Nord oder Süd Viet

Verfasst am: 24.10.2010, 09:57 (Kein Titel)

Am Hoan-Kiem-See gibt es keine Ruhe, bei dem ständigen Verkehrsstrom auf den breiten Straßen rings herum.
Die gleich anschließende Trang-Tien-Straße könnte ich mir als Fußgängerzone vorstellen (sie ist kurz, relativ schmal und eine besondere Geschäftsstraße). Aber jetztr kann man da nicht wirklich flanieren, bei dem Verkehr, verbunden mit Lärm und den Abgasen.
Verkehrsberuhigt ist das Areal um das Mausoleum, aber leider ziemlich unbelebt.
Selbst die engen Gassen der Altstadt werden rege befahren. Eine Verkehrsberuhigung könnte sich auch da positiv auswirken.
Eine wirkliche Ruhezone im Zentrum ist der Leninpark. Aber wer weiß. Letztes Jahr wurde da drin intensiv gebaut.

In Saigon war ich nur ein einziges mal vor Jahrzehnten. Die Direktheit der Südvietnamesen, ihre geringere Scheu auf Tuchfühlung zu gehen, kann bei Fremden auch unangenehm sein. Insbesondere bei Berunkenen ist mir die Hanoier Distanziertheit lieber.

Gruß

Micha

Geschlecht: Anmeldungsdatum: 02.02.2005 Beiträge: 1920

Ja, wirklich ruhige Ecken sind auch in Hanoi rar. Der Leninpark ist wieder ok (haben den See ausgebaggert), ansonsten gibts noch den botanischen Garten, und seit kurzem die Strasse rings ums Ufer des Westsees... (auch nicht ganz ruhig, aber relativ). Eine ganz besondere Oase ist die Insel im Roten Fluss, da kann man kurz richtig Landluft schnappen (die manchmal allerdings auch Pestizidwolken enthält...)

Verfasst am: 24.10.2010, 10:22 (Kein Titel)

Die Abgase scheinen relativ senkrecht aufzusteigen.
Ein Tennisplatz in einem Hof neben einer Hauptverkehrsstraße hat mich überraschenderweise (relativ) frei atmen lassen.
Natürlich wird auch dort der Schadstoffgehalt der Luft jenseits der hiesigen Höchstgrenzen liegen. Aber der Unterschied zur unmittelbar benachbarten Straße ist verblüffend.

**Gast**

**Gast**

Verfasst am: 25.10.2010, 13:43 (Kein Titel)

Bei der Einwohnerzahl und den relativ geringen Ausländeranteil kann es gar nicht sein, daß die meisten Betrunkenen Ausländer sind. Aber egal. Ich meine vietnamesische Betrunkene. Und die habe ich in Saigon penetrant erlebt, während es in Hanoi gegenüber Ausländern distanzierter zugeht - wie sonst auch, aber in dem Fall ist Distanz eben angenehm.
Bei Bekannten mag ich es auch "lockerer", nicht aber bei Fremden.

Gruß

Micha

Geschlecht: Anmeldungsdatum: 02.02.2005 Beiträge: 1920

Auch Vietnamesen sind ja nicht immer betrunken, und nüchtern sind die Südvietnamesen deutlich freundlicher als die Nordvietnamesen. Jetzt wohn ich ja in Hanoi und hab mich dran gewöhnt. Aber als ich noch in Dalat gewohnt hab, war es immer ein kleiner Schock in Hanoi anzukommen...

Beim betrunkenen Verhalten kann ich keine grossen Unterschiede feststellen, in Saigon sind sie aber häufiger betrunken als in Hanoi.

Catinat, was sind die Unterschiede bei den Busfahrern?
Bei den Stadtmopedfahrern in Hanoi sind jedenfalls wesentlich mehr Selbstmordattentäter unterwegs als in Saigon...

**Gast**

An die Busfahrer da vorne komme ich nicht heran, weil in jedem Bus eine meist sehr nette Schaffner oder Schaffnerinperson hilfreich zwischen mir und dem Busfahrer vorne steht. Ich habe das Gefühl, daß man bei den Busverkehrsbetrieben schon darauf achtet, daß alle Fahrer nüchtern sind. Aus dem permanenten Hupen will ich keine falschen Schlüsse ziehen.

Allerdings mache ich meine täglichen Übungsrunden zur Körperertüchtigung im "Central"-Park in Saigon genau dort, wo die Busfahrer in Gruppen und einzeln Pause machen und kann dabei viel beobachten. Ich habe dort noch nie Alkohol gesehen oder gerochen. Die werden von bestimmten Straßenhändlern verköstigt, bei denen auch nur Wasser und Säfte und Kokos angeboten werden.

Bei manchen privaten Stadtmopedfahrern ist das anders. Teilweise bedrohlich. Nicht immer schwimmt Wasser in der noch halb gefüllten "Wasserflasche".

Wieviel tägliche Verkehrsunfallopfer hat Hanoi denn laut Statistik zu bieten ? In Saigon, wie gesagt : 2,89.

Grüße, Catinat

Verfasst am: 19.01.2011, 01:37 (Kein Titel)

Fast ein Jahr her, aber guuut, ich geb trotzdem meinen Senf dazu xD

Meine Eltern sind eigentlich net so alt, um 45 rum. ABER: Die beiden haben voll die Vorurteile gegen die Nordviets, weil sie selber aus dem Süden sind und man ihnen das irgendwie scho von klein auf eingetrichtert hat. Vietnamesische Erziehung halt...

Aber zu meinem Standpunkt: Mir ist es wurscht, ob Nord oder Süd. Ich mein, wenn ich nen Deutschen kennenlerne, dann frag ich ja au net: Ossi oder Wessi? Wenn's einem wirklich daran liegt, zu wissen, aus welchem Teil des Landes der andere kommt, um zu urteilen, wie er ist, dann ist es so, als würde man einen Afro-Amerikaner von nem "Weißen" unterscheiden, sprich Diskriminierung ausüben. Wenn ich so was hör, dann denk ich oft: hallo? Geht's noch? Wo lebst denn du, dass du so was fragst? Die Menschen sind eh alle gleich, egal, wo man hingeht. Keiner ist besser, aber au net schlechter als der andere... So, Punkt.

Verfasst am: 19.01.2011, 09:05 (Kein Titel)

Hallo Lemmle,

das hast du gut gesagt, genau so ist es und nicht anders!

Liebe Grüße aus Hamburg

Waldo

**Gast**

Ich wuerde den Thread lieber anders benannt sehen, naemlich : Nord UND Sued.

Das Thema hatten wir schon. Doch was Lemmle erzaehlt, wie er persoenlich empfindet, das finde ich sehr, sehr wichtig. Dieses “alle sind doch gleich” geht allerdings – und zum Glueck fuer Nord und Sued - weit an der Realitaet Vietnams vorbei.

Wenn die Unterschiede aber so wertend und abwertend herausgehoben werden , wie es Lemmle in der Familie erlebt, dann ist das nicht gut.

Aber die Unterschiede sind wohl da, und das ist auch gut so ! Denn eine nicht uebertriebene Rivalitaet und Konkurrenz gibt der Gesellschaft die Dynamik, die Spannung, die ihr gut tut, die sie braucht.

Und ich finde, dass die Dynamik in Vietnam dem Land und der Gesellschaft gut bekommt. So geht es voran.

Saigon ist nichts ohne Hanoi. Hanoi ist nichts ohne Saigon.

Und nun kommt noch ein dritter Vietnam-Faktor hinzu, der bei Lemmle schon wirksam ist und bei vielen Vietnamesen in Deutschland, Frankreich, in den USA vor allem auch : die Auslandsvietnamesen.

Wie werden die heute und morgen von Nordvietnamesen und von Suedvietnamesen angesehen und aufgenommen ? Da kommt eine dritte Gruppe auf das Land zu, verschieden auch von beiden anderen. Ich finde, es kann dem Ursprungsland nur nuetzen, ganz einfach wird es nicht.

Gruesse, Catinat

Verfasst am: 19.01.2011, 10:20 (Kein Titel)

Hallo Catinat,

Lemmle ist kein er, sondern eine Frau.

Gruß

Waldo

Verfasst am: 19.01.2011, 11:33 (Kein Titel)

**Gast**

**Gast**

Ich moechte die “Gegensaetze”, lieber : “Ergaenzungen”, zwischen Nord und Sued nicht erweitern.Sicherlich, Micha_l hat Recht, aber dann wuerde auch der Generationengegensatz, einmal auf dem Land, dann in der Stadt, und anderes, Arm und Reich , Bergvoelker, Cham etc., eine Rolle spielen.

Bei meinem allerersten Besuch in Vietnam verschlug es mich nach Bến Tre.

Und danach immer wieder mal. Viele Buerger in Bến Tre nehmen fuer sich in Vietnam eine Sonderrolle in Anspruch . “Wir sind nicht Nord, wir sind nicht Sued; wir sind BenTre.” Wer die Kriegsgeschichte kennt, kann sich einiges dazu ausmalen. Aber auch dieses “dritte Vietnam” will ich mal weglassen.

Die komplementaeren “Ergaenzungen”, die noch lange Zeit eine Rolle – und nicht immer nur eine schlechte - spielen werden, zwischen Nord und Sued, und m.E. demnaechst verstaerkt auch mit Auslandsvietnamesen, wurden durch die politischen Ereignisse im letzten Jahrhundert an die Oberflaeche getrieben.

Man nehme sie als wichtige Gegebenheit zur Kenntnis, tue nicht so, als spielten sie keine Rolle, und mache daraus das beste.

Viele Gruesse, Catinat