Meine Eltern hassen meine deutsche Freundin

**Gast** Anmeldungsdatum: 27.03.2009 Beiträge: 29

Traurig, aber wahr! Ich bin 24, bald fertig mit dem Studium, bin ordentlich und habe mich voll integriert in die deutsche Gesellschaft. Jetzt kommt der Clue - da ich der älteste Sohn der Familie bin, lastet eine ungeheure Aufgabe auf mich - die Wahrung der Fam.tradition.
Dadurch dass ich aber nie mit gleichaltrigen vietn. Freunden aufgewachsen bin, habe ich konsequenter Weise fast nur deutsche Freunde. Seit 3 1/2 Jahren habe ich auch ein deutsche Freundin. Wir lieben uns und verstehen uns blind! Ihre Eltern hatten verständlicherweise ihre anfängliche Skepsis, die sie aber schnell ablegten, nachdem sie mich kennengelernt haben. Nur andersrum, bei meinen Eltern ist es schrecklich. Sie oktruieren mir ein Leben auf, wie Sie es sich vorstellen. Dabei heisst es immer:"Eine Deutsche?? die sind doch nur auf dein Geld aus"(dabei hab i als Student sicher keine Millionen)
oder "Die Deutschen wechseln ihre Männer wie Unterwäsche" (Hat Untreue was mit der Nationalität zutun?)
"Denk doch auch mal an uns, eine Deutsche wird unsere Sprache niemals sprechen, wie wollen wir jemals mit ihr reden können" (Sie leben über 22 Jahren hier und können keine 3 gescheiten deutschen Sätze- ihre Fehlintegration soll ich nun ausbügeln?)
Die Liste ihrer Argumente ist lang, das Problem wird immer schwerwiegender...mein Vietnamesisch ist zudem auch noch leider sehr schlecht, sodass ich nicht mal tiefgründig gegenargumentieren kann...Manchmal liege ich da und mir kommen echt die Tränen, weil ich dochmeine Eltern liebe und auch meine Freundin...
Sie mussten doch damit rechnen, als sie damals nach Deutschland kamen, dass ich eventuell mich mal in eine Deutsche verlieben könnte...
Ich bin so verzweifelt...Trotzdem... ich versuche mein Leben so zu leben wie ich es für richtig halte...auch wenn ich dafür einiges ertragen muss..mittlerweile reden alle Verwandten auf mich ein ..ihr dürft alle raten, wer sie auf mich gehetzt hat...klar, angeblich wollen sie ja alle nur mein Bestes...Verschließen dabei ihre Augen und wissen gar nicht was für mich das Beste ist....

Verfasst am: 04.07.2009, 20:46 (Kein Titel)

Das ist leider ein sehr trauriges Thema und leider auch kein Einzelfall. Ich könnte dir jetzt den Rat geben,mit deinen Eltern über alles zu reden. Aber das wäre zu einfach. Die obengenannten Äußerungen von Vietnamesen gegen Deutsche habe ich auch als Mann erfahren müssen.

Ich kenne da so einige Dinge,welche deine Eltern mit dir vorhaben könnten. Zum Beispiel könnten sie eine Frau für dich in Vietnam aussuchen,wo deren Familie viel Geld dafür bezahlt. Das ist leider auch kein Einzelfall. Solche Dinge passieren hier mehr als genug.

Leider leben viele Vietnamesen in Deutschland in ihrer eigenen Welt. Das betrifft aber nicht nur sie,sondern auch andere Nationen. Da irgendetwas zu ändern ist eher aussichtslos und endet meist im Desaster. Ich weiß,wovon ich rede und viele andere kennen die Probleme der Integrationswilligkeit auch. Dabei könnte es doch so einfach sein.

Von daher hast du es schon richtig erkannt. Gestalte dein Leben so,wie du es für richtig hältst! Es wird sicher schmerzhaft sein, wenn du mit deinen Eltern brechen musst,aber wir Deutschen sagen:

Lieber ein Ende mit Schrecken,als Schrecken ohne Ende!

MfG Bo

Verfasst am: 05.07.2009, 21:51 (Kein Titel)

Hier noch ein kleiner Nachtrag aus meiner Sammlung. Der Bericht ist etwas älter,aber passend!

http://www.zeit.de/2006/42/L-Vietnamesen

MfG Bo

**Gast**

Was ist denn die Familientradition, wenn ich das mal so plump fragen darf. Was haben denn Deine Eltern mit Dir und für Dich vor? Was "lastet" da quasi auf dem erstgeborenen Sohn?

Es fällt mir schwer zu verstehen, warum sie von Dir eine Tradition in diesem Sinne erwarten, wo Du seit quasi Babyalter in Deutschland lebst und aufgewachsen bist, sogar nicht mal mehr fließend vietnamesisch sprichst.

Oder haben Deine Eltern oder Du vor, wieder nach Vietnam zurückzukehren?

Vielleicht ist es ein Schritt auf Deine Eltern zu, wenn Deine deutsche Freundin wirklich mal versucht die Sprache zu lernen. Ja, sie ist schwer, zumindest die Aussprache, nicht die Sprache an sich. Aber wenn man sie ja eigentlich gar nicht wirklich braucht, weil Ihr ja in Deutschland lebt und Du fließend Deutsch sprichst, ist es sicher schwierig für sie.

Aber Deine Eltern würden diesen Schritt vielleicht als Geste der Kooperation sehen und Deine Freundin mit besseren Augen sehen, und Dir würde es doch vielleicht auch gefallen.
Ich versuche ja auch seit einigen Monaten vietnamesisch zu lernen, und ich kann mich schon ein wenig "unterhalten" bzw verständlich machen. Viele Vietnamesen gucken ganz verwundert, aber nicht immer wird meine Aussprache verstanden und auch ich verstehe bei weitem nicht, was diese Menschen hier reden, wenn sie schnell und undeutlich reden. Aber es läuft schon immer besser. Dann wird Deine Freundin es auch lernen.

Das wäre doch mal ein schöner Gegenbeweis, von wegen, eine Deutsche könne doch nie die vietnamesische Sprache lernen... das wäre doch gelacht...

Verfasst am: 07.07.2009, 16:11 (Kein Titel)

Die Sache geht über den persönlichen Ärger hinaus.
Wehe wenn Deutsche rassistisch/nationalistisch sind. Da gibts zurecht einen Aufschrei.
Aber im umgekehrten Fall sucht man nach Erklärungen um zu verstehen, redet von Traditionen...

Verfasst am: 07.07.2009, 21:06 (Kein Titel)

**Gast** Anmeldungsdatum: 19.03.2009 Beiträge: 1010

**Gast** Anmeldungsdatum: 09.12.2008 Beiträge: 21

Ich kann leider nicht helfen mit dem Thema, aber ich kenne zwei Fälle, wo es ähnlich war.

Bei dem ersten Fall hat sich der Sohn in eine ältere Frau verliebt. Sie war zehn Jahre älter als er. Er damals 25, sie 35. Sie war aus Vietnam, aber die Eltern waren total gegen die Verbindung, weil sie glaubten sie können ihm keine Kinder schenken, weil sie zu alt ist. Er hat schließlich auf seine Eltern gehört. Er hatte auch Angst vor einem einsamen Alter. Sie hat dann einen anderen geheiratet und sie kriegt jetzt ihr zweites Kind. Er ist noch immer Single und die Eltern erzählen im jeden Tag, dass er kinderlos sterben wird.

Bei dem zweiten Fall hatten die Eltern für ihren Sohn seine Cousine als künftige Frau ausgesucht. Ich habe hier gelesen, dass sei eigentlich verboten, aber irgendwie haben die sich wohl drumherum gemogelt. Er hatte zwar keine Freundin, hat sich aber geweigert, seine eigene Cousine heiraten zu müssen. Seine Mutter hat ihm mit Selbstmord gedroht und schließlich hat er nachgegeben. Er hat dann seine Cousine geheiratet und er ist sogar glücklich mit ihr geworden.

**Gast** Anmeldungsdatum: 18.07.2009 Beiträge: 10

Lieder DerThang,

heirate deine Freundin und werde glücklich. Wenn du am Ende glücklich wirst, werden deine Eltern auch einsehen, dass es das richtige für dich war. Denn nichts anderes wollen sie. Die Wahrung der viet. Tradition kannst du in die Tonne kloppen, weil du ja kein vietnamesisch kannst. Trotzdem kann ich dir nur empfehlen mit deiner Familie NICHT zu brechen. Vielleicht solltest du mal versuchen ein paar aus deiner Familie auf deiner Seite zu ziehen. Aber um das zu schaffen, musst du auch die Familie deiner Freundin mit einbringen.

Ich gehe davon aus, dass deine Eltern mit Sicherheit die Eltern deiner Freundin nicht kennen, zumindest nicht gut. Und es ist deine Aufgabe eine Brücke zu schaffen. Wenn du diese Brücke schaffst, werden viele glücklich sein. Darin sehe ich den Schlüssel für die Lösung.

Grüße

**Gast** Anmeldungsdatum: 29.06.2009 Beiträge: 17

Verfasst am: 20.07.2009, 10:46 (Kein Titel)

@DerThang: Auch wenn ich Dir nicht wirklich helfen kann, so möchte ich Dir doch sagen, dass ich Dich für aufgeschlossen und aufrichtig halte und denke, dass Du auf dem richtigen Weg bist!

Der richtige Weg im Leben ist jedoch meistens nicht der Einfache. Folge Deinem Herzen, denn der Sinn Deines Lebens ist nicht Deine Eltern glücklich zu machen, sondern DU musst glücklich werden!

Mir persönlich hat Konfuzius an dieser Stelle geholfen. Er sagt: "Wheresoever you go, go with all your heart." Soll heißen: Wenn Du Dich tatsächlich für die Liebe entscheidest und gegen die Tradition, dann zieh es zu 100% durch! Deine Freundin kann nichts dafür, dass sie keine Vietnamesin ist. Keiner von uns konnte sich aussuchen wo er geboren wird.

Und noch Tipp: Kommuniziere möglichst ruhig und offen die Schwierigkeiten mit Deiner Freundin, die sich aus eurer Beziehung für Dich ergeben. Erkläre ihr die Tradition und mach ihr klar, worauf sie sich einlässt und was Du bereit bist für sie zu tun! Wenn ihr euch beide darüber im Klaren seid, worauf ihr euch einlasst und euch trotzdem füreinander entscheidet, dann dürfte es nicht viel geben, was sich euch in den Weg stellen kann... ihr dürft nur nichts zwischen euch kommen lassen und ihr müsst bereit sein, für eure Beziehung zu kämpfen!

**Gast** Anmeldungsdatum: 27.03.2009 Beiträge: 29

Ich danke Euch allen für eure Hilfe und Anteilnahme.
Tatsächlich gehe ich mit meiner Freundin sehr offen mit dem Thema um, sie versteht mich und versucht mich auch immer zu stärken. Auch ihre Eltern wissen, dass eine ungeheuerliche Last auf mir liegt und versuchen mich desöfteren zu motivieren. Andersrum, fühle ich mich mittlerweile immer unwohler, wenn ich meine eigenen Eltern besuche. Sie sind immer angespannt und reden kaum zwei Worte mit mir. Ihre psyschische Unzufriedenheit wirkt nun auch auf ihre körperlichen Gegebenheiten aus. Sie sind ständig krank und werden immer pessimistischer. Ich denke auch, dass sie sich immer mehr sorgen, je länger ich mit meiner Freundin zusammen bin. Nur wie kann ihnen verständlich machen, dass sie die Richtige für mich ist? Sie wollen es ja gar nicht sehen! Ich habe auch letztens gesagt, dass ich nie vor hatte, mich von der Tradition abzuwenden, sondern im Gegenteil, ich bin sogar hoch motiviert sie weiterzuführen. Nur, mir haben Sie diese Tradition nie angeeignet. Das wenige Beten ab und zu, im Grunde habe ich wirklich null Ahnung.
Auch meine Freundin wehrt sich nicht dagegen sich in die viet. Trad. einzubringen, versucht auch die Sprache einigermaßen zu erlernen und ist wirklich offen für alles. Sie traut sich nur aus Angst nicht auf die Eltern zu zugehen. Kann ich ja verstehen. So, wie die Eltern ihre feindliche Mauer aufgebaut haben, da hätte ich auch Angst. Leute, es ist ein Teufelskreislauf.

Verfasst am: 21.07.2009, 11:16 (Kein Titel)

Hallo DerThang,

hast Du irgendwelche "Landsleute", sei es Verwandte oder Bekannte, die auf Deiner Seite sind oder Dich wenigstens verstehen?

Ich weiss, dass das auch etwas heikel ist, aber koennten die so ganz wie zufaellig ein paar positive Bemerkungen ueber Deine Freundin in Gegenwart Deiner Eltern fallen lassen? Vielleicht wird die Abwehrhaltung Deiner Eltern ja ein bisschen geschwaecht, wenn sie merken, dass nicht ausnahmslos alle ihrer Meinung sind.

Andy

Verfasst am: 21.07.2009, 14:10 (Kein Titel)

Rede auf jeden Fall erst mal alleine mit Deinen Eltern und versuche ihnen zu erklären, wie sich ihr Verhalten auf Deine Gefühlswelt auswirkt, aber bitte ohne Vorwürfe (das ist gar nicht so einfach, wenn man emotional involviert ist)... Wenn es ihnen wirklich um Dich geht, dann sollten sie verstehen, dass ihr Verhalten Dich unglücklich macht und das wollen liebende Eltern normalerweise nicht.

Im Vorfeld würde ich ihnen ankündigen, dass Du gerne ein für Dich sehr wichtiges Gespräch mit ihnen führen möchtest, damit sie sich nicht überrumpelt fühlen. Das Thema des Gespräches sollte jedoch nicht Deine Freundin sein, sondern Du selbst und Deine Zukunft. Dann würde ich mir erst mal ganz offen erklären lassen, wie genau sich Deine Eltern Deine Zukunft vorstellen und was genau sie glücklich machen würde (alles rein fiktiv). Ich würde sogar noch weiter gehen und die Punkte mitschreiben, dann kannst Du nämlich später daneben schreiben, wie Deine Vorstellungen aussehen, und man kann über die Abweichungen sprechen. Vielleicht gibt es ja auch grundsätzliche Gemeinsamkeiten, wie z.B. Familie gründen usw.?

Wichtig dabei ist, dass Du versuchen musst die Standpunkte aufzulösen und versuchen, die eigentlichen Interessen dahinter zu erkennen. Ein Beispiel: Ein Standpunkt wäre z.B. "Du solltest eine Vietnamesin heiraten!". Darüber kann man sich vortrefflich stundenlang zerstreiten, denn die Aussage lässt überhaupt keinen Schluss darauf zu, warum das so wichtig für Deine Eltern ist. Also immer weiter bohren, bis Du das Gefühl hast ihre eigentlichen Beweggründe wirklich vollständig zu verstehen. Das setzt allerdings Ehrlichkeit auf beiden Seiten voraus und die Bereitschaft zur offenen Kommunikation.

Versuche Deinen Eltern das Gefühl zu geben, dass Dir ihre Meinung wichtig ist und dass Du wirklich 100% begreifen möchtest, worum es ihnen geht. Schreibe ihre wichtigsten Argumente mit und frage sie, ob das genau ihre Beweggründe sind. Klingt vielleicht ungewöhnlich, ist aber hilfreich.

Nimm den Zettel mit nach Hause und versuche die Kern-Interessen Deiner Eltern zu finden, die Du zufriedenstellen kannst, ohne dass Deine Interessen verloren gehen. Auf dieser Basis kannst Du dann anfangen zu verhandeln: Wenn Du Deinen Eltern etwas "gibst", solltest Du dafür auch etwas "bekommen", was Dir wichtig ist.

Ich kenne Deine Eltern natürlich nicht, daher ein rein fiktives Beispiel... Nehmen wir an, das eigentlich Interesse Deiner Eltern ist der Erhalt ihrer Kultur, dann könnte ein Kompromiss sein: "Wenn Du ein Kind mit einer Deutschen hast, dann sorgst Du jedoch im Gegenzug dafür, dass das Kind Vietnamesisch lernt und eine euch entsprechende religiöse Ausbildung erhält."

Um es noch mal kurz zusammen zu fassen:

1. Sich gegenseitig ernst nehmen und die Meinung des anderen wertschätzen (temporärer zeitlicher und räumlicher Abstand kann helfen).
2. Davon ausgehen, dass die eigentlichen Beweggründe des anderen positiv sind (man muss sie jedoch erst einmal erkennen).
3. Positionen aufgeben und stattdessen über die eigentlichen Interessen verhandeln.
4. Kommunizieren, kommunizieren, kommunizieren...
5. Nicht aufgeben, immer weiter verhandeln, bis ihr einen Kompromiss findet. Das Thema wird sicherlich nicht mit einem einzigen Gespräch abzuhandeln sein.

Ich wünsche Dir viel Erfolg bei Deinen Verhandlungen!

Verfasst am: 21.07.2009, 17:35 (Kein Titel)