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 Umgang mit vietnamesischen Eltern

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Sunflower
Gast



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Anmeldungsdatum: 26.10.2015
Beiträge: 2


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BeitragVerfasst am: 26.10.2015, 13:48    Umgang mit vietnamesischen Eltern Antworten mit ZitatNach oben

Hallo liebes Forum,

ich bin neu hier und suche Rat im Umgang mit einem sensiblen Thema.

Beruflich habe ich mit einen 15jährigen Jungen zu tun, dessen Eltern aus Vietnam kommen und seit über 20 Jahren in Deutschland leben. Der Junge zeigt Zeichen von Depression und/oder Traumatisierung. Es gibt Anhaltspunkte, dass es in der Vergangenheit immer wieder Konflikte und Druck in der Familie gab und er wiederholt von seinen Eltern geschlagen worden ist. Das könnte also ein möglicher Auslöser dafür sein, wie es dem Jungen heute geht.

Ich möchte dem Jungen helfen und bin im Gespräch mit dem Vater. Nun überlege ich, ihn konkret auf die Beobachtungen an seinem Sohn anzusprechen: Niedergeschlagenheit, selten fast schon Verzweiflung, Gereiztheit, Rückzug, z.T. große Angst (z.B. vor einem gemeinsamen Gespräch mit den Eltern), z.T. Desorientierung, und das alles über mehrere Monate.
Ich denke darüber nach, den Eltern ganz allgemein Traumatisierungen als Schutzreaktion auf erlebte Hilflosigkeit und Überlastung zu beschreiben, die auf die Dauer negative Auswirkungen im Lebensalltag hat. Was die Ursachen sind, würde ich von mir aus offen lassen, bestenfalls danach fragen, ob er eine Idee hat. Auch die vermutete emotionale Seite für den Jungen würde ich eher knapp halten oder sogar auslassen, da ich unsicher bin, ob die Eltern dafür offen sind oder darauf eingehen würden.
Vor allem möchte ich aber darum werben, dass die Eltern Hilfe für ihren Sohn annehmen, evtl. auch dafür, wie sie mit ihm (anders?) umgehen können. Außerdem gibt es weitere jüngere Kinder in der Familie, die evtl. auch betroffen sein könnten.

Mir ist bekannt, dass schulische Leistung und Erfolg in der Schule in vielen vietnamesischen Familien einen hohen Stellenwert haben. Ist es denkbar, darüber zu argumentieren: Wenn der Junge Hilfe bekommt, hat er bessere Chancen in der Schule erfolgreich zu sein, danach einen guten Job zu bekommen und darin auch erfolgreich zu sein.
Oder würden vietnamesische Eltern wahrscheinlich eher dazu neigen, dass entweder als unangemessene Einmischung in familiäre Angelegenheit oder aber als Unterstellung eigenen Versagens in Familiendingen verstehen?
Spricht bei einem solchen Thema nur der Vater? Sonst würde es mir sinnvoll erscheinen, mit beiden Eltern zusammen zu sprechen.

Ich würde mich freuen, wenn mir jemand von Ihnen mit Einschätzungen weiterhelfen kann.

Vielen Dank, Sunflower


PS: Mir ist klar, dass ich mich mit diesen Beobachtungen und Vermutungen auch an ein Jugendamt wenden könnte. Allerdings wäre unsicher, ob die auf der vorhandenen Grundlage schon aktiv werden könnten. Außerdem befürchte ich, dass die Eltern dann vor allem abblocken. So könnten sie sich ja evtl. dafür gewinnen lassen, selbst Hilfe zu suchen (besser als verordnete Maßnahmen!?), sei es bei einer Erziehungsberatung, einem Psychotherapeuten für Kinder und Jugendliche oder auch beim Amt.
Und wenn nicht, kann das Amt ja immer noch eingeschaltet werden.

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Courti
Moderator



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Anmeldungsdatum: 11.06.2007
Beiträge: 4421
Wohnort: Bayern


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BeitragVerfasst am: 27.10.2015, 15:29    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Ich würde das Gespräch auf jeden Fall mit beiden Elternteilen führen, sofern das möglich ist. Da kannst du dann ausloten, wer für dein Ansinnen zugänglicher ist und ggf. weitere Gespräche dann auch einzeln führen. Dem traditionellen Familienverständnis von Vietnamesen widerspricht das nicht: Der Vater repräsentiert zwar die Familie nach außen, die Mutter zieht aber intern die Fäden und ist für die Kindererziehung zuständig. Stell dich aber darauf ein, dass deine Befürchtungen eintreten und die Eltern - im schlimmsten Fall beide - dies als private Angelegenheit auffassen.

Du solltest dich weiter darauf einstellen, dass beide ggf. sehr hohe Erwartungen an ihr Kind stellen. Meine Frau war beispielsweise während ihrer Ausbildung auch über die Note 2 unzufrieden. Die Argumentation würde ich daher zunächst auch nicht über Schulnoten führen, zumal du nicht ausschließen kannst, dass dies nach dem Gespräch dem Kind im Sinne von "du könntest also noch besser sein" zur Last gelegt wird.

Sei darauf vorbereitet, dass "psychische Probleme" mit Unverständnis aufgefasst werden. Auch hier kann eine Schuldzuweisung schnell zum Kind hin erfolgen, was den Druck auf das Kind nur noch mehr vergrößert.

Es ist sicher nicht leicht angesichts dieser Situation Hilfsangebote und andere externe Hilfen zu vermitteln, zumal dies als Schmach gegenüber anderen empfunden werden könnte (im Sinne von: Was denken denn die Leute, wenn wir dahin gehen). Vielleicht ist es eine Chance solche Angebote nicht direkt beim Namen, sondern als "Freizeitangebot" zu verkaufen - ob das natürlich möglich ist, hängt natürlich von der Art des Angebots ab.

Hier im Forum findest du einige Beiträge in denen über "familiäre Problemfälle" diskutiert wurde. Vielleicht bringen die weiteres Licht ins Dunkel. Hier zwei von vielen Beispiele:
Hilflos den Eltern ausgeliefert (?)
Erziehung mit Gewalt

_________________
Um einen Schmetterling lieben zu können, müssen wir auch ein paar Raupen mögen (Antoine de Saint-Exupéry)

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Sunflower
Gast



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Anmeldungsdatum: 26.10.2015
Beiträge: 2


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BeitragVerfasst am: 02.11.2015, 22:15    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Hallo Courti,

danke für Deine Antwort.
Die Beiträge hatte ich z.T. schon gelesen und war dadurch überhaupt auf die Idee gekommen, mein Glück mit dieser Frage zu versuchen.
Ich denke, ich werde darauf sicher noch das eine oder andere Mal zurückgreifen. Die ganze Angelegenheit wird mich und die Familie sicher noch eine Weile beschäftigen.

Viele Grüße, Sunflower

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