Portal  •  Forum  •  Profil  •  Suchen   •  Registrieren  •  Einloggen, um private Nachrichten zu lesen  •  Login   

 Deutsche Bank kehrt Kautschuk-Baronen den Rücken

Neues Thema eröffnenNeue Antwort erstellen
Autor Nachricht
xenos




Geschlecht:

Anmeldungsdatum: 21.06.2012
Beiträge: 1002


germany.gif

BeitragVerfasst am: 04.12.2013, 07:38    Deutsche Bank kehrt Kautschuk-Baronen den Rücken Antworten mit ZitatNach oben

Die Deutsche Bank gibt ihre Beteiligung an dem umstrittenen vietnamesischen Mischkonzern Hagl weitgehend auf
- aus "finanzwirtschaftlichen Erwägungen".
Eine Menschenrechtsorganisation hatte Hagl rücksichtslose Methoden beim Anlegen von Kautschukplantagen vorgeworfen.


Im Mai 2013 hatten die britische Menschenrechtsorganisation Global Witness und der SPIEGEL über die rabiaten Methoden des vietnamesischen Mischkonzern Hoang Anh Gia Lai (Hagl) bei der Kautschukgewinnung in Kambodscha und Laos berichtet.
Demnach hatten Hagl-Leute Bauern von ihren Ländereien vertrieben, die Flächen gerodet und dort anschließend Kautschukplantagen errichtet.
Kommunale Wälder seien mit dem Bulldozer plattgemacht und große Flächen intakten Waldes für die Kautschukplantagen gerodet worden - teilweise ohne Rechtsgrundlage.

Ein Fonds der Deutsche-Bank-Tochter Tochter DWS war über Jahre an Hagl beteiligt, zuletzt mit rund vier Millionen Euro.
Die Frankfurter hatten dem Kautschukkonzern zudem geholfen 2011 an die Londoner Börse zu kommen.
Jetzt hat sich die Deutsche Bank bis auf einen kleinen Restanteil aus dem vietnamesischen Konzern zurückgezogen, wie ein Sprecher der Deutsche-Bank-Fondstochter DWS Chart zeigen bestätigte.

...

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/hagl-deutsche-bank-gibt-beteiligung-am-kautschuk-konzern-auf-a-937030.html

OfflineBenutzer-Profile anzeigenPrivate Nachricht sendenE-Mail senden    
onscho
Moderator





Anmeldungsdatum: 27.12.2009
Beiträge: 368


blank.gif

BeitragVerfasst am: 04.12.2013, 09:11    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Heftig. Aber in Kambodscha handeln eben alle noch mehr wie Kolonialisten.

Hier eine tolle Karte zur Waldverteilung, -rodung und -wachstum: http://earthenginepartners.appspot.com/science-2013-global-forest

Man sieht sehr gut, wie viel in den letzten zwölf Jahren in Kambodscha gerodet wurde.
In Vietnam sieht es interessanterweise sehr gemischt aus.

OfflineBenutzer-Profile anzeigenPrivate Nachricht senden    
Saatgut
Gast





Anmeldungsdatum: 06.10.2013
Beiträge: 153


blank.gif

BeitragVerfasst am: 06.12.2013, 14:31    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Nicht nur in Kambodscha, die ganze Region in Asien weit und breit, also recht viele Staaten, kennen so gut wie keinen Umweltschutz. Die großflächige Rohdung des Dschungels ist dabei eine der Schandtaten so ziemlich aller entsprechenden Länder.
OfflineBenutzer-Profile anzeigenPrivate Nachricht senden    
Florian




Geschlecht:

Anmeldungsdatum: 02.02.2005
Beiträge: 1920


blank.gif

BeitragVerfasst am: 07.12.2013, 13:49    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

« onscho » hat folgendes geschrieben:

Hier eine tolle Karte zur Waldverteilung, -rodung und -wachstum: http://earthenginepartners.appspot.com/science-2013-global-forest

Man sieht sehr gut, wie viel in den letzten zwölf Jahren in Kambodscha gerodet wurde.
In Vietnam sieht es interessanterweise sehr gemischt aus.


Danke, wirklich interessante Karte. In Vietnam passierte der grösste Waldverlust in den 80ern und 90ern, als vor allem im Zentralen Hochland massiv gerodet wurde, teils um Menschen aus dem Norden und von der Küste anzusiedeln, aber natürlich auch der Edelhölzer wegen. Im vergangen Jahrzehnt, welches in der Karte dargestellt ist, gab es eher geringe Veränderungen. Teils nahm der Wald auch durch die Planzung von Wirtschaftswäldern zu, wobei die gerodeten Urwälder aber unwiederbringlich verloren sind.

Die Wurzeln von HAGL liegen in dieser Zeit (90er). Der Besitzer, Doan Nguyen Duc aus Gia Lai, hat es durch Holzhandel in der Zeit der massivsten Plünderung zum (zeitweise) reichsten Mann Vietnams gebracht. Da die Resourcen in Vietnam weitgehend erschöpft sind, hat er diesen Teil des Geschäftes schon länger nach Laos und Kambodscha verlagert.
Wobei in beiden Ländern HAGL wohl eher einer unter vielen ist, vor allem chinesische Firmen treiben den Raubbau dort enorm voran.

HiddenBenutzer-Profile anzeigenPrivate Nachricht senden    
gui lin
Gast



Geschlecht:
Alter: 64
Anmeldungsdatum: 07.09.2009
Beiträge: 60


blank.gif

BeitragVerfasst am: 30.01.2014, 08:58    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Komisch die Deutsche Regierung macht doch schon ueber 100000hectar Waldaufforstung im Norden von Vietnam mit oder ueber die Kwbank ! Ist da die Deutsche Bank auch mit dran ??
Die rodungen in Gia lai habe ich gesehen riesige Zerstoerung von Wald und Flur jetzt wird es Mono Kultur Kautschuk das gar nicht sinnvoll ist werden, Die grossflaechige Bepflanzung wird dann den Preis killen oder? Ein V freund jammert schon deshalp er pflanzt schon seit 15 Jahren und klagt darueber!!

OfflineBenutzer-Profile anzeigenPrivate Nachricht senden    
Sasquatch
Gast










BeitragVerfasst am: 02.02.2014, 20:07    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Allgemeines:
Im Fokus stehen nicht nur HAGL (Hoàng Anh Gia Lai) alleine, sondern auch andere Firmen, etwa die staatseigene VRG (Vietnam Rubber Group). Auch die Vorwürfe, auf die die Deutsche Bank nun scheinbar reagiert hat, sind nicht neu. Bereits seit längerer Zeit trat Global Witness mit mehreren Anfragen an die vietnamesischen Firmen heran, die auf Gesetzes- und Menschenrechtsverstöße und den Raubbau an der Natur abzielten.

Obwohl einige Missstände eingeräumt wurden (beispielsweise gab HAGL zu, dass die Investitionen in Kambodscha nicht im Einklang mit dem dort geltendem Recht stünden), weigerten sich die Firmen, nähere Informationen zur Unternehmenspolitik zu geben. Man versicherte jedoch 2012, die Missstände aufzuklären und beseitigen zu wollen.

Als darauf keine Reaktion folgte und sich dies als Lippenbekenntnis herausstellte, trat Global Witness mit der im Mai 2013 erschien Veröffentlichung „Rubber Barons - How Vietnamese companies and international financiers are driving a land grabbing crisis in Cambodia and Laos“, an die Öffentlichkeit heran und versuchte so den Druck zu erhöhen. Da darin auch die Verbindungen zu Investoren wie der Deutschen Bank und der IFC der Weltbank, von CBR Investments angesprochen wurden, schenkte man diesem Thema auch in Europa und Amerika Beachtung.

Im Gegensatz zu anderen Mitfinanzierern bewies CBR Investments allerdings Verantwortung. Nur wenige Tage nach den Vorwürfen teilte man per Mail mit:
Zitat:
After hearing reports of HAGL's actions in Cambodia and its failure to abide by environmental, social and corporate governance principles in Cambodia, we sold the entire position in HAGL. This took place within a few days of your report being made available.

Eigene Übersetzung:
„Nachdem wir von den Berichten über HAGLs Tätigkeiten in Kambodscha und deren Unvermögen, ökologische und soziale Grundsätze der Unternehmensführung in Kambodscha zu gewährleisten, erfahren haben, verkauften wir unsere gesamten Anteile von HAGL. Dies geschah innerhalb weniger Tage nachdem ihr Bericht zugänglich war.“

Medien in Südostasien hingegen reagierten darauf, indem sie die Situation leugneten und die guten Beziehungen der Länder hervorhoben. Beispielsweise schrieb Tuoitrenews in seinem Artikel Laos, Cambodia back VN firms against Global Witness accusation:
Zitat:
Shortly after Vietnam’s Hoang Anh Gia Lai Group and the Vietnam Rubber Group (VRG) were accused by London-based environment watchdog Global Witness of being involved in deforestation activities in Laos and Cambodia, local authorities of the two nations have voiced their support for the companies.

Eigene Übersetzung:
„Kurz nachdem HAGL und VRG von dem in London ansässigen Umweltschutzorganisation Global Witness beschuldigt wurden in die Abholzungsaktivitäten in Laos und Kambodscha verwickelt zu sein, erhoben lokale Behörden der zwei Länder ihre Stimme, um die Firmen zu unterstützen.“

Kambodscha:
Die Weltbank bezeichnete noch 1990 Kambodschas Wälder als eine der nützlichsten Ressourcen des Landes. Die Bestände gingen jedoch drastisch zurück. Profit für das Land und den Wohlstand seiner Bevölkerung konnte daraus (ganz im Gegensatz zu persönlichem Profit einiger weniger) nicht in befriedigender Weise geschlagen werden.

Die gesetzliche Lage in Kambodscha erlaubt lediglich, dass Land mit dem Titel "state private land", verpachtet werden kann. Das Gesetz schließt ausdrücklich aus, dass es sich herbei um Land handelt, das von öffentlichem Interesse ist. Wälder werden explizit als "state public property" klassifiziert. Eine Verpachtung als „state private land“ ist somit nicht vorgesehen. Selbstverständlich sind zudem seltene Baumarten und Edelhölzer besonders geschützt. Der Export solcher Hölzer ist ohnehin seit 2006 verboten.

Der Gesetzgeber setzte für Verpachtungen ein Limit von 10000ha Land pro Firma. Sind von einer Verpachtung Anwohner betroffen, so seien diese zu konsultieren. Dabei geht es zum Einen um den Schutz von Landrechten, zum Anderen um den Schutz des Ökosystems in Kambodscha.

In seiner deutschen Zusammenfassung beschreibt Global Witness folgendes:
Zitat:
Hoang Anh Gia Lai und mit ihr assozierten Unternehmen wurden offenbar
insgesamt 81.919 Hektar Land zugeteilt. Davon liegen 47.370 Hektar in Kambodscha, obwohl gesetzlich dort nur 10.000 Hektar an ein Unternehmen
zugeteilt werden dürfen.
und weiter:
Zitat:
Der Vietnam Rubber Group und mit ihr assozierten Unternehmen wurden offensichtlich insgesamt 200.237 Hektar Land zugeteilt. Davon liegen 161.344 Hektar in Kambodscha. Demzufolge dürfte VRG und seinen assozierten Unternehmen insgesamt mehr als sechzehn Mal so viel Land zugeteilt worden sein wie gesetzlich zulässig.

Wie ernst es die Regierungsvertreter von Kambodscha mit den eigenen Gesetzen nehmen, zeigt sich in der Tatsache, dass einige hochrangige Vertreter selbst dagegen verstoßen und auch in die Firmengeflechte vietnamesischer Firmen involviert sind. Ministerpräsident Hung Sen verkündete im Februar 2013 zudem, die Abholzung von Wäldern werde nicht von Gummiplantagen vorangetrieben, da es sich hierbei ja auch um Wälder handele. Die Argumentation von HAGL ist ähnlich: Gummiplantagen seien wertvolle Wälder, die den Bewohnern Perspektiven und Jobs bieten. So ermögliche HAGL den Anwohnern neue Lebensqualität.

Laos:
In Laos wurde 2007 ein Limit von 100ha Land pro Firma eingeführt. Da dies nicht in zufriedenstellender Weise eingehalten und durchgesetzt werden konnte und der Gummianbau seit einigen Jahren sehr stark boomt, schuf man zusätzliche Regeln für Gummiplantagen. Seit 2011 dürfen demnach insgesamt nicht mehr als 300000ha für Gummianbau genutzt werden (2008 einigte man sich noch auf 150000ha. Dieses Limit erhöhte man sukzessive in mehreren Schritten).

Global Witness merkt in seinem Report an, dass es in Laos keine verlässlichen Zahlen über die bestehenden Landnutzungsrechte ausländischer Firmen gäbe. Jedoch seien selbst die Zahlen, von denen die Regierung ausgeht so hoch, dass die Investitionen der Gummifirmen nicht legal sein können.

Ähnlich wie in Kambodscha sollen auch in Laos frühzeitige Gespräche mit den Betroffenen geführt werden, damit die sozialen Risiken von Investitionen möglichst minimiert werden. Entschädigungen bei Enteignungen sollten per Gesetz angemessen sein. In diesem Zusammenhang wird darauf hingewiesen, dass den Betroffenen eine Lebensgrundlage für einen adäquaten Neuanfang gegeben werden soll.

Die Realität sieht aber anders aus: Global Witness führte Interviews mit Betroffenen, denen keine Entschädigung gezahlt wurde, deren Hütten niedergebrannt wurden, die bedroht wurden und die von den Enteignungen erst im Nachhinein oder erst dann erfahren haben, wenn die Bulldozer bereits bei der Arbeit waren. Die Gesprächspartner von Global Witness schilderten, dass die derzeitige Praxis nicht nur einzelne Menschen gefährde, sondern ganze Dörfer, die nach der Landnahme von HAGL teilweise ohne medizinische Versorgung sind und Gefahr laufen, von Nahrungsmittel- und Wasserknappheit betroffen zu werden. Sie bemängelten zudem, dass auf Kultur- und Begräbnisstätten sowie Heiligtümer werde keine Rücksicht genommen.

Hindernisse für Beschwerden:
Eines der Hauptprobleme, denen sowohl Global Witness als auch betroffene Kambodschaner oder Laoten begegneten sind fehlende offizielle und verlässliche Daten und das Eingangs erwähnte Geflecht aus Firmen und Scheinfirmen, das nur schwer zu durchschauen ist. Wichtige Schlüsselpositionen sind immer wieder mit den selben Verantwortlichen besetzt, die Firmen teilen sich oft ein und den selben Briefkasten, … . Es sei auch erwähnt, dass sich durch dieses Firmengeflecht auch Verbindungen zwischen HAGL und der VRG nachweisen lassen. Ich fühle mich außer Stande, dies alles hier verständlich wiederzugeben und verweise daher auf den Bericht von Global Witness, in dem dies graphisch dargestellt ist (Seite 21 im Falle von HAGL, Seite 30 im Falle der VRG).

Betroffenen Bürgern steht zwar die Möglichkeit zu, sich zu beschweren, es ist aber oft unklar, gegen wen sich eine Beschwerde zu richten hat, da die Betroffenen im Unklaren darüber gelassen werden, wer das Land erworben hat und wer für die Vergabe verantwortlich war. Die Landnahme geschieht nicht selten in kürzester Zeit und unter Mithilfe von staatlichen oder privaten Sicherheitskräften. Gerechtigkeit kann einem Betroffenen so kaum widerfahren. Hier sollte schnell mehr Transparenz geschaffen werden. Dazu ein Zitat:
Zitat:
I told the Bulldozer not to clear my land and he stopped. The next day I returned to check and all of my land had completely disappeared. I went to meet the company people to complain, they said, they do not know where my land is located."

Eigene Übersetzung:
„Ich bat den Bolldozerfahrer nicht mein Land zu zerstören und er stoppte. Am nächsten Tag kam ich wieder um alles zu prüfen und mein gesamtes Land war weg. Ich ging zu den Verantwortlichen der Firma, um mich zu beschweren, aber sie sagten, sie wissen nicht, wo mein Land ist.“

Selbst wenn Entschädigungen zugesprochen werden, ist nicht immer gewährleistet, dass diese auch in angemessener Zeit oder überhaupt ausbezahlt werden. Eine weitere Möglichkeit zu entschädigen, von der Gebrauch gemacht wurde, sind Jobangebote in den entsprechenden Firmen. Auch hier sind eklatante Mängel zu beobachten. Diese Jobs sind oft nicht durch Verträge abgesichert, Löhne werden ganz oder teilweise zurückgehalten und Werkzeuge oder Schutzausrüstung, die etwa im Umgang mit giftigen Chemikalien dringend benötigt wären, werden nicht zur Verfügung gestellt. Sie müssen von den Betroffenen selbst finanziert werden. Im Falle der VRG wird berichtet, dass Kinder im Alter von 11 Jahren auf den Gummiplantagen arbeiten.

Auf Kritik an diesen Zuständen werde häufig mit Drohungen oder im Falle der Beschäftigten mit Kündigungen reagiert. Bewacht werden die Plantagen von schwer bewaffneten Sicherheitskräften, der örtlichen Polizei oder dem Militär. Da sich die Kontrollposten oft in unmittelbarer Nähe zu den Betroffenen befinden, müssen diese die Wachen um Erlaubnis bitten, passieren zu dürfen oder weite Umwege in Kauf nehmen, um nicht den Anschluss an Zivilisation, Nahrungsmittel oder Wasser zu verlieren. So wird von den Firmen eine Abhängigkeit geschaffen und zusätzlicher Druck aufgebaut.


Die Firma HAGL:
Đoàn Nguyên Đức CEO von HAGL wird mit den Worten zitiert:
Zitat:
I think natural resources are limited, and I need to take them before they're gone.

Eigene Übersetzung:
„Ich glaube, die natürlichen Ressourcen sind beschränkt und ich muss sie nutzen, bevor sie verloren sind.“

Diese Worte passen vortrefflich zu dem Bild, das Global Witness von seiner Firma zeichnet. Angefangen hat Duc in den 1990ern als Möbelproduzent im zentralen Hochland Vietnams. Schnell weitete er seine Aktivitäten aus und stieg in den Holzhandel, in den Granithandel und schließlich in den Immobilienhandel ein. Irgendwann besaß er sogar seinen eigenen Fußballclub, der eine Partnerschaft mit Arsenal FC unterhielt. HAGLs Geschäftsbereiche umfassen heute außerdem die Zuckerproduktion, Wasserkraftwerke, Eisenerzabbau und natürlich die Kautschukgewinnung. Investitionen tätigt HAGL in Vietnam, Laos, Kambodscha und neuerdings auch in Myanmar.

Die Kooperation mit der Regierung scheint bei HAGL sehr gut zu laufen, denn um lokale Demonstranten abzuschrecken, kommt HAGL oder HAGL-nahestehenden Firmen in Kambodscha sowohl Militär als auch Polizei zur Hilfe. Zu diesem Bild passt auch sehr gut, dass HAGL 2010 berichtete, 300000m³ Holz von der laotischen Regierung als Gegenleistung für ein Darlehen für die SOE Leichtathletik-Spiele bekam. Der Wert des Holzes wird von Enviromental Investigation Agency auf 60Mio $ Geschätzt und übersteigt die Summe des Darlehens um ein Vielfaches. Zusätzlich wird berichtet, dass außerdem noch 20000ha Kautschukplantagen auf HAGL überschrieben wurde.

Satellitenbilder und Augenzeugen berichten seit längerer Zeit von illegaler Abholzung in Kambodscha durch die Firma HAGL und ihre Verbündeten: 2005 beispielsweise wurde Heng Brothers (eine Tochterfirma von HAGL) eine Ausnahmegenehmigung erteilt, für den Neubau der kamboschanischen Nationalversammlung in Ratanakiri Edelhölzer schlagen zu dürfen. Es wurde aber berichtet, dass die Trucks nicht alle nach Phnom Penh fuhren, sondern auch die Grenze nach Vietnam überquerten.

HAGL scheint diese Praxis fortgesetzt zu haben. So berichten auch zu späteren Zeitpunkten Zeugen von Trucks mit diesem Holz. Einzelne Mitarbeiter von Hoàng Anh O’Yadav (einer weiteren Tochterfirma von HAGL) berichten, dass Hoàng Anh O’Yadav Edelhölzer (etwa Pallisander) abholzt und verarbeitet. Als Global Witness dem nachgehen wollte, wurde es von der Polizei daran gehindert.


Die VRG:
VRG wird von der vietnamesischen Regierung getragen und besteht aus mehreren Firmen. 2012 wurde VRG mit der Gold Star Order, der höchsten nationalen Auszeichnung Vietnams geehrt. Die Geschäftsbereiche von VRG sind nicht so weit gefächert wie die von HAGL und beschränken sich lediglich auf Gummiplantagen und Wasserkraftwerke. Nachdem in Vietnam keine Flächen für den Gummianbau mehr verfügbar waren, begann VRG auch ins Ausland zu expandieren.

2005 begann VRG in Laos zu investieren. Auf Nachfrage von Global Witness bestätigte sie, die Kontrolle von über 30000ha Land. ein Jahr später begann VRG auch in Kambodscha tätig zu werden. Hier berichtete VRG von 100000ha Land für den Kautschukanbau im Jahr 2008, reduzierte diese Zahl im Jahr 2011 aber auf gut 41000ha, um 2012 von 60000ha zu sprechen. Diese extrem schwankenden Werte deute ich als Indiz dafür, dass keine dieser Zahlen dem tatsächlichem Bestand entspricht.

Sowohl bei der Investition in Laos als auch bei der in Kambodscha will Global Witness mit Satellitenbildern wesentlich höhere Zahlen belegen können. Immergrüne Urwälder, die sich einst auf dem Land der VRG befanden, fielen dem Kahlschlag zum Opfer, wie aus Satellitenbildern hervorgeht. Für die Betroffenen bedeutet dies den Verlust von spirituellen Stätten, Jagdgebieten, Wasser, … . Auf eine Anfragen vom März 2013 reagierte die VRG nur insofern, dass sie auf ihre Geschäftsprinzipien verwies, nach denen die VRG immer im Einklang mit den Gesetzen investiere.

In dem Bericht von Global Witness heisst es:
Zitat:
Legal protection given to Cambodia’s forests […] appears to have been ignored by both the company and law enforcement agencies. The culture of impunity is such that two VRG member companies have even been openly clearing rosewood and processing it at a sawmill inside their concession.

Eigene Übersetzung:
„Gesetzlicher Schutz von Kambodschas Wäldern scheint sowohl von der Firma als auch von der Executiven ignoriert worden zu sein. Die Kultur der Straflosigkeit geht soweit, dass zwei VRG Mitgliederfirmen sogar offen Pallisander fällten und es auf einer Sägemühle auf dem Konzessionsgebiet weiterverarbeiteten.“

Laut Global Witness stehen zudem zwei Firmen der VRG (Dong Nai und Dong Phu) in enger Verbindung zu dem „illegal logging syndicate“, über das Global Witness bereits 2007 in seinem Bericht „Cambodia’s Family Trees - Illegal logging and the stripping of public assets by Cambodia’s elite“ berichtete. Das Interesse beider Firmen soll vor allem auf Luxushölzern liegen, welche über die Grenzen der Konzessionsgebiete hinweg abgebaut werden. Hier zwei Satellitenbilder die den Kahlschlag zwischen 2008 und 2011 dokumentieren:
Image
Image
Es gibt Berichte darüber, dass mit diesem Edelhölzern Wohnhäuser der Arbeiter gebaut werden. Über den ökonomischen Sinn und die Glaubwürdigkeit dieser Aussage sollte man sich allerdings Gedanken machen.


Die Rolle der Investoren:
Neben der Finanzierung und dem Eröffnen westlicher Märkte, werden durch die Investitionen der IFC und der Deutschen Bank den Unternehmen ein Image verliehen, das der Wirklichkeit wohl kaum entsprechen kann. Sowohl IFC und in geringerem Maße auch die Deutsche Bank legen laut ihrer Unternehmensstrategie bei Investitionen Wert auf die Einhaltung von Menschenrechten und bekennen sich zu ihrer sozialen Verantwortung, die mit den Investitionen gegenüber der Umwelt und der Menschen, insbesondere auch von indigenen Völkern und Minderheiten, einhergeht.

Leider scheinen Investoren diesbezüglich aber lernunfähig oder gar lernunwillig zu sein. Erst 2011 musste sich die Deutsche Bank auf Druck aus millionenschweren Investitionen in Kambodschas Zuckerindustrie zurückziehen. Auch hier wurden mehrere tausend Menschen ihrer Lebensgrundlage beraubt.

Dennoch möchte man der Deutschen Bank, zu ihrem Schritt, sich aus den Investitionen auch diesmal zurückzuziehen gratulieren – doch ist dem so? Immerhin kommentieren vietnamesische Medien noch Mitte Dezember 2013, also nach dem angeblichen Rückzug:
Zitat:
The German bank says that it bought 2.7 million shares to maintain its ownership ratio in Hoang Anh Gia Lai (HAGL) Group after HAGL listed more shares. This move is contrary to the previous speculation on Deutsche Bank’s divestment.

Eigene Übersetzung:
„Die Deutsche Bank sagte, dass sie 2,7 Millionen Anteile kaufte, um die Beteiligung bei HAGL zu halten, nachdem HAGL mehr Anteile ausgab. Dieser Schritt steht im Gegensatz zu Spekulationen über eine Trennung der Deutschen Bank.“

An dieser Stelle möchte ich auch noch der Credit Suisse gratulieren. Hier bewies man besonderes Feingefühl und investierte wenige Wochen nach der Veröffentlichung des Berichts von Global Witness, sodass sie zum zweitgrößten Investor bei HAGL aufsteigen konnte. Herzlichen Glückwunsch!


Weitere Quellen:
Bittersweet Harvest: Thai sugar company on land grab in Cambodia?
Các Ông Trùm Cao Su: Cách thức các công ty Việt Nam và các nhà tài phiệt quốc tế đang tiến hành cuộc khủng hoảng chiếm đất tại Campuchia và Lào
Cambodia’s Family Trees - Illegal logging and the stripping of public assets by Cambodia’s elite
Credit Suisse ignored human rights commitments and became major shareholder in Vietnamese rubber giant 2 weeks after land grab scandal
Deutsche Bank Divests Stake after Report on Vietnamese Land Grabs
Deutsche Bank fund sells stake in controversial firm
Deutsche Bank maintains ownership in Hoang Anh Gia Lai
Lao media praises Vietnam Rubber Group
Global Witness responds to HAGL’s claims over inaccuracy of Rubber Barons report
International Finance Corporation and Deutsche Bank bankrolling Vietnamese land grabs in Cambodia and Laos
Rubber Barons - How Vietnamese companies and international financiers are driving a land grabbing crisis
in Cambodia and Laos

Rubber Barons - a Global Witness Report (Movie)
‘Rubber Baron’ Rejects Global Witness Report
Rubber Barons - Wie vietnamesische Unternehmen und internationale Geldgeber Landraub in Kambodscha und Laos betreiben und fördern
VN Rubber Company Says It Improves Forest


Herzlichst,
Sasquatch.

Online    
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:      
Neues Thema eröffnenNeue Antwort erstellen


 Gehe zu:   



Berechtigungen anzeigen


Geschützt durch CBACK CrackerTracker
2.6568750028727E+23 abgewehrte Angriffe.

Powered by Orion based on phpBB © 2001, 2002 phpBB Group
CBACK Orion Style based on FI Theme
Alle Zeiten sind GMT + 1 Stunde



[ Page generation time: 0.0519s (PHP: 66% - SQL: 34%) | SQL queries: 19 | GZIP enabled | Debug on ]