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 Mein erster kulinarischer Schock in Deutschland

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Tay Ho






Anmeldungsdatum: 27.08.2003
Beiträge: 31



BeitragVerfasst am: 15.09.2003, 16:26    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Hallo ,
Viele von euch haben berichtet, wie ihr Vietnam kulinarisch erkundet habt. Nun hier ein kleiner Beitrag in umgekehrte Richtung.
Leipzig grüßte uns, etwa 80 junge, neugierige Studenten aus Vietnam in September 1975 mit dem schönsten Herbstwetter.
Die Laubbäume zegten ihr goldenes Kleid. Die Romantische unter uns dachten gleich an eine Novelle von Aitmatow und wollten gleich wissen, welches von den Bäumen nun ein Ahornbaum sei.
Wir wohnten im Wohnheim. Meine Nachbar waren Studentinnen aus Afrika, aus Lateiamerika und aus Osteuropa.
Wir wurden vollverpflegt, bekamen unser Essen in der Mensa. Es gab Broiler ( also gebratene Hähnchen), Gulasch, .... Wir konnten mit gutem Gewissen unsere besorgten Eltern in VN beruhigen, daß wir sehr gut aufgehoben waren, auch essenmäßig.
Eines Tages ging ich mit meinen Freundinnen etwas früher als die anderen Studenten zum Mittagessen, da die letzte Stunde ausfiel. Wir schwazten fröhlich.
Die Mensa war noch leer , aber einige Mitarbeiter des Herder- Institutes waren schon beim Essen. Eine Lehrerin kam uns entgegen mit ihrem Teller. Was wir da sahen, ließ uns augenblicklich stummen.
Der Teller war gefüllt mit Kartofelln, Rührei und einer grünbrauen Breimasse, welche auf keinen Fall auf einen Teller gehörte. Wir waren gerade noch in der Lage, " Guten Tag " zu sagen , " Guten Appetit " aber nicht mehr.
Das kurze Schweigen wurde duch eine Heiterkeit und vor allem Neugier abgelöst.
An der Essenausgabe angelangt, baten die Mutigen von uns , das Essen und die " Soße" getrennt zu bekommem. Diese Soße sah in einem runden Teller ohne Beiwerk wirklich wie " Original" aus. Und wir mußten uns sehr zusammenreißen, um nicht los zu lachen.
Die Lehrerin bemerkte natürlich unser seltames Benehmen und kam zu uns, nach dem sie mit ihrem Essen fertig war. Wir konnten ihr nicht erklären, einerseits aus Höflichkeit, andererseits kannten wir die Wörter nicht die wir brauchten.
Nach 3 Wochen in Deutschland waren wir noch nicht in der Lage, zu sagen, daß uns der Brei stark an einen " dampfenden Kuhfladen" erinnete. Wir sagten dann, daß die Soße für uns sehr neu war.
Als die Lehrerin uns am nächsten Tag mit Wörterbuch erklärte, daß die Speise vom Vortag Spinat hieße und sehr gesund war, hatten wir ebenfalls das uns fehlende Wort gefunden . Nach " Abstimmung" waren wir einig, es der Lehrerin zu sagen.
Was von ihr kam war eine Sachsalve , die mindesten 5 Minute dauerte und ihre Wimperntusche ruinierte.

Ich esse inzwischen sehr gern Spinat, auch püriert und mit Rührei. Die Geshichte wird aber noch oft bei uns in der Familie erzählt, obwohl sie schon einen langen Bart hat.

Einen schönen Abend an alle

Tay Ho


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thuygiang
Gast










BeitragVerfasst am: 15.09.2003, 19:16    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

1975: ca. 20 J.a. => 2003: mitte 40 (lieber als fast 50 Winken)
Zeit bringt doch Abstand und Weisheit.
Danke für die Ablenkung.
TG

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haig
Gast










BeitragVerfasst am: 15.09.2003, 19:31    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Hallo Tay Ho,

ich danke Dir. Endlich einmal etwas anderes hier zu lesen. Ich habe Deinen Beitrag genossen. Meine Frau schaut heute noch genauso misstrauisch auf einen Haufen Spinat, wie Du damals. Sie zog den selben Vergleich wie Du. Allerdings isst sie Spinatblätter. Das widerum ich nicht. Aber ich werde mal demnächst auch das probieren. Immernoch fürchte ich mich vor Ốc und Mắm Tôm. Aber in der Bún Riêu und Bún Bò esse ich letztere.

Gruss
haig

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thuygiang
Gast










BeitragVerfasst am: 15.09.2003, 19:44    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Lieber Herr Haig,
ist hier das Erlebnis einer Vietnamesin, die 1979 aus einem Flüchtlingslager in Malaysia in DIE BRD kam, erwünscht ?
Wenn ja, was soll dabei beachtet werden ?
MfG
TG

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Khunglong






Anmeldungsdatum: 26.08.2003
Beiträge: 21
Wohnort: Dresden



BeitragVerfasst am: 16.09.2003, 11:36    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Hallo Haig und Hay To,

meine vietnamesische Freundin hat besonders beim Schinken und rohem Hackepeter auf Brot geglaubt, dass wir Deutschen Kannibalen sind Smilie.
Inzwischen kann sie aber schon den Schinken essen Winken.

viele Grüsse
Khung Long


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haig
Gast










BeitragVerfasst am: 16.09.2003, 11:40    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Hallo Khung Long,

wenn meine Frau mich Hackepeter essen sieht, denkt sie noch heute ich wäre ein Kannibale. Die Steigerung ist dann der marinierte Hering bzw. Matjes. Sehr glücklich Nein Spass beiseite, sie versteht natürlich, dass die Gewöhnung an die jeweils andere Küche für jeden problembehaftet ist. Wobei sie die deutsche, wie auch die vietnamesische kocht und ich mit vietnamesischen Speisen, bis auf Ausnahmen keine Probleme habe.

Gruss
haig

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Khunglong






Anmeldungsdatum: 26.08.2003
Beiträge: 21
Wohnort: Dresden



BeitragVerfasst am: 16.09.2003, 11:52    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

kann Dir nur beipflichten, ich liebe die vietnamesische Küche über alles, habe meine Essgewohnheiten fast vollständig umgestellt Smilie.
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csab
Gast










BeitragVerfasst am: 16.09.2003, 16:04    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Als ich zum ersten Mal hierher kam, stellte ich zu meinem Erstaunen oder vielmehr "Entsetzen" fest, dass hier "Milchreis" serviert wird.
Für einen Asiaten gibt es nichts Schlimmeres als Milch melangiert mit Reis zu sehen, zumal er aus einer Region kommt wo Reis "die Wiege der Nahrungskette" ist.

Mittlerweile esse auch ich dieses Gericht wie viele andere sowie meine europäischen Freunde "Mam Ruoc" zu schätzen gelernt haben(natürlich in abgemachter Form).

Gruss

csab

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Tay Ho






Anmeldungsdatum: 27.08.2003
Beiträge: 31



BeitragVerfasst am: 16.09.2003, 21:18    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Hallo liebe Feinschmecker,
Hackerpeter war mein 2. Schock gewesen. Das esse ich aber bis heute auch nicht.
Ansonst, Haig, wenn du schon mam tom gegessen hast, dann bist du schon ein Fortgeschrittener.
Mein deutsches Lieblingsgericht ist das " Berliner Eisbein ", so gepökeltes Eisbein mit Erbsenpüree u.s.w....hm...
Milchreis ist auch etwas Feines...
Meine Tochter hatte in Hanoi Kartoffelpuffer mit Apfelmus gezaubert.. Ein absoluter Hit für die vietnamesische Verwandten.
also jedes Land hat seine Spezialitäten. Aber die vietnamesiche Küche, etwas liiert mit der französischen ist mir am liebsten.

Einen schönen Abend an allen

Tay Ho

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alfmuc






Anmeldungsdatum: 18.01.2003
Beiträge: 91



BeitragVerfasst am: 16.09.2003, 22:11    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Also Eure Abneigung gegen Hackepeter kann ich nicht so ganz verstehen. Nem Chua ist doch auch nichts anderes. Allerdings "gammelt" der noch einige Tage vor sich hin, bevor er gegessen wird. Smilie

Meine Frau ißt bis heute noch keine Milchprodukte (außer Eis) und auch keine Margarine.

Ganz hartgesottenen kann ich übrigens ein deutsches Seemannsgericht empfehlen: Labskaus. Gepökeltes Rindfleisch wird mit Rote Beete und Kartaofeln durch den Fleischwolf gedreht. Das sieht dann aus wie schon einmal gegessen und ausgek.... Dazu gibt es dann saure Gurcke, Salzgurcke, Rollmops und Spiegelei. Schmeckt übrigens sehr gut. War früher auf den Segelschiffen ein Sonntagsessen.

Gruß Alfmuc

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haig
Gast










BeitragVerfasst am: 16.09.2003, 22:15    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Hallali alfmuc,

jetzt hast Du unseren vietnamesischen Freunden aber so richtig Appetit gemacht. Sehr glücklich An das meiste von dem was Du hier geschrieben hast würde noch nicht einmal ich mich rantrauen. Ist nur für abgehärtete Feinschmecker zu empfehlen. Sehr glücklich

Gruss
haig


[Editiert durch haig ein Dienstag, 16. September 2003 @ 23:16]

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Tay Ho






Anmeldungsdatum: 27.08.2003
Beiträge: 31



BeitragVerfasst am: 16.09.2003, 22:33    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Hallo alfmuc, was du vorgeschlagen hast kenne ich noch gar nicht.
Steht es auch im Kochbuch oder gibt es nur auf See:-)?

Im Herbst fehlt mir hier com ( gerösteter grüner Klebreis) .
Es ist wie Heimweh.

Aber Schluß jetzt Kinder, es ist schon zu spät, um über Essen zu reden.

Gute Nacht

Tay Ho

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spatz






Anmeldungsdatum: 26.01.2003
Beiträge: 76
Wohnort: Cô' Nhuê'


fiji.gif

BeitragVerfasst am: 17.09.2003, 10:20    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Hi Alfmuc, Nem chua ist doch schon gar wegen einer sogenannten Hefe aus gegrilltem Reismehl, es ist anders als die total frische Hackepeter.

Ich habe noch nicht viele typisch deutsche Speisen gekostet, aber Sauerbraten mit Rotkraut und grünen Klössen schmeckt mir gut. Ausserdem sind verschiedene Kuchen und Torte hmm... jummy jummy lecker :p

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Miss Saigon
Gast










BeitragVerfasst am: 17.09.2003, 10:48    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Hallo,

mein Vater, der aus Vietnam stammte, mochte keinen Kartoffelbrei. Er pflegte stets zu sagen:"Das ist für alte Oma ohne Zähne..."

M.S.

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Tay Ho






Anmeldungsdatum: 27.08.2003
Beiträge: 31



BeitragVerfasst am: 19.09.2003, 18:08    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Hallo, einige Leser mailten mir und wollten wissen, welche Novelle vom Aitmatow ich in meinem Beitrag erwähnte.
Gemeint war die Novelle " Du meine Pappel im roten Kopftuch".
Die vietnamesiche Übersetzung hat den Titel " Cay phong non chum khan do ".
Nun hatten wir damals gelernt, daß Cay Phong in der deutschen Sprache " Ahorn" heissen soll.
In russisch ist der Titel wie fogt: " Topolek moi v krasnoi koschinke" ( ich hoffe, daß ich einigermassen die Aussprache übertragen habe). Meine russische Bekannte meinte , Topolek wäre weder Papel noch Ahorn!!! sondern Ulme.

So viel dazu. Bei meiner nächsten Reise nach Rußland habe ich fest vor, mir eine " Topolek " zeigen zu lassen.
Ansonsten sind die beide Übersetzungen der Novelle meisterhaft.

Gruß

Tay Ho

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