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 Mord in Dresden

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Wolzoff




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BeitragVerfasst am: 11.07.2011, 12:45    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Catinat.
Es gab mal einen sehr interessanten Bericht über Resozialisierungsversuche von Massenmördern und "Schlächtern", die ihre Leichen zerstückelt und eingefroren haben. Sie alle hatten aufgrund der schwere der Taten, Sicherungsverwahrung bekommen. Sollte meiner Meinung der Junge auch bekommen, da er ein grosses Potenzial an Aggressionsbereitschaft an den Tag gelegt hat. Zurück zum Bericht. Alle diese Jungens (oder sollte ich sie Bestien nennen) haben für sich selbst eingeschätzt und darauf bestanden, das sie nie wieder in Freiheit gelassen werden dürfen. Das kam aus ihrem Mund. Und das meine ich. Ich muss diesen Leuten ihre schreckliche Tat fühlbar, mitfühlbar machen. Nur dann, wenn der Täter seine Tat in vollem Umfang erkennt, kann er sie auch bereuen. Und das ist er dem Opfer schuldig. Ist aber eben nicht so einfach.
Was bringt es nun also den Jungen nach Vietnam abzuschieben? Dort (er wird ja sicherlich auch in Vietnam weiterhin im Gefängnis verwahrt) hat er keine sozialen Kontakte mehr, psychologische Betreuung gleich null, und wahrscheinlich ne handvoll Möglichkeiten zur Flucht. Hier wurde die Tat begangen, hier soll er sie auch absitzen. Und natürlich muss man sich überlegen, Straftäter die ihre Zeit in D abgesessen haben, abzuschieben. Aber doch bitte nicht pauschalisieren.

hochachtungsvoll Wolzoff

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Catinat
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BeitragVerfasst am: 11.07.2011, 13:15    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

@ Wolzoff:

Ich denke, genauso wird es auch laufen. Hoffentlich. Über die Sicherungsverwahrung zur Einsicht kommen lassen, die Gesellschaft da draußen ist auch „bestialisch“ – aber auf eine andere, auf ihre Weise. Darum bleibe ich dort, wo die Probleme mit meinen „Bestien“ und mit meinen Einsichten zur Reue eingrenzbar und überschaubar geworden sind.

Nur : hoffentlich kommt er nicht zu sehr auf den Gedanken, nach Vietnam auszuweichen. Der Gedanke an eine Abschiebung kann bei ihm am Anfang genau , wie Du es beschrieben hast, zum Unterlaufen der Sozialisationsbemühungen führen.

Ein vietnamesische Berater oder wenigstens geschulter Beobachter sollte dem Prozess und möglichst auch nachher beiwohnen.

Freundliche Grüße, Catinat

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su-tu




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BeitragVerfasst am: 11.07.2011, 13:20    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

@Wolzoff und Courti,
wir sprechen doch hier nicht von einem jungen Mann, der evtl. eine Scheibe eingeschlagen-, ein Auto geknackt-, oder eine Brieftasche geklaut hat, den man mit grob ausgedrückt(und vermutlich etwas satire) ein bisschen Bauernhofarbeit und Bastelkursen wieder auf den Pfad der Tugend zurückführen- und ihn somit wieder ordentlich in die gesellschaft eingliedern kann!

Wie starlifter schon so schön sagt, der hat einem völlig arglosen Menschen einfach so, aus Langeweile, weil er "mal was spannendes" erleben wollte und ich würde mich zugern nochmal mit euch über eure jeweilige Meinung unterhalten, wenn er das nächste Mal vielleicht eurem eigenen Vater erst einen Stein auf den Kopf schlägt, ein paar mal auf ihn einsticht, ein Kissen auf seinen Kopf drückt, um ihn zu ersticken, noch ein bisschen auf seinem Brustkorb rumspringt, weil man ja gerade schon so schön dabei ist und ihn dann zu guter letzt noch versucht den Kopf abzusegen und ihn in den Kühlschrank zu stopfen, weil er das aus dem Fernsehen, als Mittel die Tat zu verschleiern kennt.

Ich würde so einem Menschen (wenn man das noch als Mensch bezeichnen kann), nicht unbedingt -auch nicht nach erfolgreicher Resozialisierung!- bei meinem nächtlichen Spaziergang alleine mit dem Hund begegnen oder ihn vielleicht durch ein tolles Sozialprojekt als Pfleger meiner Eltern in einem Heim oder als Aufpasser meiner Kinder in einem Kindergarten haben wollen.

Ganz ehrlich, wie gut denkt ihr denn kann man so einen Menschen, der auch schon die Hemmschwelle überschritten hat und eine solche Tat bereits schon einmal begangen hat, wirklich resozialisieren????

Wer sagt uns, dass es ihm nicht auch nach erfolgreicher Resozialisierung (die in Deutschland meiner Meinung nach übrigens Schrott ist) nicht doch früher oder später noch einmal nen Schalter umlegt und er wieder durchdreht?

Ein Menschenleben auszulöschen und das vor allem voraussetzlich, hat meiner Meinung nach kein Recht mehr, wieder in die Gesellschaft eingeführt zu werden.
Welches Recht hat denn das Opfer? Welche Chance auf Neuanfang hat das Opfer? Gar keins, weil es tot ist. Es wird überhaupt nichts mehr machen können.
Da ist etwas unwiederrufliches und unwiederbringliches geschehen.
Der Mensch ist tot. Das kann man nicht wieder ausbessern oder wieder gutmachen.
Das ist nichts was man geklaut und wieder zurückgeben oder ersetzen kann, das ist nichts, was man kaputt gemacht und wieder reparieren kann...

Das ist ein riesenunterschied!!
Auch die Frage, nach der Resozialisierung.
Es macht doch einen gewaltigen Unterschied, ob die Person, ein "normales" Verbrechen, oder einen Mord begangen hat.
Bei Menschen, die einfach irgendwie aus irgendwelchen Gründen von der Bahn abgekommen sind und eine "gewöhnliche" Tat begehen, (wie schwer dann auch immer) hat man bestimmt noch Ansätze und evtl. gute Erfolgsaussichten, aber bei einem Menschen, der beispielsweise ein Triebtäter ist und kleine Kinder vergewaltigt oder einen Mord begeht und zwar wirklich einen Mord und nicht einen Totschlag, quasi einen schrecklichen Unfall nach einer missglückten Schlägerei mit ungewollten, tödlichen Ausgang, einen Menschen, der eine echte Störung im System hat, was will man da resozialisieren??

Klar kann man den fürs erste wieder einigermaßen tauglich in die Gesellschaft eingliedern, aber die Störung wird bleiben.
Die ist weiterhin verhanden so viel Mühe sich diese Person auch geben wird und wie gut sie sich auch wieder "gesellschaftstauglich" machen lässt, kann einem niemand einen Garantieschein dafür geben, dass nicht eines Tages eine Situation entsteht, die diese Person nicht mehr für sich kontrollieren kann und wieder rückfällig wird und wieder sein reguläres, sein unterdrücktes therapeutisch umgeformtes Verhaltensmuster und Empfinden wiederaufnimmt und dann seinen Instinkten folgt, die in diesem Fall ja aber stark von der Norm abweichen und völlig gestört sind.

Wie erfolgreich das deutsche Resozialisierungsprogramm und Einrichtugen für Insassen, wie das Freigängerprojekt sind, sieht man an der Vielzahl von Morden und erneuten Vergewaltigungen, die eben auf solchen Freigängen oder dann eben einige Zeit nach Therapieabschluss und Freilassung verübt werden.
Davor die Augen zu verschliessen und weiterhin ganz fest an die Möglichkeit der Wiedereingliederung von -wohlgemerkt-solchen Straftätern zu glauben und daran festzuhalten und sich mit Gedanken wie "von 10 Mördern, haben nach erfolgreicher resozialisierung aber nur 2 wieder gemordet" ist der Gesellschaft gegenüber unverantwortlich.
2 sind nämlich auch schon 2 zuviel!
Und hier Vertrauen zu haben und sich darauf zu verlassen, dass die Pädagogen schon das richtige Gespür haben und richtig einschätzen können, ob der Täter "geheilt" ist oder nicht- und zudem zu glauben, ein Mensch könnte nicht über Jahre oder sogar Jahrzehnte hinweg täuschen und sich so brilliant und glaubwürdig, tagtäglich verstellen, dass niemand hinter seine Maske blicken kann, ist leichtsinnig und falsch, was eben die schon häufig vorgekommenen Taten auf Freigängen oder nach Freilassung zeigen.

Ausserdem, welches Recht hat den beispielsweise ein Mörder noch auf ein weiteres und vor allem normales Leben?
Warum sollte er das dürfen? Kann sein Opfer es noch?
Dieser Mensch hat sich einfach das Recht heraus genommen, einen anderen aus dem Leben zu reissen, warum zur Hölle, sollte er dann noch ein "Recht" darauf haben, seines wieder ganz normal aufnehmen zu dürfen?!?!
Wegsperren kommt in diesem Fall den Steuerzahler bestimmt teurer, wäre aber für die Gesellschaft durchaus auch die sinnvollere, rentablere Alternative, als eine Therapie und Resozialisierung mit ungewissen Ausgang.
Und die Ungewissheit des Ausgangs kann in diesem Falle nun mal für irgendwen von uns tödlich ausgehen.

Mit der laschen Erziehung und dem gesellschaftlichen Umgang der Gesellschaft mit unseren Kindern und Jugendlichen, habt ihr mich glaube ich etwas falsch verstanden oder besser gesagt, ich habe mich falsch ausgedrückt.
Mit diesem Fall hier hat das überhaupt nichts zu tun. Da spielen diese Faktoren sicherlich keine Rolle und sind nicht der Auslöser für seine Tat.
Diese 2 Punkte sehe ich mitunter als Grund für die steigende Tendez von Kindern und Jugendlichen zur Gewaltbereitschaft und für das allgemein gestiegene Agressionspotential.
"Lasch" für den Erziehungsfehler ist von mir das falsch gewählte Wort.
Mit "lasch" wollte ich eigentlich sagen, dass die Erziehung zwar mitunter bestimmt streng sein kann und die Eltern ihre Kinder sogar schlagen können, nur eben an den gewichtigen Aspekten einer Kindererziehung zu nachlässig sind und den erziehungspädagogisch wertvollen und wichtigen Bereichen zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird oder hier Fehlverhalten an den Tag gelegt wird, was durch einfältige Strenge und Schläge versucht wird zu kompensieren.

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Wolzoff




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BeitragVerfasst am: 11.07.2011, 13:46    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

@su tu.
Ich habs nich ganz geschafft deinen Post zu lesen ... bissl viel Text. Aber lies dir meinen nocheinmal durch. Der Junge muss in erster Linie verstehen, was er da getan hat. Das kann er momentan noch nicht. Noch wird in seinem Kopf die "Flucht nach vorn" herumschwirren, aus der Sache irgendwie "heil" rauszukommen. Solche Flausen muss man ihm nehmen, denn nur wenn er seine Tat wirklich erkennt kánn er anfangen zu bereuen. Wie Catinat schon sagte, man kann Leute (alle Leute) auf kaltblütige Morde konditionieren. Um einen Mord begehen zu können, reicht es emotional (und auch physisch) in eine Extrem ausweglose Situation zu kommen. Das kann jedem von uns passieren. Denn es gehört zur natürlichen Überlebensstrategie. Man kennt (wie der Junge auch) das Opfer nicht und hat deswegen die Chance so gefühllos die Tat durchzuziehen. Das ist der Punkt. Er muss sich, ob er will oder nicht, immer wieder mit der Tat auseinandersetzen, damit sowas wie Reue überhaupt möglich wird. Er kommt bestimmt nicht wieder auf freien Fuss, denn hier ist ja wohl das Merkmal des heimtükischen Mordes gegeben (Diebstahl, Vertuschungsversuch). Ich bin der Meinung, er soll seine Strafe hier absitzen und anschliessend in Sicherungsverwahrung verbracht werden. Mit Therapie. Denn denkt eigentlich niemand an die Vollzugsbeamten, die mit den Leuten tagtäglich zu tun haben, ihnen essen geben und sie eventuell ärztlich versorgen. Soll man denen nicht Rückendeckung geben, in dem versucht das Maximum an menschlichem Gefühl in die "Bestien" zurückkehren zu lassen, das wenigstens die Vollzugsbeamten sicher sind. Nein, oder? Sch... auf die Beamten. Sind ja selber Schuld. Auch im Gefängnis geht von diesen Leuten noch eine Gefahr aus. Auch das ist Resozialisierung ohne den Gefangen jemals wieder frei zu lassen. Und wäre der Junge in Vn, hätte er sicher Chancen aus dem Gefängnis zu entfliehen und letztlich wieder gefährlich für die Gesellschaft zu werden. Untherapiert. Sicher gibt es kein Allheilmittel. Aber bloses sich selbst überlassen halte ich für absolut untragbar. Es wäre erst recht keine Strafe. Und es wird im schon noch unangenehm genug sein, immer wieder von Psychologen den Tathergang und somit die Bilder in seinem Kopf reproduzieren zu lassen. Ich hatte mit Gewalttätern zu tun, die statt ins Gefägnis (wegen Minderjährigkeit) in unsere Einrichtung kamen. Glaub mir das wir kein Zuckerschlecken. Nix mit Swimmingpool und Zimmerservice.

Ich hoffe immer noch auf differenziertere Betrachtungsweisen ...

Wolzoff

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Catinat
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BeitragVerfasst am: 11.07.2011, 14:10    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

An Su_tu finde ich gut, dass sie sich engagiert mit dem Fall auseinandersetzt.
Bei Wolzoff erkenne ich, dass er mir in der Sache sehr nahe steht.

Su_tu. Vielleicht ist es nur ein Gewohnheitsfehler beim Sprechen ; aber beim Denken sollte er vermieden werden :

An dem Jungen ist schlicht nichts zu re - sozialisieren. Er ist ja noch nicht einmal sozialisiert. Das „Re“ ist nicht richtig. Er muss sich sozialisieren. Auf engstem Raum. Ohne Hilfe oder in Einzelhaft oder im unstrukturierten Raum , wenn er abgeschoben wird, kann er das nicht. Mit Leuten, die ihn mit seiner Tat so hart konfrontieren, wie Wolzoff es andeutet. Das wird für ihn, der nicht sozialisiert ist, der Menschen wie Dinge betrachtet, Schwerstarbeit.

Es gibt eine Chance. Zu seiner Sozialisierung in engerem Rahmen. Die darf die Gesellschaft nicht ungenutzt verstreichen lassen.

Meine Prognose : er wird am Ende seiner Anstrengungen unter Ausnutzung aller Chancen nie wieder „frei“ werden. Aber jemand, der aus geringen, jetzt noch nicht verfügbaren Gefühlen heraus eine Hemmung hat, zu töten.

Freundliche Grüße, Catinat

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Catinat
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BeitragVerfasst am: 11.07.2011, 14:53    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Für die Angehörigen des Opfers ist es schrecklich.

Ich möchte noch einmal auf etwas hinweisen, was jetzt eintritt und die Eltern des Täters in fürchterlicher Weise belasten wird.

1. „Vietnamesen“ – ach so. Na klar.“ - die deutsche Öffentlichkeit.
2. „Ja und die Eltern ? Die müssen ja völlig versagt haben mit ihrer Erziehung.“

Die Öffentlichkeit, die schon im Mittelalter festliche Freude bei der Verbrennung von Hexen empfunden hat, kann eine „Bestie“ sein, worauf ich in anderem Zusammenhang schon hinwies.

Viel zu lange ist der „Erziehung“ , der Umwelt, einseitig alle Verantwortung zugeschoben worden.

Die Tötung und Zerstückelung fand zuerst im Gehirn des Täters statt. In einem für die Eltern oder Erzieher schwer oder unzugänglichen Bereich.
Hier ist jetzt jemand , der zur Zeit mehr Hilfe benötigt als alle anderen : die (wahrscheinlich vietnamesischen) Eltern des Täters.

In der Belastung der Eltern liegt allerdings auch eine Chance für den Beginn einer empathisch orientierten Therapie für den Jungen. Folgen seines Tuns zu erkennen.

Freundliche Grüße, Catinat

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Wolzoff




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BeitragVerfasst am: 11.07.2011, 15:05    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Danke Catinat. Das will ich unterstrichen wissen.

@ su tu. Ich verstehe natürlich die "Benommenheit" die man angesichts einer solchen Tat empfindet. Unverständlich wie es aus "Langeweile" zu so einer Tat kommen konnte. Und dieses Gefühl teile ich natürlich.

Aber wie Catinat sagt. Die Familie des Opfers hat das Beleid auf seiner Seite, und die Eltern und Angehörigen des Jungen das Unverständnis und später vielleicht auch die Ausgrenzung. Für sie werden es ebenfalls ganz schwere Zeiten. Vor, während und nach dem Prozess.

Wolzoff

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AndyNguyen




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BeitragVerfasst am: 11.07.2011, 17:21    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Bei jeder Art von Verbrechen macht sich die Gesellschaft auf die Suche nach dem "Warum". Und immer mal wieder werden Theorien auf den Markt geworfen. Prägt die Gesellschaft die Täter (-und die Opfer) oder ist Kriminalität irgendwie als Veranlagung genetisch bedingt? An die Prägung durch die Gesellschaft mag ich nicht glauben, da alle Gesellschaftsformen Verbrechen und Verbrecher hervorbringen. Auch mit der genetischen Vorbestimmung habe ich so meine Probleme bei der Nachvollziehbarkeit.

Und da es der Gesellschaft nun wohl nicht gelingt das Übel bei der Wurzel zu packen bleibt ihr die Abstrafung. Hier konkurieren im Wesentlichen zwei Strömungen:

1.) Die Rächer...Auge um Auge.....
2.) Die hoffungsvollen Resosalisierer.

Auch hier komme ich zu keinem abschließenden Ergebnis. Fakt ist, die Todesstrafe schreckt nicht ab, wäre aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten aber günstiger als jahrzehntelanger Strafvollzug.

Und wie oft darf jemand rückfällig werden bevor ich ihn und die Bemühungen um ihn aufgebe?

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Courti
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BeitragVerfasst am: 11.07.2011, 17:37    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Ich kann nur sagen,
dass ich nicht bei der Tat dabei war
und den Jungen nicht kenne.
Insofern liegt es mir fern hier irgendwelche Prognosen zu stellen.

Ich weiss nur,
dass meiner Meinung nach in Deutschland viel zu viele "Sicherheitsverwahrungen" gemacht werden.
Das wird in letzter Zeit - zumindest meinem Gefühl nach - inflationär gebraucht.

Dann kann ich noch was zu Psychischen Erkrankten sagen.
Wenn dadurch eine Gefährdung für die Allgemeinheit festgestellt wird,
dann bekommt man diesen Stempel ganz schwer wieder los.
Der Vater meines Freundes erstellt derartige Gutachten
und ist scheinbar ein angesehener Mann auf diesem Gebiet.
Er sagt: Manche Kollegen stellen grundsätzlich immer eine Gefährdung fest.
Sie wollen nicht "falsch" entscheiden.
Das halte ich für grundfalsch, denn auch so kann man ein Leben vernichten.

Menschen können sich ändern, daran glaube ich
und was auch immer sie getan haben,
sie haben eine Chance verdient - immer.
Die Frage ist nur, wie hoch man die Messlatte für diese Chance hängt
und diese muss hoch sein, aber nicht zu hoch - nicht unerreichbar.
Ein Mensch braucht immer eine Perspektive.
Alles andere ist unmenschlich, ungerecht.
Ja, ungerecht.
Denn man kann niemals Unrecht wieder gut machen,
indem man weiteres Leid erzeugt.

Und wenn von 10 Straftätern, die freikommen einer nicht rückfällig wird
und der Gesellschaft nützt - und glaube mir,
solche Menschen gibt es und sie sind UNGLAUBLICH nützlich,
dann hat es sich gelohnt, diesem Menschen sein Leben zurückzugeben.
Von einem normalen Leben kann nach dem Gefängnis niemals die Rede sein.
Sowas spricht sich rum und es hängt einem immer nach.
Das ist kein normales Leben mehr, das ist meist ein sehr sehr einsames Leben.
Und darauf vorzubereiten, nach Jahren in denen man sich ent-sozialisiert hat,
dass man wieder einkaufen gehen kann,
mit dem Bus fahren kann und die Blicke der anderen ertragen kann,
aber auch, dass man weiss, was man mit seiner Zeit anfangen kann
oder einfach zu erklären, wie man die 3 Muscheln benutzt,
das ist die Pflicht des Staates.

Eine Garantie, dass nie wieder was vorfällt,
die kann dir niemand geben.
Die kann ich dir aber auch nicht anderen geben.
Damit muss man leben,
und es funktioniert verdammt gut.
Natürlich ist das Geschrei groß,
wenn dann wieder was vorfällt.
Und ja verdammt, das ist einer zuviel.
Aber: Ein Leben ohne Risiko, das gibt es nur,
wenn ALLES geregelt ist und ich bin verdammt froh,
dass das momentan (noch) nicht der Fall ist.

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Catinat
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BeitragVerfasst am: 11.07.2011, 21:05    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Courti : Du musst für eine Prognose nicht bei der Tat dabei gewesen sein.

Das muss der Vater Deines Freundes, der die Gutachten macht, auch nicht.

Aber er muss den Täter kennen und sein Umfeld. Und er wird folgendes schnell erkennen :

Courti : Eine „psychische Erkrankung“ ist ein möglicher Auslöser für deviantes Verhalten. Eine genetische Disposition ist ein anderer denkbarer Grund. Eine umweltbedingte Mit – Verursachung eine dritte. Eine entwicklungsbedingte eine vierte. (Hier spielt das Argument der „Langeweile“ oft eine Rolle .) Mit „Langeweile“ ist Perspektivlosigkeit gemeint ( „Na, wenn das so ohne Aussicht auf Weiterkommen oder Erfolg endlos weitergeht - dann ist das Leben doch nichts wert.“)
Es gibt noch mehr Motive, aber das sind die wichtigsten. Das in die richtige Schublade zu stecken , damit die richtigen Maßnahmen mit entsprechender Prognose auf Wahrscheinlichkeitsbasis eingeleitet werden können , dafür ist der Vater Deines Freundes zuständig, denn der kann das von 1000 solcher Fälle ableiten. Die Schwierigkeit dabei : die Auslöser können sich überlappen und gemischt haben. Er muss das sauber ordnen und trennen. Dafür ist er Profi.
Courti : Nicht die Gefängniskarriere belastet. Die Tat belastet später den Täter !

Und das wäre sogar ein anzustrebender Teil des Therapieerfolges .

Ansonsten unterstütze ich Deine Meinung.

Denkt an die Eltern, Geschwister , wie es auch Wolzoff sagte, und daran, dass sie in dieser Schock - Situation nach all den Jahren plötzlich doch sich einer fremden Kultur mit fremden Maßstäben ausgeliefert sehen. Sie brauchen Hilfe.

Mit freundlichen Grüßen, Catinat

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Courti
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BeitragVerfasst am: 11.07.2011, 21:28    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

« Catinat » hat folgendes geschrieben:
Courti : Du musst für eine Prognose nicht bei der Tat dabei gewesen sein.

Da hast du natürlich Recht,
ich meinte eigentlich auch nur,
dass keiner von uns an Hand eines Nachrichtenartikels urteilen sollte.
Noch wurde das Urteil nicht gesprochen
und es wäre auch nicht der erste Fall,
in dem ein Geständnis sich als falsch erweist
und der ganz anders ausgeht.
Das soll jetzt nicht heissen,
dass es so ist,
aber selbst sowas "Undenkbares" ist möglich.

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su-tu




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BeitragVerfasst am: 11.07.2011, 22:28    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Leider haben sich sämtliche post von euch vor meinem mit meiner Schreibzeit überschritten, sodass ich die erst hinterher lesen konnte.

@Wolzoff u.evtl Catinat Winken
Der Junge wurde aber weder vorher konditioniert, noch befand er sich anscheinend in einer perspektivlosen, auswegslosen Situation.
War ja anscheinend wohl Student und hatte somit wohl ausreichend positvie Zukunftsaussichten.

Er wurde also nicht durch irgendwas zu dem gemacht, was er ist.
Er war es einfach von sich aus schon.
Bei ihm war eine stark ausgeprägte Störung also bereits im Vorfeld bestanden.

Auch vertrete ich meine Meinung an der durchaus sehr hohen Fragwürdigkeit einer "re-sozialisierung" nicht aufgrund eines Schockzustandes ausgelöst durch die Fassungslosigkeit ob einer solchen Tat.

Die deutschen Pädagogen und "Re-sozialisierungsprogramme" sind nunmal leider auch nicht die besten.
Sicher gibt es einige gut ausgebildete Experten auf diesem Gebiet, die auch echte Arbeit leisten können, nur sitzen die leider meist nicht an der notwendigen Stelle und da wo sie sein sollten, sitzt ein Haufen ziemlich nutzloser Stümper.
Die eben beispielsweise "nichts falsch machen wollen" oder nach "Buch" vorgehen ect.

Wolzoff, hast du Ahnung von vietnamesischen Gefängnissen?
Hier hätte er bestimmt keine Gelegnheit zur Flucht und die Zustände in denen er hier dann sein dasein fristen müsste, würden ihm besser zustehen, als die in deutschen Gefängnissen.

Wie gesagt, er hat nicht ein Auto aufgebrochen oder hat eine Bank ausgeraubt..

Von Abschieben war aber meinerseit nicht die Rede.
Obgleich das für Deutschland wohl sicherlich die sinnvollere und kostengüngstigere Variante werde.
Aber er ist wie es scheint in Deutschland grossgeworden und deswegen sehe ich auch keinen Bezug zu Vietnam.

Auch mache ich in diesem Fall nicht die Erziehung oder die Gesellschaft für die Tat verantwortlich.
Wie schon gesagt, sehe ich das als Gründe für Auslöser anderer Schwierigkeiten, gegen die man aber wohlgemerkt sehr wohl noch mit sozialisierung vorgehen könnte.

Sicherheitsverwahrung? Nie wieder auf freiem Fuß?
Wovon träumt ihr?
Ich tippe zu 100% wird der Richter nach dem Jugendstrafrecht entscheiden und der Tatsache, dass er vorher wohl ein unauffälliger Student war, der somit wohl mit beiden Beinen fest im Leben stand und eine gute Aussicht auf eine glänzende Zukunft gehabt hätte.
Das alles wird bei der Entscheidungsgebung mit einfliessen und sich positiv für seine Beurteilung/Verurteilung auswirken..

Ich denke auch nicht, dass man nicht versuchen sollte, den Jungen zu sozialisieren, nur denke ich, ist das vergebliche Mühe und man sollte ihn nicht aufgrund einer "Resozialisation" wieder auf freien Fuß setzen.
Schaden wird es bestimmt nicht, sollte aber im Endeffekt auch keinen Einfluss auf sein Strafmaß haben und er sollte nicht die Möglichkeit bekommen, als ein als wieder gesellschaftsfähiger Mensch betrachteter Mann eines Tages entlassen zu werden.
Ist ja gut, wenn man ihn wiederherstellen kann, aber sein neue gewonnenes Sozialgefühl, kann er ja dann im Gefängnissalltag umsetzen und als gutes Beispiel für seine Mitinhaftierten vorangehen.

Wie gesagt, er hat ein Leben einfach genommen, wie es ihm gefällt, also warum sollte er das Recht auf ein(wie auch immer aussehendes) Leben in Freiheit haben?
Das Opfer darf wegen ihm auch keines mehr führen. Aufgrund seiner eigenmächtigen Entscheidung über das Leben des anderen.

Würden wir in Deutschland ausreichende Experten auf dem Gebiet der Resozialisierung haben und würde alles nach "Plan" verlaufen, wären die Gegebenheiten wieder andere.
Dem ist aber nicht so, weswegen ich für meinen Teil denke, dass der Zug bei diesem Jungen abgefahren ist.
Der wird auch nicht aufrichtig bereuen können, was er getan hat, weil in seinem Hirn dazu die Verständnis vermutlich einfach nicht vorhanden ist.

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Catinat
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BeitragVerfasst am: 11.07.2011, 23:38    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

@ Su_tu :

"Der Junge wurde aber weder vorher konditioniert, noch befand er sich anscheinend in einer perspektivlosen, auswegslosen Situation.
War ja anscheinend wohl Student und hatte somit wohl ausreichend positvie Zukunftsaussichten.
Er wurde also nicht durch irgendwas zu dem gemacht, was er ist.
Er war es einfach von sich aus schon.
Bei ihm war eine stark ausgeprägte Störung also bereits im Vorfeld bestanden. "

Das mag sein oder auch nicht. Wir wissen es nicht. Ich habe nur einen unvollständigen Katalog der Ursachen mit einer Vermutung aufgestellt.

Auch ein Student kann in eine Phase der Orientierungslosigkeit fallen. Das , was einem Menschen als "ausweglos" erscheint, bestimmen wir ja nicht. Es ist "sein" Gefühl, nicht unseres.

Mit freundlichen Grüßen, Catinat

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BeitragVerfasst am: 12.07.2011, 05:49    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Nun, die Richter werden beurteilen müssen, ob der Täter das Unrecht seiner Tat hätte erkennen können, oder ob eine Reifeverzögerung oder andere Gründe (Drogen, Alkohol) dies verhindert haben.

Sollte er nach Jugendstrafrecht verurteilt werden so drohen ihm max. 15 Jahre haft.

Nach Erwachsenenstrafrecht ist es lebenslänglich, was ja nicht ein Leben lang bedeutet.

Sollte die besondere schwere der Schuld bejahrt werden, so ist eine vorzeitige Haftentlassung zur Bewährung ausgeschlossen.

Eine anschließende Sicherheitsverwahrung sehe ich hier nicht. Das wird dann aber von einen psychologischem Gutachten abhängen.

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BeitragVerfasst am: 12.07.2011, 14:02    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Ich gehe mit 99%iger Sicherheit davon aus, dass Deutschland nach dem Jugendstrafrecht verfahren wird.
Danach wird er von einigen Stümpern psychologisch betreut und dann sehen wir ihn wieder..
Also,..ich nicht, ihr! Ich habe dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten und solchen Möglichkeiten ja Gott sei Dank den Rücken gekehrt..

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