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 Kontakte zw. damaligen boat people und Vertragsarbeiern

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linhchi
Gast





Anmeldungsdatum: 19.03.2009
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BeitragVerfasst am: 29.06.2011, 18:13    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

« Cathrin » hat folgendes geschrieben:
« Catinat » hat folgendes geschrieben:
Die fanatischen oder indoktrinierten „Hardliner“ bzw. „Hardlinerinnen“ beider Richtungen scheinen tatsächlich aus dem Ausland zu kommen oder im Ausland zu leben.


Genau diese Tatsache versuche ich doch schon seit Jahren hier und auch in meinem Blog zu vermitteln. Leider bisher mit sehr bescheidenem Erfolg.


@ Cathrin

vielleicht haben die Leute dich nicht verstanden Sehr glücklich

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Micha L






Anmeldungsdatum: 19.11.2003
Beiträge: 2668
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BeitragVerfasst am: 29.06.2011, 18:19    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

« linhchi » hat folgendes geschrieben:
Diese Aussage m.E. nicht schematisch auf folgende Gründen:

1/- Hälfte der Bevölkerung nach 1975 geboren und kennt es nicht anders :

trotzdem heißt Sankt Peterburg nicht Leningrad und Wolwograd nicht Stalingrad, obwohl dort viele Anhänger vom Stalin und Lenin leben und dort sind die Häfte nach 1961 und 1991 geboren sind.


Das bezog sich auf Deine Aussage "kein gemeinsames Volk", was ich zitierte und darauf antwortete.

« linhchi » hat folgendes geschrieben:


2/- Die Gegensätze scheinen vor allem patriotischen Organisationen des ehemaligen Südens im Ausland zu vertreten:


Du kennst wahrscheinlich nicht die Boat - People, die vom Ha Noi und Hai Phong nach Hong Kong und Macao nach 1975 geflüchtet sind. Sie sind von der BRD aufgenommen und leben z.Z. in der BRD. Sie sind auch nicht einverstanden mit ihre nordvietnamesische Regierung .


O.K., die sicherlich auch. Bootsflüchtlinge gab es vor allem im Süden, nach 1975, da muß ich mich korrigieren.

« linhchi » hat folgendes geschrieben:

In der BRD gibt folgende Vietnamesen vertreten:

a/- Süd Vietnamesen , die vor 1975 nach der BRD gekommen sind.

b/- Nord Vietnamesen, die vor 1975 nach der DDR gekommen sind.

c/- Süd Vietnamesen, die als Flüchtlingen ( nach 1975 ) nach D gekommen sind.

d/- Nord Vietnamesen, die als Flüchtlingen ( nach 1975 ) nach D gekommen sind.

e/- Nord Vietnamesen, die ( DDR , Russland, Ungarn , Polen ) nach der Berlin Mauer nach D kommen

f/- Nord und Süd Vietnamesen, die jetzt als Flüchtlingen nach D kommen.

g/- Angehörigen der Nord bzw. Süd Vietnamesen im Rahme der Familienzusammenführung bzw. Heirat nach D kommen.

Es sind nicht nur die patriotischen Organisationen des ehemaligen Südens.


Die sind mir alle bekannt. Aber nicht alle vertreten einen Nord-Süd-Gegensatz, der sich nach der ehemaligen Republik Südvietnam ausrichtet. Nur darauf bezog sich meine Bemerkung.

« linhchi » hat folgendes geschrieben:

In Berlin sollen sie gemeinsam vor der chinesischen Botschaft demonstriert haben : steckt eine politische Hintergrund . Sie zwingen die vietnamesische Regierung auf konfrontation Kurs zu gehen, obwohl die vietnamesische Regierung momentan auf zeit spiel.

Die Regierung befindet sich in Sandwich Position.

1/- Wenn sie keine klare Stellung gegen China bezieht , wird sie als Verräter abgetempelt ( unser heiliges Vaterland an China verkauft).

2/- Wenn sie klare Stellung gegen China bezieht und verliert , dann Nord Vietnam ist wieder zu China gehört. Model Nord/Süd Korea.


Aber sie demonstrieren gemeinsam. Darum ging es mir.
Die meisten sind einfach empört über China. Parolen gegen die vn Regierung gab es sicherlich nicht. Die gemeinsame patriotische Gegnerschaft zu China eint selbst die Rivalen. Das war meine Aussage.

Vietnam bezieht Stellung gegen China, wie die Nachrichten zeigen. Sonst gäbe es keinen Konflikt.
Stellung beziehen bedeutet nicht zwangsläufig Krieg. Der wäre dumm.
Die Annahme, daß China Vietnam heuzutage erobern und angliedern könnte ist absurd. Das passierte 1979/80 schon nicht, heute erst recht nicht, wo Vietnam nicht mehr isoliert ist, z. B. ASEAN-Mitglied, eine Organisation auch gegen die chinesische Hegemonie.

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linhchi
Gast





Anmeldungsdatum: 19.03.2009
Beiträge: 1010


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BeitragVerfasst am: 29.06.2011, 18:31    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

@ Micha L

ASEAN - Mitglied : in ASEAN Staat leben millionen Chinesen , weißt du das ?. Wie weit sie Vietnam unterstützen bzw. helfen ist Frage über Frage.

Vielleicht hast du mich falsch verstanden . Wie bezeichnest du das Verhältnis ( EU /USA ) momentan in Afghanistan und Irak ?. Es wäre auch denkbar, das China eine pro chinesische Regierung in Hanoi installieren ?.
Zitat:

Aber sie demonstrieren gemeinsam.


Aber sie haben getrennt Vorstellungbzw. Einstellung

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Micha L






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BeitragVerfasst am: 29.06.2011, 18:50    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Das halte ich nicht für denkbar, weil Vietnam kein terroristischer Außenseiter ist, sondern in die Weltgemeinschaft eingebunden.
Daß ein Land im solch einem Nachbarland eine Regierung installiert, ist heuzutage unwahrscheinlich, schon gar nicht in Vietnam. Wer soll diese Regierung unterstützen? Dann müßten die Chinesen eine Kolonie errichten. Heuzutage undenkbar. Vietnam ist nicht zu halten.
Deshalb wie gesagt schon 19799/80 eine "begrenzte Aktion".

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Micha L






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Beiträge: 2668
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BeitragVerfasst am: 29.06.2011, 19:23    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Die Gegner des gegenwärtigen Regimes scheinen ihm Patriotismus abzusprechen. Tatsächlich aber sind die Machthaber Nationalisten.

Sie sollen Krieg gegen China führen, weil sie "sonst das heilige Vaterland verkaufen", obwohl man annimmt, daß China Nordvietnam erobert.

Kann es sein, daß man Nordvietnam gern an China abgibt, um wieder eine Republik Südvietnam gründen zu können?

Wer so weit denkt, ist nicht patriotisch, sonder "verkauft das heilige Vaterland".

Auch wenn man das gegenwärtige Regime nicht mag, wäre es keine Lösung, zig Milllionen Landsleute einem fremden Joch zu überlassen.

Bloß gut, daß diese Vision unrealistisch ist.

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linhchi
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Beiträge: 1010


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BeitragVerfasst am: 29.06.2011, 19:49    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Zitat:
Daß ein Land im solch einem Nachbarland eine Regierung installiert, ist heuzutage unwahrscheinlich, schon gar nicht in Vietnam. Wer soll diese Regierung unterstützen? Dann müßten die Chinesen eine Kolonie errichten. Heuzutage undenkbar. Vietnam ist nicht zu halten.


Das stimme ich dir nicht zu , nachdem Einmarsch in Kambodscha , war die damalige kambodschanishe Regierung unter Heng Samrin pro vietnamesisch.

Aber 2 Millionen KP Mitglieder kann das Schicksal von 80 Millionen nicht für sich entscheiden.

So lang Graben zwischen NORD und SÜD Vietnam besteht ist das Land nicht vereinigt.

Zitat:
Kann es sein, daß man Nordvietnam gern an China abgibt, um wieder eine Republik Südvietnam gründen zu können?


ist das deine Meinung ?. Nordvietnam ist unser heiliges Vaterland , das wird nie an China verkaufen. Wo bei nachdem 1979 Krieg ein Teil davon an China abgetreten war.

Die dritte Nordvietnamesische Generation ist im Ausland ausgebildet , in kapitalitische Ländern , wer garantiert, das sie nicht das Land an Ausländern verkaufen.

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NamNguyen




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BeitragVerfasst am: 30.06.2011, 05:02    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Zitat:

« Cathrin » wrote:
« Catinat » wrote:
Zitat:
Die fanatischen oder indoktrinierten „Hardliner“ bzw. „Hardlinerinnen“ beider Richtungen scheinen tatsächlich aus dem Ausland zu kommen oder im Ausland zu leben.


Genau diese Tatsache versuche ich doch schon seit Jahren hier und auch in meinem Blog zu vermitteln. Leider bisher mit sehr bescheidenem Erfolg.

@ Cathrin

vielleicht haben die Leute dich nicht verstanden.


Ich denke, die Wirklichkeit ist so: Die meisten von 2 Millionen Vietnamesen im Uebersee, also in den USA, Australien, New Zealand und der (alten) BRD... lieben das kommunistische System in Vietnam nicht. Die meisten sind sehr mistraurisch und skeptisch gegenuber die Machthaber im Inland. Und bei saemtlichen oeffentlichen Veranstaltungen bekennen sie sich immer noch zu der gelben Fahne der ehemaligen Republik Vietnam.

Ich finde diesen Zustand traurig aber auch natuerlich. Traurig, weil Vietnam nach 36 Jahren noch nicht richtig vereinigt ist. Und natuerlich, weil das System im Inland die Menschen im Ubersee nicht ueberzeugen kann (Wie kann es auch? Solange es noch alle Rechte fuer sich behalten und allein herrschen will).

Aber die meisten Menschen im Uebersee sind schon keine Extremisten oder "Hardliner". Die meisten leben schon ein normales Leben. Sie versuchen, die traurige Vergangheit in Vietnam zu bewaeltigen, dem neuen schwierigen Leben im Ausland anzupassen und moeglichst anstaendig zu bleiben. Die meisten freuen sich ueber die Oeffnung und Fortschritte in Vietnam, denn sie haben auch mitzugewinnen. Denn egal Sued oder Nord, Repulik oder Sozialistische Repulik, sie sind Vietnamesen, und sie freuen sich, wenn es in in ihrer Heimat Vietnam besser wird. So schicken die meisten Vietnamesen im Uebersee Geld zu den Verwandten in Vietnam und besuchen Vietnam gern.

Die "fanatischen Hardliner" bilden nur eine ganz kleine Gruppe, die nach meiner Einschaetzung unbedeutend ist, und so mache ich mir auch keine Gedanken ueber solche Menschen. Die gibt es immer.

Ich mache mir nur Gedanken darueber, dass solche idiotischen Gruppen gerade von den Machthabern im Inland zur Propaganda gegen "konterrevolutionaere Gruppen im Ausland" voll ausgenutzt wurden. Das ist schon allgemein bekannt, dass Diktaturen immer Feinde brauchen (oder solche erfinden), um ihre Macht zu sichern. Und diese idiotischen Gruppen im Uebersee passen sich zu gut zu dem Bild eines solchen Feindes.

Nam

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Wolzoff




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BeitragVerfasst am: 30.06.2011, 06:22    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

"... was hinter den durchaus vorhandenen leichten Vorbehalten der Südvietnamesen gegenüber Hanoi steckt : genau das, was manche Engländer an manchen Londonern kritisieren, Franzosen an Parisern, Spanier an Madrilenen, ich an Berlinern, … : Hauptstädter gelten zu Recht oder zu Unrecht oft als arrogant. Man lernt eben nie aus."

Da muss ich widersprechen. In der Schweiz verhält es sich ja wohl andersrum. Da gelten die Züricher als arrogant und die Berner sind ja wohl die "Hauptstädter", auch wenns die Zür'cher gerne wären .... . Und ich hab in jungen Jahren tatsächlich geglaubt Zürich wäre die Hauptstadt. Bei dem Verhalten seiner Bewohner irgenwie auch kein Wunder.

Ich bin mir nicht sicher, aber von meinem Gefühl her erlebe ich eher die Südvietnamesen (auch im Inland) als "Hardliner". Wahrscheinlich weil es für Nordvietnamesen einfacher ist zu "vergeben" oder gar zu vergessen ... ?

Unschlüssig Wolzoff

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„Nichts ist den Mittelmäßigen so verhaßt wie geistige Überlegenheit. Da fließt in der Welt unserer Zeit die Quelle des Hasses.“ Stendhal

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NamNguyen




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BeitragVerfasst am: 30.06.2011, 06:56    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

He he... zum Thema "Nord und Sued" sind ohne politische Geschehnisse schon immer Vorurteile und Klischees da. Aber die meisten sind schon harmlos und man kann schon gut damit leben und immer wieder amuesieren.

z.B. fuer Suedvietnamesen sind die Nordner geizige und kaltbluetige Menschen. Und fuer Nordvietnamesen sind die Suedner faule, "einfache" und unkultivierte Menschen. Der Sueden ist fuer Wirtschaft gut, der Norden fuer Politik und Kultur. Der Norden ist "haerter", der Sueden ist "milder". Der Norden ist "konsevativer", der Sueden ist "offener". Suedvietnamesiche Frauen sind artig und familinaer und lassen sich von dem Mann "leiten", aber sie erwarten auch, dass der Mann gut verdient. Nordvietnamesische Frauen sind ehrgeizig und "leiten" den Mann. So heiratet ein suedvietnamesicher Mann ganz selten eine nordvietnamesische Frau, weil er sie nicht "lehren" kann. Aber ein nordvietnamesischer Mann heiratet gern eine suedvietnamesische Frau, da sie ihm immer zuhoert...

So und so weiter...

Nam

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Cathrin
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BeitragVerfasst am: 30.06.2011, 08:46    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

« linhchi » hat folgendes geschrieben:
Aber 2 Millionen KP Mitglieder kann das Schicksal von 80 Millionen nicht für sich entscheiden.


Wie viele Buerger der Bundesrepublik Deutschland sind Mitglied in einer der fuenf im Bundestag vertretenen Parteien?

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Courti
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BeitragVerfasst am: 30.06.2011, 09:44    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

« NamNguyen » hat folgendes geschrieben:
z.B. fuer Suedvietnamesen sind die Nordner geizige und kaltbluetige Menschen. Und fuer Nordvietnamesen sind die Suedner faule, "einfache" und unkultivierte Menschen. Der Sueden ist fuer Wirtschaft gut, der Norden fuer Politik und Kultur. Der Norden ist "haerter", der Sueden ist "milder". Der Norden ist "konsevativer", der Sueden ist "offener". Suedvietnamesiche Frauen sind artig und familinaer und lassen sich von dem Mann "leiten", aber sie erwarten auch, dass der Mann gut verdient. Nordvietnamesische Frauen sind ehrgeizig und "leiten" den Mann. So heiratet ein suedvietnamesicher Mann ganz selten eine nordvietnamesische Frau, weil er sie nicht "lehren" kann. Aber ein nordvietnamesischer Mann heiratet gern eine suedvietnamesische Frau, da sie ihm immer zuhoert...

Sehr schoen, das beschreibt auch meine Gedanken irgendwie.
Allerdings entwickle ich keinen Hass daraus.
Zu den Partnerschaften von Nord und SuedVietnamesen mache ich aber die Erfahrung,
dass sowas oft nicht akzeptiert wird.
Ich erinnere mich, dass mir meine Frau mal ueber irgendeine Tante oder Bekannte erzaehlte,
die einen Freund aus Ha Noi hatte.
Sie wurde vor die Wahl gestellt entweder die Familie zu verlassen
oder den Kontakt zu diesem Mann abzubrechen.
Heute hat sich da meiner Meinung nach nur unwesentlich viel geaendert

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Catinat
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BeitragVerfasst am: 30.06.2011, 11:28    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Auf der anderen Seite.

"Suedlicher" in ihrer Einstellung und in ihrem Verhalten als meine Frau kann ich mir niemanden mehr vorstellen.

Natürlich ärgert sie sich auch über "ihre" Südvietnamesen. Und dann argumentiert sie zornig mit der "Klarheit" und Direktheit und auch mal mit der Sauberkeit der Nordvietnamesen gegenüber "ihren" Südvietnamesen.

Ein verblüffender Wandel in der Einstellung war festzustellen, als wir eine junge Frau in den Haushalt der Familie mit aufnahmen, die aus dem Hanoier Umland kommt. Die hat durch ihr Wesen und durch ihren Fleiß meine Frau weitgehend positiv überzeugt. Es ist schön für mich anzusehen, wie es auch freundschaftliche Gesten zwischen beiden gibt. Wir werden gegen Ende des Jahres auch mal die Eltern des Mädchens in Hanoi besuchen, an die der gesamte Lohn von meiner Frau und ihr gemeinsam von der Post in Saigon aus einmal im Monat geschickt wird.

Ich habe die Vermutung, dass es auch deswegen klappt, weil meine Frau sich in diesem Falle als die sozial Überlegene aus dem Süden für eine Nordländerin beweisen kann.

Vor 10 Jahren wäre eine solche Nord-Süd - Annäherung bei uns überhaupt nicht denkbar gewesen. Was nördlich von Phan Rang war, schied für menschliche Nähe aus.

Freundliche Grüße, Catinat

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NamNguyen




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BeitragVerfasst am: 30.06.2011, 11:31    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

@Courti

Unsere Nord-Sued-Liebes-beziehung (und ab und zu auch Hassbeziehung bis zum Buergerkrieg) ist lang wie unsere Geschichte seit ueber 400 Jahren. Vom 16. Jahrhundert bis zum 1802 hatten wir 200 Jahre Teilung. Und dann 80 Jahre franzoesische Kolonie, wo das Land in 3 Teilen mit verschiedener Politik betrieben wurde. Und dann die letzte Teilung von 20 Jahren (1955-1975). Aber ich moechte ungern vom Hass reden, und deshalb werde ich foldgendes nur von Liebe sprechen.

Seit 400 Jahren gibt es eigentlich nur eine Stroemung der Buergerwanderung, naemlich vom Norden nach Sueden. Nur ganz wenige ziehen sich in umgekehrte Richtung. Der Grund ist einfach: Der Sueden ist fruchbarer, hat besseres Wetter und ist nicht so dicht besiedelt wie der Norden.

So entsteht der Nord-Sued-Liebe hauptsaechlich nur im Sueden, vor allem in Saigon. Hier leben nach meiner Einschaetzung gut 30% Nordvietnamesen, waehrend in Hanoi nicht mal 1% Suedvietnamesen leben (sind nur relative Zahlen nach meiner Beobachtung, genaue Zahlen weiss ich nicht).

Die erste grosse Wanderungswelle war 1954-1955. Ein grosses Teil der Einwanderer waren damals Katholiken, dann weitere Teile waren Landesbesitzer, kleine buergerliche Staedtler, Kuenstler, Schriftsteller, Koloniale Intellektuelle und Anti-kommunistische aller Art. Diese Nordner hatten damals einen sehr guten Ruf in Suedvietnam. Sie galten als fleissig, hoeflich, anstaendig, grosszuegig, vorbildlich. Damals war eine Mode in Saigon, dass suedvietnamesische Maedchen Hanoi-Akzent lernten. Hanoi-Akzent galt als schoen und "cool". Vor 1950 war das noch ueblich, dass Saigoner Saenger suedvietnamesisches Akzent sangen, aber nach 1954 und besonders nach 1960 war das allgemeingueltig, dass man nur noch nordvienamesisch singt. So bleibt das bis heute.

Dann kam dieses 1975-Ereignis. Die "guten" Nordner in Saigon waren zum grossen Teil nach Ausland gesiedelt. Auf einmal kamen die neuen Nordner aus dem Urwald des langwierigen Krieges. Diesmal waren ganz andere Nordner: dorfig, wild, sprachen furchbare Aktente. Die neuen Wilder aus dem Norden nahmen Mopeds, Fernseher, Kuehlschraenke weg und mit ihren furchbaren Akzenten lehrten sie die Suedner ueber den Sozialismus. Da galten die Nordner auf einmal als dumm, bloed, geizig, brutal. Und so weiter.

Ganz langsam hat der demuetigte Sueden diesen Wilder eine Gegenlektion erteilt und sie viel "erzogen", sodass sie inzwischen viel "kultivierter" geworden sind. Und der Norden selbst (vor allem die Hauptstadt Hanoi) hat immer eine tiefe humane Kultur, die der Sozialismus nicht leicht zerstoeren konnte. Als der Sozialismus endlich im Jahr 1986 selbst zum Tode verurteilte und sich zum Einpartei-Kapitalismus erkundigte, war das wie eine Wiedergeburt der tief zerstoerten Nation. Da haben die Nordner seine alten guten Charakter, die durch den Sozialismus viel verloren gingen, wieder gefunden. Ab jetzt waren die Nordner im Sueden wieder beliebter.

Und jetzt kann man schon sagen, dass es zwischen Nord und Sued nur noch eine schoene Liebesbeziehung gibt.

Nam

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Catinat
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BeitragVerfasst am: 30.06.2011, 11:51    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Ein Vietnamese, NamNguyen, der einen Beitrag schreibt, der mir das Spannungsverhältnis zwischen Nord und Süd und seine Hintergründe klar macht wie noch keiner zuvor.

Bei allen Büchern und Blogs zum Thema : das ist für mich der auschlussreichste und authentischste Artikel dazu.

Und zwar von einem Vietnamesen , obendrein von einem ohne ideologische Brille. Ich habe mir eine Erklärung von solch kompetenten Seite lange gewünscht.

Da kann man nur still werden , zuhören und lernen. Danke.

Freundliche Grüße, Catinat

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Courti
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BeitragVerfasst am: 30.06.2011, 11:52    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Danke, dieser Beitrag von NamNguyen, den ich hiermit zum Beitrag der Woche oder des Monats nominiere,
erklärt wieder einen Haufen der Fragezeichen (oder beinahe-Fragezeichen).
Ich hätte bei meinem Beitrag vielleicht nicht von Hass schreiben sollen,
sondern eher von Abneigung.
Dass du von Liebe sprichst ist nett, aber naja, so rosig ists auch wieder nicht.

Vielleicht sollte ich auch einen ganz persönlichen Fortschritt erwähnen,
den ich hier bis jetzt lieber verschwiegen habe,
da der Betroffene auch hier registriert ist
und ich eher ungern über sowas dann berichte, aber ich mache eine Ausnahme:
Wir (also meine Frau und ich) haben uns neulich mit einer Freundin zum Essen verabredet.
Diese Freundin ist mit einem Vietnamesen aus Hanoi befreundet,
der über das Forum auch meine Frau kontaktiert hat und nach Anschluss gesucht hat.
Meine Frau fand das nett, aber mehr auch nicht.
Jedenfalls verabredeten wir uns zum Essen und unsere Freundin fragte ob sie diesen Freund mitbringen kann,
was ich natürlich bejahte - Ich dachte: Das muss meine Frau aushalten!

Als es dann soweit war, verstanden sich alle blendent.
Und meine Frau, die sonst eher schlecht gelaunt und mürrisch ist (leider)
hat an diesem Abend so herzlich und viel mit dem Hanoier Vietnamesen gelacht,
wie ich es noch nie von ihr gesehen habe.

Also: nicht nur Catinats Frau springt gerade über ihren Schatten!!!

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