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 Mord in Dresden

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su-tu




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BeitragVerfasst am: 14.07.2011, 10:35    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Zitat:
Jugendstrafrecht kann unter Umständen auch auf bereits erwachsene Täter angewendet werden


http://www.jugendstrafrecht.de/taten-in-verschiedenen-reifestufen.htm


Ich bin früher über mein Wahlfach in der Schule eine Woche lang täglich aufs Gericht gegangen.
Damals wurde in etwa jede 2.Straftat, die Verhandelt wurde nach dem Jugendstrafrecht entschieden.
Fast keiner der Täter war da unter dem 21. Lebensjahr, weswegen sich mir der Eindruck vermittelt hat, dass das so ziemlich standardmäßig angewandt wird.
Dass das dann demnach, wie`s aussieht alles junge Leute, mit schon ein paar anderen Kriminalitäten im Gepäck waren, ist mir damals so nicht aufgefallen.
Wird dann wohl aber so gewesen sein müssen.

Da haben wir also im Grunde genommen, irgendwie beide Recht gehabt.

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Courti
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BeitragVerfasst am: 14.07.2011, 14:25    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Zitat:
Jugendstrafrecht geht grds. nur bis 18 Jahren, wenn Reifeverzögerungen vorliegen, dann auch bis 21 Jahren. Maßgeblich ist das Alter zur Tatzeit, nicht das Alter am Tag der Gerichtsverhandlung. Wenn also das Verfahren lange gedauert hat, kann jemand, der zur Tatzeit 20 war auch noch mit 23 Jahren in der Gerichtsverhandlung nach Jungdstrafrecht verurteilt werden.

So hats mir meine Schwester grad geschrieben.

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BeitragVerfasst am: 14.07.2011, 14:40    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Auch das passt irgendwie zum Thema:
http://www.focus.de/panorama/welt/prozess-mutter-stellt-sich-mircos-peiniger_aid_645807.html

Was muss in der Mutter vorgegangen sein???

Das entzieht sich meiner Vortsellungskraft

Juergen

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su-tu




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BeitragVerfasst am: 14.07.2011, 22:39    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

@Courti,
ich meine trotzdem irgendwie mich erinnern zu können, dass die nicht alle schon einen lange Liste im Petto hatten (wahrscheinlich täusche ich mich da aber wie es scheint).
Kannst du mal bei Gelegenheit deine Schwester fragen, ob die Anwendung des Jugendstrafrechts (in Ausnahmefällen oder Sonderregelungen) sich in den letzten 10 Jahren in etwa verändert hat?
Ich meine, damals gab es da was, mit eben ca bis 25,26 jährigen, die in der Ausbildung sind, also nach Abschluss der Schulzeit noch nicht fest ins Berufleben eingetreten sind und auch sonst in diesem Alter noch nicht wie Erwachsene agieren.

@Jürgen,
dass ist einfach nur krank. Wenn ich einer der beiden Elternteile wäre, könnte ich vermutlich nicht vor Selbstjustiz zurückschrecken.
Wenn man sich erstmal überlegt, was die Eltern gefühlt haben müssen, als erst das Kind nicht nach Hause kommt und danach von der Tat erfahren zu müssen.
Zu guter letzt dann noch, was in einem vorgehen muss, wenn man der Person gegenübersitzt, aufgrund derer das eigene Kind nicht mehr lebt (und auch noch unter solchen Umständen) und mitansieht, wie der Täter aber noch schüchtern schmunzeln kann, als er von seiner dritten Scheidung (himmel, ich habe gerade zuerst von seiner dritten Kleidung geschrieben) erfahren hat.

Als Elternteil drehst du da doch voll ab.
Die werden auch für den Rest ihres Lebens nicht mehr froh werden und haben dieses Päckchen jetzt bis an ihr Lebensende zu tragen.

LG
Su-Tu

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Courti
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BeitragVerfasst am: 14.07.2011, 23:08    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Vielleicht wäre es besser, wenn AndyNguyen was dazu sagen kann.
Der ist ja immerhin schon länger im Geschäft.

Ich vermute:
Du warst jünger und die Täter sahen für dich somit älter aus,
als du sie jetzt im Rückblick in Erinnerung hast.

Oder:
Die Gerichte waren so überlastet,
dass zwischen Tat und Verhandlung einige Jahre lagen.

Sich in Täter oder Opfer hineinzuversetzen...
Ich bin froh, dass ich das von Berufswegen vermutlich nicht tun muss,
davon geht man sicher schneller kaputt,
als einem lieb ist.
Ich habe nach dem Vorfall in Sittensen öfter nachgedacht,
was wäre wenn meine Frau da gearbeitet hat.

Im Endeffekt ist es denke ich besser, sich nicht mit solchen Gedankenspielen zu belasten.
Das ist so wie wenn man im Dunkeln nach Hause geht:
Dreht man sich einmal um, dreht man sich immer und immer wieder um
und denkt ständig, da hat sich was bewegt.
Letztenendes gibt es einfach immer ein Risiko. Überall.
Dieses Risiko besteht und vermutlich ist es sogar gut so.
Es darf uns aber nicht beherrschen.

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BeitragVerfasst am: 15.07.2011, 13:29    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

su-tu,
Zitat:
Wenn ich einer der beiden Elternteile wäre, könnte ich vermutlich nicht vor Selbstjustiz zurückschrecken.


Das sind die Gedankenspiele die Courti angesprochen hat. Die koennen einen in den Wahnsinn treiben. Egal ob man das Depression nennt oder anders. Ich meine damit nicht Dich, sondern stelle nur meine Meinung dar.
Ich glaube ganz fest, dass keiner sagen kann wie er reagieren wuerde. Ich jedenfalls kann das nicht sagen...

Meine Mutter hat immer folgendes gesagt: "Der Mensch hat die Gabe negative Erlebnisse zu vergessen. Kann er das nicht oder fehlt ihm diese Gabe...so wird er krank oder wahnsinnig."
Sie hat da nicht unrecht. Einfaches Beispiel:
Jeder der sich mal einen Arm, Bein oder sonst was gebrochen hat vergisst die Schmerzen. Ich kann mich an die Schmerzen nicht entsinnen (und ich hatte viele Brueche...sehr viele). Ich halte das fuer ein Schutzfunktion unseres Gehirns.
Genau so ist es mit der Trauer. Ich vermisse meine erste Frau, Mutter und Vater. JA. Aber die tiefe Traurigkeit und das Gefuehl gelaehmt zu sein ist weg. Ansonsten koennte ich nicht leben....richtig?

Sorry das war nicht ganz im Thema, aber es passt irgendwie zu Verbrechen und Verarbeitung von Erlebten.

Juergen

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BeitragVerfasst am: 16.07.2011, 06:24    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Zitat:
Ich habe nach dem Vorfall in Sittensen öfter nachgedacht,
was wäre wenn meine Frau da gearbeitet hat.


Wie meinst du das, oder besser gesagt, was meinst du damit?

Jürgen, sicherlich verblasst auch so eine schreckliche Tat mit der Zeit, man gewöhnt sich "irgendwie" -vermutlich zwar mehr schlecht als recht, aber immerhin tut man es-, daran und der Alltag kehrt auch noch so einem schrecklichen, traumatischen Geschehen wieder ein.

Das ist der Lauf der Dinge.
Mit der Selbstjustiz, als Folge, gehe ich auch in erster Linie auf die Zeit unmittelbar nach dem Verbrechen ein.
Wobei es auch später nicht auszuschliessen wäre, genauso wie eine psychische Erkrankung, weil bei Mord eines Familienmitgliedes, der Schmerz das ganze Leben lang, jeden Tag neu definiert wird.
Wenn du dir den Arm gebrochen hast, dann gehst du zum Arzt, der gipst ihn dir ein und nach einiger Zeit ist der Arm wieder heil und in der Regel wieder genau so, wie er es vorher war.
Wird beispielsweise ein Kind ermordet, dann werden die Eltern im Grunde wahrscheinlich täglich durch irgendwelche Situationen daran erinnert.
Sei es das Lehre Kinderzimmer, die immer wiederkehrenden Geburtstage, an denen man sich vermutlich denkt, heute wäre er/sie 13 geworden.., spielende Kinder, an denen man draussen dauernd vorbeikommt, vielleicht ehemalige Spielkammeraden vom eigenen Kind, die man hin und wieder auf der Strasse sieht und mitkriegt, wie die sich weiterentwickeln und dann denkt, wie würde mein Kind jetzt vermutlich aussehen, sprechen, sein..., Medienberichte über ähnliche Verbrechen..
Und und und...da gibt es so unendlich viel, was die alten Wunden immer wieder neu aufreisst.
Es also so vergessen zu können, wie vielleicht ein Auto das man mal hatte, das einem geklaut wurde und wo man sich inzwischen ein neues als Ersatz angeschafft hat, ist schier unmöglich.

Die psychische Belastung ist um so vieles stärker.
Sein Leben danach wieder einigermaßen in den Griff zu kriegen und sich nicht der Verzweiflung und blinden Ohnmacht hinzugeben ist ein wahnsiger Gewaltakt, den viele nicht schaffen.
Zwar leben auch die, die es nicht schaffen in der Regel "normal" weiter, aber bei denen zeichnen sich dann in vielen Bereichen des Leben und evtl. durch einige "Ticks" ab, die sich die betroffenen aneignen.

Lg

Su-Tu

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BeitragVerfasst am: 16.07.2011, 06:43    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

su-tu,
Ja...wo Du recht hast...hast du recht.

Wenn man ein Kind verliert, dann ist sicher eine ganz andere Sache. Meine ehemaligen Schwiegereltern koennen den Tod von Petra nicht verschmerzen. Sie altern brutal schnell und haben auch den "Lebenssinn" verloren.

Sie werden erst erloest, wenn sie diese Welt verlassen koennen.

Und Du hast schon wieder recht: Gerade dieses ist eine der Situationen, in denen ich eine Wunde verspuere.

Juergen

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Zuletzt bearbeitet von aea.vn am 16.07.2011, 06:44, insgesamt einmal bearbeitet

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BeitragVerfasst am: 16.07.2011, 06:43    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Ich habe mich, bis auf die Pflichtkurse, mein ganzes Studium und später im Berufsleben vor allem gedrückt, was mit Kriminologie und Strafrecht zu tun hat. Und das war auch gut so. Daher jetzt nur Bücherwissen und Beobachtungen aus den Medien:

Opfer und Opferfamilien sind, mitunter über Jahrezehnte, nachhaltig traumatitsiert. Nicht selten kommt es noch Jahre später zu Selbstmorden. Das Problem scheint wohl hauptsächlich darin zu liegen, dass der Staat, vertreten durch die Justiz, die Bühne nach der Verurteilung des Täters verläßt. Die Opfer und ihre Familien sind dann mit der Auf- und Verarbeitung der Geschehnisse allein oder auf private Hilfe angewiesen. Die Täter durchlaufen Resosalisierungsmaßnahmen, mit welchem Erfolg auch immer. Staatliche Maßnahmen für die Opfer fallen eher dünn aus, wenn es sie den überhaupt gibt.

Und der zivilrechtliche Ausgleich, z.B. Schmerrensgeld ist ja nicht nur von der Leistungsfähigkeit des Täters abhängig, in Vergleich zu Schmerzen oder Tod ist er nicht einmal ein Tropfen auf den heissen Stein.

Bei Opferhilfe und Betreuung sehe ich ein großes Versagen im deutschen System.

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(dt.: Jeder ist für seine Taten selbst verantwortlich)

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BeitragVerfasst am: 16.07.2011, 06:58    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

AndyNguyen,
genau das hat Su-Tu hier auch angesprochen. Wir kuemmern uns um die Taeter, aber nicht um die Hinterbliebenen. Das ist echt traurig....

Eigentlich schon fast unmenschlich.....

Juergen

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BeitragVerfasst am: 16.07.2011, 08:01    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Ich stelle einen aktuellen Link rein, den ich gerade gelesen habe.

Ich will dazu aber vorab eines sagen: Es gibt immer Fehlschlaege bei Resozialisierung und ueber erfolgreiche Eingliederung von Straftaetern in die Gesellschaft berichtet kein Mensch. Schlagzeilen bedeuten $ und die Sensationslust erhoeht die Auflagen von Zeitungen.....

Ich habe einen Traum vom perfekten Tag: Du machst die Zeitung / Internet auf und die Schlagzeile heisst: "Heute keinen nennenswerten Zwischenfaelle".
Die Zeitung hat nur eine Seite......

http://www.morgenpost.de/politik/article1703423/Entruestung-nach-Rueckfall-von-entlassenem-Sextaeter.html

Juergen (Traeumen ist was tolles.....)

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BeitragVerfasst am: 16.07.2011, 10:42    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Hast du deine Exfrau verloren Jürgen?
Mein aufrichgies Beileid!
Ich hoffe, es ist ok für dich, wenn ich da ein bisschen drauf eingehe?
Wenn nicht, sag es mir bitte umgehend, dann werde ich das selbstverständlich auch nicht mehr ansprechen.
Ich vermute mal, dass sie durch Krankheit und nicht durch ein Verbrechen ums Leben gekommen ist?!
Du warst der in dem Fall, der Ehemann (weil du Schwiegereltern geschrieben hattest?!) und das ganze liegt schon einige Jahre zurück.
Es fällt dir bestimmt heute noch schwer, daran zu denken und diese traurige und schlimme Erfahrung zieht sich bis heute auch so hin und wieder durch deinen Alltag und beeinflusst dein Denken, deine Ansichten, deine Einstellung und folglich auch deine Entscheidungen und Taten.
In deinem "akutellen" Leben, spielt es zwar keine massive Rolle mehr, ist aber unterbewusst doch irgendwie da und kommt so dann und wann zum vorschein, beispielsweise, wenn jemand in deinem Bekanntenkreis irgendetwas blödes macht und du den Eindruck gewinnst, er würde dadurch wertvolle Zeit seines Lebens verschwenden oder unnötig seiner Gesundheit schaden und dadurch sogesehen, seine kostbares Leben riskieren, bzw zu riskieren es (drastisch?!) zu verkürzen.

In vielen verschiedenen Situationen, wird man hin und wieder auch konkret daran erinnert, wie hier gerade durch dieses Thema und die daraus entstandene Diskussion.

Ich würde gerne die "Gunst der Stunde" nutzen um -durch diesen Schicksalsschlag von dir- den anderen besser nahelegen zu können, was ich meine.
Ich hoffe deswegen sehr, du verstehst mich nicht falsch und nimmst es mir auch nicht übel, wenn ich jetzt sage, dass du in dem Falle aber "nur" der Ehemann warst. Du hattest vor ihr ein Leben ohne sie kennengelernt, hast sie nicht grossgezogen und ihre einzelnen Schritte und Erfolge im Leben geteilt (die ersten Schritte, der erste Zahn, die Einschulung, die erste Liebe, vielleicht Angst vor den ersten Stunden in der Fahrschule...und so weiter), musstest dich nicht rund um die Uhr um sie kümmern und versorgen ect.
Also alles das, was ihre Eltern für sie tun "mussten".

Jetzt muss man sich mal überlegen, wie schwer die erste Zeit aber allein schon für dich war und wie traurig die Erinnerung daran, die dich vermutlich dein Leben lang begleiten wird, noch heute ist.
Nun muss man sich einmal in die Situation der Eltern hineinversetzten.
Wie grausam das für diese ist, ihr Kind verloren zu haben und wie gesagt, tagtäglich spüren zu müssen, dass da ein Loch ist. Das sie fehlt und nicht wiederkommen wird.
Man sagt ja, Kinder sollten nicht vor ihren Eltern sterben. Das ist nicht so vorgesehen und bestimmt das schlimmste überhaupt, dass einem wiederfahren kann.
Eltern, deren Kinder durch Krankheit ums Leben gekommen sind, haben aber den klitze kleinen "Trost", dabei gewesen zu sein, in den letzten Momenten vor dem Tod.
Sie wissen, wie es von statten gegangen ist, konnten eventuelle Leiden, Schmerzen oder Ängste ihres Kindes vielleicht lindern, konnten da sein.
Sie konnten diesen letzten Weg gemeinsam mit ihrem Kind gehen und wissen, (ist vielleicht in so einem Fall ein wenig sehr blöd ausgedrückt aber,) dass es ihrem Kind "gut" ging.
Aber selbst schon mit diesem Wissen, ist die Sache für die Eltern nur sehr schwer zu verkraften.

Wurde das Kind allerdings ermordet, also ist Opfer eines Gewaltverbrechens geworden, dann quält man sich tagaus, tagein dann auch noch mit Fragen wie: Hatte mein Kind schmerzen? Hatte es Angst? Ging es schnell oder hat sich der Tod langsam hingezogen? Hat es an seine Familie gedacht? Hat es gehofft wir würden kommen und es retten können? ...
Da ist dann also zusätzlich erschwerend diese Ungewissheit, ausserdem macht man sich unter Umsänden dann selbst noch Vorwürfe, dass man dem Kind nicht zur Hilfe kommen konnte.
Man konnte es nicht retten, ihm nicht die Schmerzen nehmen, nicht die Angst...

Diese Gedanken werden die Eltern, deren Kind einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist begleiten -und zwar ein Leben lang.
Das ist die engere Familie. Der Täter nimmt also nicht nur seinem Opfer willkürlich das Leben und beendet diesen und reisst den Menschen so völlig unverhofft aus der Welt heraus.
Das Opfer wird nie Kinder bekommen können (für den Fall, das es noch keine hatte), nie sein Enkelkind im Arm halten, nie sein Diplom erhalten, nie das Buch zuende lesen können, dass es angefangen hat, nie den Urlaub antreten, den es sich so lange gewünscht hat...es wird nie wieder irgendetwas tun können, was es vielleicht wollte.
Es ist tot. Unwiederruflich.
Für das Opfer geht es ab diesem Punkt nicht mehr weiter. Hier endet alles.

Für die enge Familie, Freunde, Bekannte und Verwandte geht der Alptraum aber hier erst richtig los und weiter bis (wie Jürgen ganz gut ausgedrückt hat!) der eigene Tod eines Tages sie dann von ihren Leiden und Schmerzen erlöst.

Niemand hat den Täter zu seiner Tat gezwungen. Er entscheidet aus freien Stücken, all diesen unbescholtenen Menschen so etwas anzutun.
Woher nimmt er sich das Recht? Wer erlaubt ihm so willkürlich über das Leben anderer zu entscheiden?
Warum sollte diese Person also wie gesagt noch ein "Recht" darauf haben, möglichst wieder gesellschaftsfähig gemacht zu werden, um danach sein eigenes Leben so gut es geht wieder aufnehmen zu können?!?!
Das will mir wirklich nicht in den Kopf!
Ein Leben hat er ganz genommen und für all seine anderen Opfer (ich sage all seine anderen Opfer, weil er ja auch in das Leben von Familie ect. eingreift und es ruiniert) macht er deren restliches Leben zur Hölle bis zu deren bitteren Ende.

Das alles wohlgemerkt auf eigene Verantwortung/auf eigenen Wunsch!

Lg

Su-Tu

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BeitragVerfasst am: 16.07.2011, 11:28    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Hallo Su-Tu,
es ist kein Geheimnis und ich kann Dir sagen wie das war.

Das betreffende Jahr war nicht so ganz einfach. Ich war schon in Vietnam taetig und versuchte etwas aufzubauen.
Meine Mutter wurde sehr krank und starb. Ich konnte mich verabschieden und sie war 1930 geboren.
Mein Vater hatte Alzheimer. Bis zum Tod meiner Mutter ging das alles ganz gut und dann ging es auch mit ihm sehr schnell bergab (Geboren 1915). Er hatte ein schoenes Alter erreicht und eines Tages sagte er ganz klar an Telefon: Setz Dich ins Flugzeug, ohne Mama mag ich nicht mehr. Sofort ein Ticket gekauft und los (gleicher Tag). Ankunft Frankfurt 7:00 Uhr morgens. Er ist in der Nacht einfach ganz friedlich eingeschlafen und hat sich von allen verabschiedet. Er war "seine Entscheidung"....wenn man das so sagen kann.
Meine Frau (Petra) hatte einen sehr seltenen Krebs. Ewing-Sarkom. Diagnose im Juni und gestorben an Weihnachten. Dieses will ich nicht ausweiten, da sehr persoenlich und nicht einfach...noch immer nicht.

Das war kein leichtes Jahr und es ist auch kein Geheimnis. Ich tat mich schwer das zu verarbeiten, habe es aber gepackt. Ich habe meine Lebensfreude zurueck und eine kleine Familie.

Ich muss auch ganz ehrlich eines sagen (klingt evtl hart): Ich bin sehr froh kein Kind mit Petra gehabt zu haben. Ich vermisse sie und werde das auch immer tun...

So nun wisst Ihr etwas mehr ueber mich.

Juergen

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BeitragVerfasst am: 16.07.2011, 13:32    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Um`s mit schwarzen Humor zu nehmen und die Stimmung ein bisschen zu lockern: Gut gemacht Jürgen und jetzt gib den Therapieball bitte weiter an Catinat. Winken

Nein ernsthaft,
das ist ein heikles Thema und ich weiss auch nicht, wer hier wieviel schwarzen Humor versteht und für wen es wann makaber wird oder unter die Gürtellinie geht,
deswegen lass ich das jetzt auch.

Zudem kann ich mir vorstellen, was man fühlen muss, wenn man einen geliebten Menschen verliert.
Krebs hatte ich mit 18 auch selber, habe aber (klopf, klopf, klopf) wie man ja sehen kann im letzten Moment noch die Kurve gekriegt.
Im selben Jahr in dem bei mir die Diagnose gestellt wurde, ist auch der Vater meiner Freundin an der selben Krankheit erkrankt, allerdings mit dem Unterschied, dass er ein knappes Jahr später nicht mehr war.
Ich hatte fast schon Schuldgefühle, dass es bei mir irgendwann wieder bergauf gegangen ist und bei ihrem Vater nurnoch bergab.

Ich könnte mir gut vorstellen, dass du Jürgen, dich auch nicht ganz leicht damit getan hast, dir dein neues Liebes-und Familienglück, vor dir selbst auch moralisch zu rechtfertigen?!
Aber was sollte man denn aus moralischen Gründen tun? Sich zum sterben mit dazu legen?!?
Dass das eigene Leben weitergeht und das des anderen nicht, ist furchtbar schrecklich und eine wiederlich grausame Zwiespältigkeit, aber derjenige, der Krank ist, sollte so fair sein und den anderen "am Leben lassen".
Mit Sicherheit -keine Frage- ist das ein wirklich harter Brocken und ein emotionales Loch, aber das ist ja auch klar und klar ist auch, wenn man eine andere Option hätte, dann würde man seinen Partner nicht freigeben wollen, aber man hat sie nunmal nicht und darf trotz Krankheit nicht nur an sich selbst denken und muss so gerecht sein, den anderen wie gesagt, nicht mit in ein "lebendes Grab" zu drängen.

Jemanden, besonders an dieser Krankheit sterben zu sehen, ist ein wirklich hartes Stück, weil es die Leute im wahrsten Sinne des Wortes dahinrafft.
Das und die Hilflosigkeit der Angehörigen, ab einem gewissen Punkt, nichts mehr tun zu können ist für viele ein harter Schlag und knabbert ganz schön an den Reserven und der Psyche.
Meine Freundin und ihre Mutter haben sich gegen Ende, hart gesagt, im Grunde gewünscht, dass "er" endlich stirbt.
Sie konnten nicht mehr und konnten ja auch nichts tun.
Diesen Verfall mit ansehen zu müssen und sich jeden Tag aber wieder aufs neue ans Bett des Erkrankten zu stellen und heile Welt zu "machen" ist nicht jedermans Sache und nicht für jeden über einen solchen Zeitraum psychisch zu verkraften.

Ich für meinen Teil kann mir ja noch nicht einmal den Moment vorstellen, da meine Eltern nicht mehr sind. Ich hänge schrecklich an ihnen und habe durch meine Übersiedlung nach Vietnam sowieso schon das Gefühl, sie im Stich zu lassen und zusätzlich wertvolle Zeit mit ihnen zu verlieren, was ich später, wenn es mal soweit ist, mit Sicherheit zutiefst bereuen werde.

Um aber nicht komplett vom Thema des Threads abzuweichen und zu meinen post davor anzuknüpfen,
(ich hoffe ja, dass die anderen zwar gerade sehr enthaltsam sind, trotzdem aber mitlesen) vielleicht haben die letzten Einträge euch ja ein bisschen sensibilisiert dafür, wie schrecklich und hart es ist, ein Familienmitglied zu verlieren und das schon unter "normalen" Umständen wie Krankheit und wie sehr derjenige, der zurückbleibt daran zu knabbern hat und zwar für immer.
Ganz los wird man es auf alle Fälle nie. Je nachdem wer gestorben ist und wie und wie stark, die eigene Psyche ist, verkraftet man es irgendwann besser oder gar nicht und nimmt sich evtl. deswegen irgendwann selbst das Leben.
Die Angehörigen, die zurückbleiben wenn jemand stirbt, sind also mindestens genauso wichtig, wie die Person, die stirbt, weil ihr Leben ja dadurch beeinträchtigt und von Grund auf verändert wird.

Sollte der Täter dann nicht auch für diese Schuld zahlen müssen, dass Leben der Angehörigen und Zurückgebliebenen zerstört zu haben auch dafür bestraft werden, oder warum darf er irgendwann wieder ein "normales" Leben führen, was Familie und Freunden seines eigentlichen Opfers verwehrt ist.

@Jürgen: Hut ab, dass du die Kurve so relativ gut gekratzt hast.
Das du die Sache ab einem gewissen Punkt, in gewisser Weise für dich abschliessen konntest und ein neues Leben angefangen hast.
Hast recht.

Lg

Su-Tu

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BeitragVerfasst am: 16.07.2011, 13:51    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Also wie soll ich's sagen,ohne mich in die Nesseln zu setzen.
Su-tu, ja ich habe natuerlich mitgelesen, und kann nur noch mal bekraeftigen, das auch ich mit der Familie des Opfers mitfuehle. Natuerlich. Nur hoert der Prozess des Vestehens und Verstehen wollens dort nicht auf. Fuer dich allerdings schon. Irgendwie einseitig. Beides gehoert zum endgueltigen verstehen und begreiffen dazu. Die Opfer und die Taeter. Denn nicht selten waren Taeter frueher auch mal Opfer. Wie wuerdest du ein Familienmitglied beurteilen, das jetzt Selbstjustiz an dem Vietnamesen uebt. Du haettest Verstaendnis nicht? Weil du die Vorgeschichte kennst. Kennst du sie nicht bleibt nur der Taeter uebrig und dann?
Meiner Meinung nach muss der Staat die Taeter versuchen zu "normalisieren", weil sie eben auch fuer Strafvollzugsbeamte noch gefaehrlich sein koennen. Und um seine Angestellten sollte der Staat sich schon sorgen. Ich halte es aber auch fuer duerftig, das in Sachen Aufarbeitung die Opfer wenig getan wird und sie auf sich selbst gestellt sind. Und der Staat aus finanzieller Sicht nichts fuer die Opfer tut. Aber deswegen die Taeter weiter verrohen lassen? Nach meiner Ansicht muesste es auch staatliche Programme fuer die Opfer geben. Aber die kosten Geld, das am Ende von den Krankenkassen uebernommen werden muesste. Aber die Zahlen ja bekanntlich ungern und deswegen wuerde ich denen den "Schwarzen Peter" zuschieben. Denn sie druecken sich um ihre Pflicht.

beleuchtend Wolzoff

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„Nichts ist den Mittelmäßigen so verhaßt wie geistige Überlegenheit. Da fließt in der Welt unserer Zeit die Quelle des Hasses.“ Stendhal

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