Mein Osterfest in Vietnam lief etwas als eures. Mir ist es wohl gelungen ein bisschen tiefer einzutauchen. Zumindest habe ich auch mal eine Kirche von innen gesehen...
Im Prinzip begann es fuer mich am Gründonnerstag, wo ich den Gottesdienst der Protestanten um 19.30 besuchte. Diese Veranstaltung gefiel mir nicht besonders, obwohl man sich in Phan Thiet viel um die Auflockerung bemuehte. Es wurden Gedichte aufgesagt, Lieder vorgetragen und gemeinsam gesungen, über den LCD-Fernseher in der Kirche wurden Ausschnitte der Passion Christi gezeigt, etc.
Irgendwie war das aber alles sehr unorganisiert, v.a. die Mikrofone wurden meiner Meinung nach falsch eingesetzt und schlecht gesteuert... Ich habe glaube ich oben erwahnt: Die Katholiken begannen mit dem Osterfest ebenfalls Donnerstags, aber früher und bei denen ging das wohl auch länger...
Am Freitag gab es wohl wieder eine Veranstaltung in beiden Kirchen, was aber irgendwie an mir vorüberging.
Am Samstag waren abends wieder Gottesdienste. Ich nahm nicht teil. Freunde von mir schon, einige davon ersetzten damit den Kirchgang am naechsten Tag. Soweit ich das mitbekommen habe haben Katholiken bis tief in die Nacht in der Kirche gesessen. Bei den Protestanten waren es nur ein paar Stunden.
Der Sonntag - der große Tag - begann fuer mich um 5.30 Uhr. Ich zog meinen neuen Anzug an und machte mich wie am Donnerstag schick, um zum Gottesdienst um 6 Uhr pünktlich zu erscheinen. Es gelang mir nicht, da das Taxi - wie auch schon am Donnerstag - auf sich warten liess, so dass ich 10 Minuten zu spät war. Ich war nicht der Einzige der nicht pünktlich war, was man auch schon auf dem Weg zur Kirche sah, denn immer wieder begegneten mir auf dem Motorrad Frauen im Ao Dai und Männer im Anzug, die ich dann in der Kirche wiedersah.
Diesmal gefiel mir der Gottesdienst sehr gut. Es wurde viel mehr gemeinsam gesungen, die Chöre in allen Altersstufen haben diesmal im Vergleich zum Donnerstag super gesungen. Ich vermute, dass das an der Person lag, die das Mischpult steuerte und diesmal für einen besseren Ausgleich der Mikrophone sorgte. Ausserdem gab es eine Tanzeinlage von jungen Vietnamesinnen und wie schon am Donnerstag wurden Gedichte von Kindern aufgesagt. Die Kirche war voll, quoll aber nicht über. Der Pfarrer, den ich natürlich wegen meinen geringen Sprachkenntnissen nicht verstand, ist mir dennoch sehr sympathisch. Er bemühte sich auch, während der Predigt mal die ein oder andere Geschichte auf witzige Weise zu erzählen und musste sogar einmal selbst herzhaft lachen. Der Gottesdienst in Phan Thiet war dann um 9 Uhr vorbei. Nach dem Gottesdienst gab es noch ein gemeinsames Osteressen, an dem ich aber nicht teilnahm. Ich habe Fotos gemacht, von denen ich unten einige zeige.
Da ich am Nachmittag nach Sai Gon fuhr konnte ich sehen, dass viele Katholiken auch noch am Nachmittag an teilweise sehr eindrucksvollen Gottesdiesten teilnahmen. Hier waren die Kirchen wirklich übervoll und die Gottesdienste wurden vielmehr "nach aussen" also vor den Kirchen zelebriert. Meine Frau erklärte mir, dass Katholiken ihren Glauben im Gegensatz zu Protestanten offensiver und öffentlicher leben. Ich kann das nicht beurteilen, aber der Eindruck von den Gottesdiensten und einige Geschichten, die mir vom Kirchenbau der Kirchen in Mui Ne erzählt wurden, bestätigten das.
Die Protestanten feierten Nachmittags nichts mehr. Einige meiner Freunde gingen da schon wieder ihren normalen kirchlichen Terminen nach, z. B. zur Chorproben, Diskussionsrunden über Gott und die Welt...äh Bibel, etc.
Abends wurde ich ebenfalls Zeuge der Veranstaltung des DRD, von der ja Catinat schon berichtete. Gerüchteweise sollte man dort auch Catinats Sohn sehen können!?!? Mein Platz war in einer der hinteren Ecken, so dass ich - ausser bei einer persönlichen Begrüßung, wo ich ca 10 Sekunden im Kamerascheinwerfer dem Publikum zuwinken musste - wohl nicht allzuoft zu sehen. Gut so, denn meine Begleitung bleibt bei sowas auch lieber bedeckt. Leider konnte ich das Konzert nicht gut sehen, da ich wirklich in einem ungünstigen Winkel hinter dem Mischpult saß. Hinzu kam, dass das ganze von einem Kameramann gefilmt wurde, der mir und anderen allzu oft die Sicht verdeckte. Das nächste mal werde ich mir einen Platz reservieren lassen. Ich weiss nicht, wieso die Veranstaltung gefilmt wurde - falls das irgendwer im Fernsehen oder auf Youtube sieht, dann wäre ich dankbar für einen Hinweis.
Da ich die Veranstaltungen auf deutscher Seite auch aus dem Jahr 2008 (2009?) kenne, kann ich sie dieses Jahr nur jedem ans Herz legen. Besonders der Künstler The Vinh beeindruckt mich immer wieder. Er hat leider nur noch einen Arm, spielt damit aber gleichzeitig Gitarre und Mundharmonika. Das alles sogar noch mit sehr viel Ausdruck. Nicht auszudenken, wie er ohne diese Behinderung spielen würde. Übrigens stammt er aus Phan Thiet, wo ja auch meine Frau herkommt. Beide verstehen sich gut und als ich bzw. meine Frau ihn kennenlernte waren wir uns alle sofort sympathisch.
Hier ist der Link zu einem Video in dem er, zusammen mit Richard Fuller und Thuy Tien, die ich ebenfalls sehr sympatisch finde musiziert. Das Lied wurde so übrigens auch schon bei der ersten Deutschlandtour gesungen und wurde auch bei diesem Konzert präsentiert.
Richard Fuller meinte, dass The Vinh auch dieses Jahr wieder mit nach Deutschland kommen will. Ich freue mich - meine Frau auch. Richard Fuller selbst kann man übrigens in letzter Zeit auch öfter in Nha Trang erleben. Dort tritt er regelmaessig in einer Bar auf. Wo genau, teile ich gerne per PN mit. Genaue Termine weiss ich aber nicht. Er wird aber in nächster Zeit - soweit ich weiss ab Ende diesen Monats - aus privaten Gründen Vietnam einige Zeit fernbleiben.
Zurück zur Kirchlichem bzw. dem Fazit meiner Eindrücke, bzw. wie ich die (protestantische) Kirche diesmal erlebt habe. Alles in allem habe ich jetzt nur den Vergleich zwischen den Kirchen in Mui Ne (200X) und in Phan Thiet (2011). In Mui Ne war es doch um einiges "strenger" (das ist irgendwie das falsche Wort, denn so wirklich streng war das jetzt auch nicht, aber naja - man erwartete eben mehr von den Leuten - so mein Eindruck). Die Gottesdienste waren länger, wobei nicht erwartet wurde, dass man die ganze Zeit über da bleibt. Ich hatte dort zunächst den Eindruck, dass dort wenig hinterfragt wird. Wie ich jetzt erfahren habe, wendeten sich einige (aus gutem Grund, auf den ich aber nicht näher eingehen will) von der Kirche in Mui Ne ab und hin zur Gemeinde der Kirche in Phan Thiet. Hier sieht man alles etwas lockerer und ist irgendwie viel toleranter. Ausnahmen bestätigen hier die Regel, z. B. wurde ich von einem Christen gleich nach dem Gottesdienst zum Biertrinken eingeladen. Ich habe ja schonmal erwähnt, dass Alkohol, Zigaretten und Glücksspiel eigentlich nicht erlaubt sind. Naja, eine Ausnahme eben - eine die mir aber sympathisch ist.
So nun aber genug... hier nun einige Bilder vom Ostersonntag.
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