Vor einigen Tagen besuchte ich gemeinsam mit meiner Frau den Sapa-Markt in Prag und ich dachte mir, dass ich von diesem Besuch auch hier mal berichten könnte, wenngleich wir nicht wirklich begeistert waren.

Von der Innenstadt ist der Markt relativ einfach zu erreichen. Wir kauften ein Tagesticket für 110ck pro Person und nahmen dann die U-Bahn bis nach Kačerov. Von dort kann man dann gleich mehrere Buslinien bis Sídliště Písnice nehmen. Von dort läuft man einfach über die Strasse und trifft direkt auf einen Eingang vom Markt (Libušská 319/126, Praha 4, Homepage).

Wir wählten für die Hinfahrt die Linie 113, was ganz gut war, da die Stationen in den Bussen per Bildschirm angezeigt wurden (keine Ahnung, ob das immer so ist). Insgesamt braucht man dafür etwa 30 Minuten.
Auf der Rückfahrt stiegen wir in die Linie 333 ein - hier gab er keinen Fernseher, aber Kačerov war gut wiederzuerkennen (außerdem glaube ich ist das ohnehin die Endstation, aber ich bin mir dabei nicht 100% sicher). Nun nahmen wir wieder die U-Bahn zurück. Alles problemlos.

Der Markt selbst ist riesig. Besteht neben einem Haufen Parkplätzen auch aus mehreren Hallen in denen man allem möglichen Unsinn kaufen kann. Wir liefen alles mal ab und stellten verwundert fest:

• Die Händler sind zwar Vietnamesen, die Kunden jedoch sind hauptsächlich Tschechen.
• Von einem regen Treiben kann man kaum sprechen, eher von leeren Geschäften mit vereinzelten Kunden.
• Die Gänge auf dem Markt sind relativ breit. In den Markthallen fahren ab und zu Vietnamesen auf Fahrrädern umher, was daher kein Problem darstellt.
• Die Lebensmittelgeschäfte sind eine große Enttäschung. Sie bieten nicht mehr, als man in Deutschland in einem mittel-großem Asienladen auch bekommen kann - eher im Gegenteil. Vietnamesisches Bier etwa gab es nicht.
• Das Mittagessen war ein riesen Reinfall. Wir bestellten Pho bo. Es kam eine kräftige Brühe mit gutem Fleisch. Kräuter waren keine dabei, lediglich ein paar Schnipsel Korriander wurden darübergestreut und Chili und Zitronen daneben gestellt. Vielleicht wars aber ja auch nur das falsche Restaurant.
• Fotografieren ist verboten.
• Der Hang zum Glücksspiel ist auf dem Gelände nicht zu übersehen. Erstend gibt es ziemlich viele Spielsalons, zweitens wird auch vor den Geschäften teilweise gespielt - immer mit einem kleinem Häufchen Geldscheinen daneben. Ganz praktisch ist es da, dass einige Geschäfte auch mit Krediten werben.
• Neben Spielsalons, Geldleihern und dem Markt gibt es auch einen Kindergarten, der uns gleich am Anfang ins Auge stach.

Alles in allem waren wir von dem Markt eher enttäuscht. Insbesondere das doch sehr unauthentische Essen war dafür ausschlaggebend. Nun haben wir beide wenig Vergleichsmöglichkeiten was solche Märkte betrifft. Ich war vor einigen Jahren lediglich mal am Dong Xuan Markt in Berlin. Dieser bot meiner Meinung nach mehr, war lebendiger und auch das Essen war um Längen besser.

Mir kam noch zu Ohren, dass der Sapa-Markt am Wochenende wesentlich belebter ist. Da soll es dann noch weitere mobile Stände geben, an denen beispielsweise Snacks angeboten werden. Gibt es jemanden, der das bestätigen kann?

Möglich, aber traurig, wenn es so wäre. Es ist schon eine Schande, dass man das ansich gute Essen so anpassen muss, zumal es ja durch die Vietnamesen, die auf dem Markt arbeiten durchaus auch vietnamesische Kundschaft in den Restaurants gäbe. Was mir in dem Zusammenahng auch aufgefallen ist und was ich vergessen habe zu erwähnen: Es gab dort auch einige "Imbissbuden", die ausschliesslich Pommes und Co. verkauften.

Von Waffen habe ich eigentlich nichts mitbekommen, wobei ich nicht bezweifle, dass man das dort auch bekommen kann. Hier wurde 2009 übrigens mal von einer Razzia auf dem Markt berichtet.

Meine Frau hat Vietnamesisch gesprochen, ich halte mich bei sowas immer zurück (spreche ja auch viel zu schlecht Vietnamesisch). Sie empfand die Leute als "unfreundlich" - vielleicht meinte sie damit, das was du als Mistrauisch beschreibst. In einem Lebensmittelgeschäft sprach die Verkäuferin plötzlich deutsch, als sie bemerkte, dasswir uns untereinander auf Deutsch unterhalten. Aber auch sie war sehr kurz angebunden.

Meine Frau hat über ihr Forum ein paar Prager Vietnamesen kennen gelernt, die ihr von dem Markt erzählten. Sie meinten, dass dort die Mitarbeiter auch in Vietnamesisch geschult werden. Jeder soll auf dem Markt Vietnamesisch sprechen, der dort arbeitet. Da ich aber nur Vietnamesen dort arbeiten sah, frage ich mich, ob das wirklich nötig ist.

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Eine kurze Anmerkung zu Missionaren:
Ein Freund von mir war mal als Missionar für Mormonen tätig (dazu mag man stehen, wie man will). Er wurde im Vorfeld in der Landessprache geschult und auf den Einsatz im Zielgebiet vorbereitet.
Ein anderer Freund ist promovierter Ethnologe/Anthropologe mit Schwerpunkt Südostasien, der sich aber auch mal mit Mormonen beschäftigt hat. Er meinte, es sei erstaunlich wie gut deren Sprach- und Ortskenntnisse seien. Oft seien solche Leute die besten Ansprechpartner, wenn es um weniger bekannte Sprachen und Dialekte geht.
Dass ein solcher Missionar in Tschechien aber auch in Vietnamesisch unterrichtet wird, das bezweifle ich. Trotzdem, auch meine Frau wurde beim Umzug nach Deutschland von ihrer Familie vor den vielen verschiedenen Religionen hier in Europa gewarnt. Das sieht man durchaus kritisch.

Das kann ich gut nachvollziehen. Es ist wirklich unübersichtlich. Wir verschufen uns zunächst einen Überblick, indem wir ein paarmal von einem Ende zum nächsten liefen. Als wir dann zu bestimmten Läden wollte, die wir gesehen hatten, mussten wir trotzdem erstmal wieder suchen.

Es tut gut zu lesen, dass es dort auch noch authentischeres Essen gibt als das, was uns aufgetischt wurde. Dann werden wir das nächste mal sicher in Begleitung von Ortskundigen dorthin gehen und/oder uns an eine Empfehlung halten.