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 Kindererziehung Deutschland oder Vietnam?

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aea.vn
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Anmeldungsdatum: 23.05.2009
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BeitragVerfasst am: 19.07.2011, 07:19    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Zitat:
@aea.vn:
Ihr habt in Hai Duong Spielplätze?!?

Nicht wie in Deutschland:
Wir haben an vielen Stellen offene Tore der Behoerden und auch der Pagoden. Dort spielen die Kids. Es stehen dort schon mal Wippen und einfachste Geraete, Fussballtore....
Ebenso haben wir mehrere Parks (nicht weit voneinander entfernt). In diesen finden sich Spielgeraete, Badmintonnetze usw.
Fussballplaetze und freie Flaechen gibt es genug.

Auch eine Art Spielplatz ist der Hof der Kirche. Viel Platz und im Zentrum. Der "Vergnuegungspark" ist eher duerftig fuer europaeische Verhaeltnisse.

Was ich sehr schoen finde, ist die Parkanlage um den See. Da trifft man sich und ist durch Gehweg und kleine Stuetzmauer von der Strasse getrennt. Einige Sachen dort sind gegen Gebuehr und auch nicht immer da. Soll heissen, dass die Huepfburg nur am Wochenende aufgebaut ist, aber Tretboote sind immer verfuegbar.

Die Kids spielen sehr viel Fussball und Schach. Wenn man ihnen das Radfahren beibringen will, dann geht man in Richtung Nacimex Hotel. Sehr breite Strasse und kein Verkehr....aber Strasse.

Kleine "Mietautos" fuer die Kids gibt es am Sportcenter in Hai Duong. Das aber meist nur am Wochenende.

Gruesse

Juergen (kleine Stadt und daher nichts zu weit weg Smilie )

_________________
Ich bin was ich bin. Ein Deutscher der in Vietnam lebt und gerne in seiner neuen Heimat ist. Smilie

https://www.facebook.com/juergen.eichhorn.77

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willi25
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BeitragVerfasst am: 19.07.2011, 12:50    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Schönes Thema und danke an Su- Tu für den aufgemachten Thread.

Jeder kennt sie, jeder erlebte und erlebt sie, jeder hat seine Erfahrungen mit der Erziehung und praktiziert diese selber. Unterschiede zwischen Deutschland und Vietnam in der Erziehung der Kinder erleben wir täglich. Was richtig und was falsch ist, da kann man trefflich trüber diskutieren.
und das Auge des Betrachters spielt da keine unwesentliche Rolle.

Zuerst mal Beispiele aus unserem Alltag.

Vor einigen Tagen hatten wir zwei vietnamesische Familien im Hotel.
Die Kinder der Familien waren so im selben Alter.
Unterschied war, das die eine vietnamesische Familie im Ausland beheimat ist und die andere in Vietnam lebt. Und die Unterschiede im Verhalten und Auftreten der Kinder waren doch sehr markant.
Die Einen hatten einen ganzen Sack voll Spielzeug dabei. Von Lego, Karten, Puppen usw. und die Anderen wollten von den Eltern beschäftigt werden. Und wenn die Eltern nicht sofort spurten, wurden die Wünsche der Kleinen durch diese lautstark artikuliert.
Die eine Schar Kinder konnte schwimmen, die Anderen nicht.

Eine Familie sitzt zum Mittagessen bei uns im Restaurant. Mutter, Vater, Sohn und Tochter. Die beiden Lütten waren knapp unter 10.
Der Sohn, der Jüngste in der Runde, hatte auf einmal das Bierglas vom Papa in der Hand und wollte gerade trinken. Der Vater, ganz entsetzt, nahm dem Sohn das Glas aus der Hand und meinte, dass das Bier nicht für ihn ist und er davon Bauchschmerzen bekommt.
Wau, dachten wir uns. Das ist gute Erziehung.
Der Vater rief dann einen Kellner und fragte, ob warmes Bier für seinen Sohn da ist, da das kalte Bier nicht gut ist. Wau, dachten wir, welche Erziehung.

Allgemein habe ich den Eindruck gewonnen, das die Eltern ihrem Nachwuchs definitiv das Beste angedeihen lassen wollen, aber irgendwie selber zwischen Baum und Borke stehen. D. h., auf der einen Seite in der Tradition verhaftet sind, was die Erziehung angeht, und auf der anderen Seite die Kinder anders, moderner, erziehen möchten, das "wie" aber nicht klar ist. Bildung, Bildung, Bildung ist und bleibt hier eben auch das Schlagwort.

Wenn`s zu dicke kommt, fällt mir immer wieder ein Spruch ein:
Früher hatten die Kinder Rotznasen, heute haben die Rotznasen Kinder.
Nach dem Motto, ein Kind muss ich haben, auch wenn ich gerade mal die Pubertät überstanden habe. Wird schließlich erwartet und was aus dem Kind wird, einfach mal abwarten.

Der andere Punkt, welcher mich nervt und den Kam schwellen lässt, ist das Kind als Abbild des Status. Großes Auto, großes Haus und fettes Kind.
Das Kind muss essen, wird gemästet und gestopft wie eine Weihnachtsgans, ohne zu überlegen was dem Kind damit angetan wird.

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honro2009




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BeitragVerfasst am: 19.07.2011, 16:55    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Ich wollte es nicht glauben! Es ist ganz normal das die Kinder im Alter von 4 Jahren und aelter ganz normal mit der Familie CAFE SUA DA trinken. Einen wirklich starken Kaffee. Ich dachte das ist ein Einzelfall und habe mich bei verschiedenen coffeeshops informiert. Das ist doch in Vietnam ganz normal. He, Wie Bitte??? Eine Erklaerung fuer mich das viele Kinder sich hyperaktiv verhalten. Wie bescheuert sind denn die Eltern? Ja, Bier das ist oft auch ganz normal. Das hat doch nichts mit dem Mangel an Essen in der Vergangenheit zu tun?
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dp
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BeitragVerfasst am: 19.07.2011, 17:19    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Ich habe erlebt: Kind 3 Jahre, schon 3 Wochen eine Erkältung, zum Abendessen gab es erstmal eine halbe Flasche von diesen Red-Bull-Power-Shoots also das konzentrierte Zeugs.

Meine Aufklärung was das denn eigentlich ist und wie das wirkt wurde natrürlich ignoriert.. Für mich war dies ein wirklich trauriger Moment..

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su-tu




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BeitragVerfasst am: 19.07.2011, 22:40    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Jaaaa, diesese scheiss Redbull-Imitate, die hier an Kinder verteilt werden, als wären es Softdrinks.
Vor 2 Jahren war unter den Tet-"Gaben" Winken für meine Schwiegermutter ein ganzer Karton davon.
Na und wer hat den bekommen? Natürlich die Kleine, die wohlgemerkt vor 2 Jahren erst 7 war!!
Auf meine Beschwerde, dass das nichts für ein 7 jähriges Kind ist, kam Achselzucken und ein "Ihr schmeckt das so gut!"

Das Problem hier ist, dass die die Kinder kriegen, in der Regel selbst noch Kinder sind. Das haben ja ein paar von euch auch schon angesprochen.
Um den Anstand zu wahren, müssen die jungen Paare, die sich deswegen oftmals auch noch gar nicht richtig kennengelernt haben -in meinen Augen zumindest noch nicht ausreichend um sich auf ein restliches Leben miteinander festzulegen- schnellstmöglich Heiraten und wenn sie das erstmal getan haben, wird dann auch sofort von allen Seiten Druck gemacht, innerhalb des Jahres nach der Hochzeit ein Kind auf die Welt zu setzen.

Das alles passiert hier in einer Zeit, in der deutsche Jugendliche und ganz junge Erwachsene erstmal ihre Freundinnen und Freunde wechseln wie Unterhosen, oder sich bei ein paar längerfristigen Beziehungen austoben und ausprobieren können. An den Wochenenden oder bei ganz extremen Fällen auch unter der Woche, wird ausgegangen und sich amüsiert bis der Arzt kommt und Unfug angestellt, bis die Polizei kommt.
Die Kids da haben auf jeden Fall ausreichend Zeit, um sich die Hörner abzustoßen, sich langsam-wenn ihnen danach ist-festzulegen, im Notfall nochmal die Reissleine zu ziehen, falls man sich getäuscht hat und es doch noch nicht die grosse Liebe war und auf jeden Fall erstmal ruhiger zu werden und ganz langsam und in Ruhe erwachsen zu werden, bevor man sich beruflich und beziehungstechnisch dann wirklich festlegt, ernst macht und Frau oder Mann und Kinder bekommt.

Das alles bleibt den jungen Leuten in Vietnam so ziemlich gänzlich verwehrt, weil es sich für die jungen Mädchen nicht gehört und die Jungen, wenn sie an einem anständigen, netten Mädel interessiert sind, dann auch gleich Nägel mit Köpfen machen müssen, wenn sie die Beziehung über 1-2 Mal Kino oder Eisessen gehen ausbauen wollen.
Darüber hinaus hinken vietnamesische Jugendliche in ihrer Entwicklung den Europäischen, bzw. Westlichen um einige Jahre hinterher.
Sie sind also, wenn sie vom Datum her eigentlich schon 20 wären, was bei Westlern vermutlich schon einem frühreifen 24 entsprechen würde, vom Verhalten und Empfinden her schätzungsweise erst 15 oder 16.
Sie sind meist wesentlich unerfahrener, unreifer und verschüchterter, als ihre gleichaltrigen ausländischen Pendants.

Sie sind also durch und durch noch Kinder wenn sie in eine Familiengründung geschubst werden, was sowohl Überforderung im Eheleben als auch in der Kindererziehung nach sich bringt.
Die Sensibilation für Gefahrenquellen beispielsweise ist in diesem Stadium ja auch noch gar nicht richtig ausgeprägt.

Ich bin mit Anfang 20 auch noch bei allem was der Kahn hergegeben hat (damals 230 mit Winterreifenabriegelung leider nur 220 Km/h Smilie ) auf der linken Spur in knapppen 4 Stunden von Berlin nach München geheizt und recht lustig wars...
Das würde ich heute vermutlich nicht mehr tun. Ganz einfach schon aus dem Grunde, weil ich inzwischen schon mehr Erfahrungen gesammelt habe und mehr gesehen habe und weiss welche Folgen ein Unfall bei diesem Tempo (auch in einem unkaputtbaren Mercedes) haben kann und deswegen, würde ich es schon alleine aus Verantwortungsbewusstsein gegenüber einem eventuellen Beifahrer oder den anderen Verkehrsteilnehmern nicht tun.

Aber damals war ich jung und habe noch gar nicht soweit gedacht. Da ging es in erster Linie um den Spass und das unvergleichbare Gefühl, wenn man von hinten mit seinem schwarzen Teufel angeflogen kommt, den Linksblinker und die Lichthupe unter Dauerbeschuss und der kleine VW-Polo vor einem panisch das Weite auf einer der beiden "Verliererspuren sucht"
(Man beim Schreiben dieser Worte, spüre ich aber doch noch etwas von dem Benzin im Blut.. Winken )
So wie viele vielleicht in jungen Jahren die Achterbahn den hellen Wahnsinn fanden und später dann, wenn sie ein wenig älter waren, aus Sorge vor dem "Was wäre wenn.." und dem "was da nicht alles passieren kann.." nie mehr eingestiegen sind.

Was ich mit meinem kleinen, aber feinen Beispiel ausdrücken möchte ist, dass man in diesem Alter ja noch gar nicht so weit denkt. Man ist da ja noch so wundervoll sorg- und arglos..
Und wenn man da halt dann schon ein 2-3 jähriges Kind hat, dann ist klar, dass man sich noch nicht soviel dabei denkt, dieses am Strassenrand toben zu lassen oder den Zwerg zwischen sich und den Motorradlenker zu keilen und auf gut Glück durch die Stadt zu brausen.
Man hat noch gar kein Gespür für das was sein "könnte".

Das nächste Problem dass dann noch hinzukommt ist, dass die jungen Eltern meist erst im Laufe ihrer noch jungen Ehe feststellen, dass sie gar nicht zusammenpassen, eine Trennung in Vietnam aber nicht schicklich ist.
Die teilweise noch Frischvermählten, leben dann also nurnoch nebeneinander her, der Mann sucht meist das Weite mit Freunden, Frauen und dem Alkohol und die junge Mutter bleibt alleine mit dem Kind Zuhause und ist verbittert, überfordert und frustriert was mich zur traurigsten, vietnamesischen, durchaus noch gängigen Erziehungsmethode bringt: Das Schlagen!

Und das tun in Vietnam nicht wenige und nicht gerade sanft.
Da gibts nicht nur mal einen Klaps auf den Po oder eine "geschmiert" sondern da wird häufig richtig schön draufgehaun.

Unsere beiden "Pho-Suppenkochenden" Nachbarn mit dem kleinen Mädchen z.B. hauen der Kleinen für jeden noch so bescheuerten Anlass eine runter.
Da wird vorher nicht erst lange erklärt, dass sie dieses oder jenes, aus diesem oder jenen Grund nicht tun soll, sondern es wird nichts gesagt, bis sie tut was sie nicht tun soll und dann schepperts aber sofort, wenn sie es getan hat.
Das Mädel versteht dann auch im Grunde nicht mal, warum sie jetzt eine gelangt gekriegt hat..

Die Frau eines Freundes meines Mannes verhaut ihren 3 jährigen Sohn beim nichtigsten Anlass.
Und zwar so richtig! Der kleine hat immer wenn ich ihn sehe grosse, dunkle Blutergüsse und blaue Flecken.
Was da abgeht ist wirklich nurnoch zum heulen und da können dann 5-10 Männer gerade beim Essen im selben Zimmer sitzen und Zeugen werden und keiner macht den Mund auf, weil jeder der Meinung ist, dass man sich da nicht einmischen soll. Das es einen nichts angeht.
Da bin ich schon häufiger mit meinem Mann zusammengerückt, weil ich den Mund nicht halten konnte, er aber meint, dass man sich hier bei sowas rauszuhalten hat..

Als meine Schwiegermutter einmal mit dem Rohrstock auf die Kurze los ist, weil sie nicht in die Schule gehen wollte, konnte ich auch nicht anderst, als mich dazwischen zu stellen, was mir hinterher eine Belehrung von meiner Schwiegermutter eingebracht hat, dass man sich in Vietnam älteren nicht wiedersetzt und ihnen nicht wiederspricht.
Ich bin allerdings erwachsen und konnte das, anders als die Kleine die Schläge auch getrost wegstecken, dass ich da eine Abreibung bekommen habe.
Ich würde es beim nächsten Mal auch mit Sicherheit wiedertun..
Seltsamerweise hat die Oma solche Aktionen aber seit diesem Zwischenfall in meiner Anwesenheit unterlassen, auch wenn sie noch so gekocht hat vor Wut..

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su-tu




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BeitragVerfasst am: 19.07.2011, 22:50    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

@Courti,
Sie ist schon wirklich ein ziemlich selten doofes Exemplar.
Natürlich haben -besonders die Schwiegermütter- hier so viel Autorität, dass sich sämtliche Frauen vor den Müttern ihrer Männer regelmäßig vor Angst fast in die Hose machen, aber ich kenne ausser dieser Frau niemanden, der -um seinem Kind nicht zu schaden oder noch mehr zu schaden- so einen Zwischenfall nicht "beichten" würde.

King King frägt übrigens, ob du Lust hast, ab und zu mit ihm über yahoo-messenger zu schreiben..sein Nick lautet: Flincke_Pfote :lol:

@aea.vn:
Unsere Kirche+grosser Hof hat wie sämtliche andere Einrichtungen auch, die man einigermaßen zum spielen nutzen könnte, einen hohen Zaun mit grossem verrigelten Tor dazu.. Traurig
Ich frage mich schon lange, wie ich das mal mit meinen Kindern machen werde.
Wenn ich da an meine eigene Kindheit denke: Schnitzeljagden durch die Natur, Baumhäuser, Indianer-spielen,..und und und
Ich finde die Natur für eine erlebnissreiche und fördernde Kindheit sehr, sehr wichtig.
Die tristen, grauen Gassen und voll befahrenen Strassen hier ohne dass geringste Gründ finde ich schrecklich. :(

QWilli25
Danke für die Blumen, aber ich glaube die Idee war ja ursprünglich gar nicht von mir.
Ich hatte soweit ich mich erinnere lediglich versprochen mich darum zu kümmern und versprochen ist versprochen Winken

_________________
http://keovietnam.blogspot.com


Zuletzt bearbeitet von su-tu am 19.07.2011, 22:56, insgesamt einmal bearbeitet

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Cong_Chua87




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BeitragVerfasst am: 19.07.2011, 22:50    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

@su-tu

Das was in diesem Fall als großes Problem ansehe, ist der Respekt vor älteren und die damit verbundene Einstellung, lieber nichts dazu zu sagen... Da ist egal ob man recht hat und wird als streitstifter hingestellt.

Bei älteren weiss ich auch nicht, wie ich am besten da was sagen soll...bei Schläge, halt ich mich nicht zurück...aber sonst weiss ich nicht wie ich was sagen soll, ohne dass sie sich auf die füße getreten fühlen...

_________________
Trời ơiiiiiiii... @.@

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Catinat
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BeitragVerfasst am: 20.07.2011, 00:12    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Was und wie Su_tu beschreibt, das kann ich absolut bestätigen. Ein vorzüglicher Bericht !

Sie ist eben ganz nahe dran , nein : drin , an und in der Familien- und Nachbarschaftswirklichkeit der etwas gehobenen Mittelschicht des Landes.
Das wenige, was ich von der Oberschicht und ihrem Erziehungsverhalten erfahre : die „arbeiten“ gegenüber den Kindern eher mit moralischem Druck. Auch im Hinblick darauf, dass die Hausangestellten das mitkriegen, wird weniger geprügelt . Ich finde moralischen Druck und Leistungsdruck allerdings mindestens so schlimm wie körperlichen Druck. Aber da unterscheidet sich ein Teil der vietnamesischen Oberschichtgesellschaft nicht sehr von der europäischen.

Dass unsere Enkel von den gesellschaftsmäßig auf ähnlichem Niveau wie bei Su_tu angesiedelten Eltern nicht geschlagen werden, könnte einfach damit zusammenhängen, daß sie meine ihnen etwas fremde Einstellung zum Bestrafen fürchten. Manchmal kocht es sichtbar in ihnen. Aber die Eltern flüchten dann in die aktuelle „innere Emigration“. Meine Frau , nicht immer widerspruchsfrei, würde ihrer Tochter handgreiflich an den Kragen gehen, wenn diese einen ihrer Enkel züchtigen würde.

Kurz zu der mit bekannten Geschichte der Familie meiner Frau aus der ehemals gehobenen südvietnamesischen Mittelschicht : damals waren 11 Kinder in einer Familie keine Seltenheit. An „Erziehung“ in heutigem Sinne war da nicht zu denken. Das „Wolfsrudel“ der Kinder erzog sich selbst und entwickelte weitgehend seine eigenen Regeln. Dazu gehörte : die Älteren haben Verantwortung und passen auf, dass die etwas kleineren unter ihnen auf die kleinsten aufpassen. Die ältesten orientierten sich schon an den alten Leuten und den Eltern im Haus , und so wurde Tradition von oben nach unten hierarchisch weitergegeben. Prinzip aber auch : der, die Stärkere setzt sich durch.

Wo ich eben alles an der Quelle mitkriege, so wie Su_tu, das ist zweitens mehr einmal in der mittleren und unteren Mittelschicht der Nachbarschaft und drittens bei den Menschen , die mehr auf der Straße leben als in einer Wohnung drinnen.

Zu letzteren : Hier sehe ich Eltern oft die Kinder „klatschen“. Aber die haben inzwischen gute Reflexe, und arbeiten intensiv und offenbar mit Freude daran, noch besser den drastischen Maßnahmen auszuweichen und zu entkommen. Manchmal wirkt das schon wie Spaß : die Kurzen provozieren die Altvorderen auf der Straße und tauchen blitzschnell weg. Gelingt nicht immer.

In der Nachbarschaft wird etwa so verfahren, wie Su_tu das beschreibt. Nur :
Den Rohrstock gibt es nicht. Bevorzugt wir der Gürtel.

Mütter schlagen häufiger als Väter.

Ganz so oft, wie es bei Su_tu geschildert wird, kommt das aber nicht vor. Einmal alle drei oder vier Wochen ist für die notorischen „Wiederholungstäter“ unter den Kindern „etwas gefällig“.
Die spontane Ohrfeige erlebe ich nie. Oft aber die ausgiebige Prügel. Junge oder Mädchen : egal.

Eine Familie, die das so „hand“habt, ist sehr gut angesehen in der Nachbarschaft. Auch meine Frau stimmt in den Chor der Anerkennenden ein.

Eines Tages ging es meinem kleinen Freund Moi an den Kragen, weil er dauernd ins Internetcafe ausbüchste. Ich war noch Schuld, will ich ihm heimlich oft etwas Geld dafür zusteckte. Die Familie griff zur Fahrradkette und band Moi an die Haustür an. Das klingt jetzt furchtbar. War es auch : für Moi – und für mich. Aber das allen sichtbare Ergebnis : es war ein Bild auch zum Lachen. Die Situation entspannte sich sehr schnell und Moi (persönlich und körperlich) und ich (moralisch) wurden bald unter viel Gelächter von der Fußfessel befreit.

Wichtig ist wirklich, was Su_tu auch vermerkt : Außenstehende dürfen nicht eingreifen und nicht in Frage stellen. Das macht alles noch schlimmer.

Das Besondere des „Paarungsverhaltens“ bei viel zu jungen vietnamesischen Jugendlichen mit den Konsequenzen ist auch vollkommen richtig von Su_tu beschrieben worden.

Ich sehe die „Erziehung“ in Vietnam auf den verschiedenen gesellschaftlichen Stufen , bzw. die Nicht-Erziehung oder auch Fehlerziehung allerdings nicht so dramatisch wie die meisten hier im Thread.

Ich bin in Deutschland als Nachkriegs - Kind noch mit regelmäßigen Schlägen aufgewachsen. Nicht gut ! Nicht in Ordnung ! Ich bin dadurch auch als Jugendlicher in eine Ecke gedriftet, in der Gewalt untereinander wichtig war.

Über den persönlichen Umweg als Schüler in einer „Erziehungsschwierigenschule“ in einer Gesellschaft , die stärker als die vietnamesische zwischen Gewalt und Gewaltlosigkeit unterschied und dadurch zu anderen Lösungen kam , kam ich dazu, mich beruflich dafür zu interessieren.

Ich erfuhr : nicht die reine Gewaltausübung in der Familie ist von primärer Bedeutung. Sondern zuerst, wie das Kind grundsätzlich die emotionale Wärme und Nähe (oder die Kälte) zu den Handlungsträgern erfährt. In einer eher warmen Gesamterziehungssituation wirkt elterliche Gewalt ganz anders als in einer von Kälte geprägten. In Vietnam habe ich bei der mittel-mittelschichtigen Nachbarschaft das Gefühl einer sehr engen, positiven , (vietnamesischen ) Geborgenheit gebenden Grundverfassung. Vor allem Väter haben oft eine große Nähe zu ihren Kindern.

Ja, noch stärker tritt diese so wichtige emotionale „Nähe“ in der Ruppigkeit der Unterschicht zutage.

Und das erscheint mir wichtig als Grundlegung für ein ausgeglichenes , im ganzen eher positives Erziehungsbild einer Gesellschaft.

Es mögen viele „Mängel“ zu vermerken sein. Ich komme zu ganz anderen Schlüssen als die Mehrheit hier. Vielleicht, weil ich wie Su_tu im Alltag große Nähe zum Geschehen habe und mir dennoch Abständigkeit leisten kann.

Freundliche Grüße, Catinat

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