus verschiedenen Gruenden angeblich „nicht vemittelbare Jugendliche“. „Jungarbeiterklassen“ im Ruhrpott . Wir fanden immer eine Loesung. Fuer jede und fuer jeden. Man muss kaempfen. Solch persoenlicher Einsatz mit Abaenderungen waere auch fuer Jugendliche dieser sozialen Gruppen in Vietnam notwendig. Auch Inselbildung. Mit langem, langem Atem. Gesponsorte Projekte sind nicht schlecht, reichen aber nicht. Mediatorenausbildung waere vonnoeten. Ach so vieles … packt es unter Beruecksichtigung der landes und regionaltypischen Mentalitaeten an. Aber bitte : richtig.

Auch Lilama 2 = beeindruckend.

Vielleicht muss im Bereich des Aufbaus eines ausgebildeten Mittelstandes tatsaechlich von oben nach unten gearbeitet werden. Dann sackt es bis in die Regionen „Schneiderin , Fischer, Bootsbauer, Muellwerker, Haushaltshilfe , Betonmischer …etc.“ vielleicht allmaehlich durch. Ein gewisser Druck wird notwendig sein. Aber der muss von Vietnamesen kommen , nicht vordergruendig von uns !!!

Gruesse, Catinat

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