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tuandien
Gast
Geschlecht:
Alter: 33
Anmeldungsdatum: 26.04.2012
Beiträge: 3
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Verfasst am:
04.05.2012, 20:48 Ich stelle mich vor! |
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Hallo an alle!
Ich verfolge dieses Forum schon seit längerem, angefangen damit, als ich mir vor ein paar Jahren nach einem kurzen Aufenthalt in Vn Fragen und Gedanken über Heimat und Herkunft gemacht habe. Als Việt kiều habe ich aber bis heute keine richtige Antwort auf meine Fragen gefunden.
Bin ich trotz deutschem Pass wirklich deutsch? Ok, ich kenne hier Geschichte, Kultur usw., habe eigentlich fast nur deutsche Freunde, spreche fließend deutsch, fühle mich, wenn es nicht gerade -20°C oder Heuschnupfenzeit ist, sehr wohl. Ich weiß, dieses Wohlgefühl sollte das Wichtigste sein und alle Zugehörigkeitszweifel lösen, wäre da nicht der für mich wichtige Bezug zur Familie und mein Aussehen. Ich meine da nicht mein generelles Aussehen, da bin ich selbstbewusst genug um auf die Straße gehen zu können Wieso behaupten viele, Aussehen/Herkunft in dieser Gesellschaft spielt kaum eine Rolle, wenns es doch so oft tut? Ich bin sehr intolerant gegenüber intoleranten Menschen mit Vorurteilen , da man sich als Minderheit wirklich schwer tut sich zu verteidigen bzw. weil ich nie wirklich gelernt habe damit umzugehen, eher habe ich mich daran gewöhnt. Ich denke, es ist zwar immer noch besser als z.B. wie viele Türken in D nur unter sich zu sein, kaum die Sprache des Landes sprechen und sich somit vom Rest der Gesellschaft isolieren. Trotzdem fühle ich mich hier ab und zu etwas fremd. Allerdings soll das keine Kritik an diese Gesellschaft sein, Integration ist einfach schwierig, vor allem in einer multikulturellen Gesellschaft wie hier in D. Jedoch finde ich gut, wie sich die Politik dafür einsetzt und so versucht, jedem Menschen, egal welcher Herkunft, eine Chance zu geben sich hier frei zu entfalten. Natürlich heißt es auch nicht, dass ich ständig gemobbt werde, dafür hätte ich mich in einem anderen Forum angemeldet . Aber ich bin mir aufgrund meines Aussehens/Herkunft nicht sicher ob ich mich je als ganzer Deutscher fühlen kann. Die Entfernung zwischen beiden Länder macht es schwierig sich für eine bzw. auch für beide Seiten zu entscheiden.
So viel ich über D weiß, so wenig weiß ich aber über Vn. Sprechen tue ich die Sprache wie ein 8-jähriges vn Kind, schreiben wie ein 6-jähriger. Geschichtlich weiß ich nur etwas über den Krieg durch eines eigenen Referates im Geschi-Unterricht. In Vietnam fühle ich mich noch mehr fremd, bei der Familie aber mehr zu Hause. Ich habe eine große Familie, die ich sehr lieb habe und die mich sehr lieb hat. Ich komme seit einigen Jahren sehr oft hierher aber nie kann ich mich mit meinen Verwandten so richtig unterhalten. Selbst mit meinen Eltern ist es sehr schwierig, da sie auch kaum deutsch reden können und ich mir so früher kaum Rat von Ihnen holen konnte wenn ich mal welchen brauchte. Dafür, dass meine Eltern mir das nie richtig beigebracht haben, kann ich ihnen aber keinen Vorwurf machen, da sie immer hart arbeiten müssen um uns zu versorgen. Aber ich habe mir gedacht, es ist nie zu spät so etwas aufzuholen und es liegt an mir es zu tun. Das ist auch der Grund dafür, dass ich mich entschieden habe mehrere Monate in Vn zu verbringen um die Sprache zu lernen bevor ich weiter studiere. Durch die Sprachkenntnisse halte ich mir so auch die Chance offen, hier später mal zu arbeiten und zu leben.
So, ich muss jetzt hier Schlussstrich machen, bevor das noch zu lang wird. Habe nämlich noch mehr Gedanken im Kopf. Außerdem ist es spät.^^
Ich hoffe ich kann hier in diesem Forum neue Kontakte/Freunde knüpfen/finden. Momentan lerne ich Vietnamesisch auf der Trường Đại học Khoa học Xã hội và Nhân văn (University of Social Science and Humanity). Vielleicht gibt es in diesem Forum ja jemanden, der dort studiert und vll ein Sprachtandem machen möchte? Oder sich einfach nur auf einen Cà phê treffen möchte.
Ich hoffe auch, dass mein Vorstellungstext nicht so lang war . Ich denke nicht, ich habe hier längere Beiträge gesehen . Der sollte hoffentlich auch keine Diskussion hier starten .
Es ist das erste Mal, dass ich mich in einem Forum so öffne. Es ist zwar alles anonym, aber anonym heißt ja nicht gleich egal. Ich freue mich jedenfalls über verschiedene Sachen mit euch zu diskutieren und mehr über dieses Land zu erfahren!
Gruß
tuandien
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Wolzoff
Geschlecht:
Alter: 47
Anmeldungsdatum: 27.12.2010
Beiträge: 514
Wohnort: Zentralschweiz, Zentralvietnam
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Verfasst am:
04.05.2012, 21:29 (Kein Titel) |
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Herzlich willkommen.
Schön "erfrischend" dein Einstieg. Gratulation. Mit dem Text iss alles i.O. und regt sicher eine Disskussion an.
« tuandien » hat folgendes geschrieben:
Aber ich bin mir aufgrund meines Aussehens/Herkunft nicht sicher ob ich mich je als ganzer Deutscher fühlen kann.
Auch ich fühle mich nicht als "ganzer" Deutscher. Und bin doch ein astreiner. Letztlich ist es mir nicht (mehr) so wichtig wo ich her komme, sonders wo ich bin ...
Die Zeit wird's schon richten ...
"Further" ...
Wolzoff
_________________ „Nichts ist den Mittelmäßigen so verhaßt wie geistige Überlegenheit. Da fließt in der Welt unserer Zeit die Quelle des Hasses.“ Stendhal
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Courti
Moderator
Geschlecht:
Anmeldungsdatum: 11.06.2007
Beiträge: 4421
Wohnort: Bayern
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Verfasst am:
04.05.2012, 21:47 (Kein Titel) |
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Auch von mir ein herzliches:
_________________ Um einen Schmetterling lieben zu können, müssen wir auch ein paar Raupen mögen (Antoine de Saint-Exupéry)
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Humanitaet
Gast
Geschlecht:
Alter: 71
Anmeldungsdatum: 01.03.2011
Beiträge: 346
Wohnort: Mannheim
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Verfasst am:
04.05.2012, 22:45 (Kein Titel) |
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Papierdeutscher. Ich bin auch Deutscher auf dem Papier. Egal wo ich hinkomme, bin ich Ausländer. Nur bei den Behörden bin ich Deutscher. In Vietnam bin ich absolut Ausländer. Ich frage mich, wie der Rössler gemacht hat, dass er Deutscher ist.
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hien
Administratorin
Geschlecht:
Anmeldungsdatum: 06.08.2003
Beiträge: 2232
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Verfasst am:
07.05.2012, 21:14 (Kein Titel) |
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Hallo tuandien!
Herzlich willkommen! Und viel Spaß im Forum!
Viele Grüße,
hien
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su-tu
Geschlecht:
Alter: 39
Anmeldungsdatum: 31.01.2009
Beiträge: 2035
Wohnort: Hai Phong
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Verfasst am:
08.05.2012, 06:02 (Kein Titel) |
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Hallo Tuandien,
wahrscheinlich geht es mir aufgrund meines Aussehens (typisch blong, blaue Augen ) hier in Vietnam so wie dir in Deutschland.
Auch wenn ich mich bereits noch so sehr integriert habe und selbst wenn ich schon 20 Jahre hier leben werde,
wird man mich immer in erster Linie als Ausländer sehen und auf die Frage "Woher kommst du?" wird es mir sicher den Rest meines Seins so ergehen, dass die Angabe meiner Adresse "Le Chan, Hai Phong" mit einem "nein, nein, das meinte ich nicht. Ich wollte wissen aus welchem Land du kommst!" , kommentiert werden wird.
Und auch wenn ich irgendwann den leider steinigen Weg (steinig durch die deutsche Seite :/ ) zur vietnam. Staatsbürgerschaft erklimmen konnte und meinen "Ho Chieu" in den Händen halte, würde auf die Frage, nach dem woher "Vietnam" als antwort nie befriedigend sein.
Das ist natürlich ein bisschen enttäuschend, wenn man für sich selbst die Frage nach der Heimat bereits neu definiert hat.
Vielleicht mit; "Zuhause ist da, wo ich mich so fühle" od. "Zuhause ist da, wo ich bin" beschreiben würde.
Wenigesten werden sicher weder du noch ich aufgrund der Sprachkenntnisse dann zumindest nicht nur als "Besucher" od. "einfacher Tourist" eingestuft, sondern mind. wohl nach den genauen Hintergründen gefragt.
Durch meinen Pass, das Aussehen, den Namen und die fliessenden Sprachkenntnisse, würde ich in Deutschland dann übrigens immer und überall sofort als "Deutsche" einsortiert, auch hier selbst wenn ich schon 20 Jahre nicht mehr dort leben würde und nur 3 Tage auf Urlaub da wäre oder dergleichen.
Ganz gleich, dass für mich Deutschland lediglich noch mein "Herkunftsland" bzw "Geburtsland" ist und mich einzig meine noch dort lebende Stammfamilie (Mama, Papa und 2 Brüder) und ein knappe handvoll treuer, alter Freunde mit ihm verbindet.
Aber du kannst dich glücklich schätzen, dass du ein Mann bist.
So kannst du dir doch von beiden Seiten die Vorzüge raussuchen und dann nach diesem Mittelwert leben.
Du kannst immer "switchen" was du gerade sein möchtest, Vietnamese mit deutschen Hintergrund, oder Deutscher mit vietnamesischen Hintergrund.
Bei mir als Frau ist das schon etwas schwieriger, weil bei mir ab einem gewissen Punkt vorrausgesetzt wird, das ich zu 100% angepasst bin, also zur Vietnamesin werde obwohl das mit dem Manko durch das Aussehen und auch die deutschen Wurzeln (eine komplett andere Mentalität und Freiheit bei Frauen) gleichzeitig ja auch niemals diese 100% erreichen kann.
Mein max. wird immer bei knappen 50% liegen, soviel Mühe ich mir auch gäbe, da der inner Wiederspruch trotzdem immer vorhanden wäre.
Diesen Wiederspruch musst du eigentlich nicht haben.
Deswegen kannst du das ganze völlig positiv betrachten und suchst dir raus, wie Deutsch od. wie Vietnamesisch du eben gerade sein möchtest.
Früher war Heimat ein ganz simpler Begriff, weil man einfach da geblieben ist, wo man herkam aber in Zeiten so vorangeschrittener Globalisierung hat doch fast jeder zweite, dem man über den Weg läuft irgendwie einen Migrationshintergrund.
Vielleicht auch schon in 2. od. 3. Generation, was bei einem "Mohammed" mit Namen, dunklen Augen und Haaren z.B. in Deutschland nur auf dem Papier einen wirklichen Unterschied macht.
Der wird dann trotzdem immer "bloss" z.B. der Türke sein selbst wenn er in Deutschland geboren ist.
Lange Rede, kurzer Sinn :
Freue dich einfach daran, dass du Bindungen und Familie in beiden Ländern hast und dir dadurch beide Länder und Kulturen frei zugänglich sind.
Das ist durchaus ein Geschenk für uns.
Vielen anderen bleibt so eine Möglichkeit verwehrt und wir können uns entscheiden ob wir mal dort oder mal dort Zuhause sein wollen..
Last but not least übrigens auch von mir herrzlich Willkommen bei uns im Forum. Ich freue mich nach diesem interessanten Einstieg von dir schon auf deine kommenden Beiträge.
Mit deinem Hintergrund und deiner akutellen Situation kannst du sicher jede Menge sehr interessanter Erlebnisse und Ansichten in div. Diskussionen fliessen lassen
LG
Su-Tu
_________________ http://keovietnam.blogspot.com
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Yeudoi
Gast
Geschlecht:
Anmeldungsdatum: 06.03.2008
Beiträge: 365
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Verfasst am:
31.05.2012, 18:01 (Kein Titel) |
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1959
Gast
Geschlecht:
Anmeldungsdatum: 11.07.2010
Beiträge: 213
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Verfasst am:
31.05.2012, 19:48 Re: Ich stelle mich vor! |
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« tuandien » hat folgendes geschrieben:
Ich hoffe ich kann hier in diesem Forum neue Kontakte/Freunde knüpfen/finden. Momentan lerne ich Vietnamesisch auf der Trường Đại học Khoa học Xã hội và Nhân văn (University of Social Science and Humanity).
Im September, wenn ich mal wieder in Ho Chi Minh City bin, will ich dort meinen Einsteigerkurs (E1(?)-Level ist das glaube ich?) abschließen (die ersten 4 Wochen habe ich im März absolviert).
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Tkn84
Gast
Geschlecht:
Alter: 40
Anmeldungsdatum: 18.02.2012
Beiträge: 62
Wohnort: Deutschland
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Verfasst am:
31.05.2012, 20:08 (Kein Titel) |
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Ich sag auch mal Hallo!
Die Gedanken in deinem Eingangstext kann ich hundertprozentig nachvollziehen. Vor allem der Part mit dem "sprechen wie ein 8- und lesen wie ein 6-Jähriger" hat mich sehr zum Lachen gebracht". Bei mir ist es nicht anders, aber bereits nach wenigen Tagen vor Ort ändert sich das im Normalfall ruckzuck, zumindest das Verbale! Der Rest kommt durch SMS, Mails & Co. mit der Zeit.
und @su-tu: schöner Post!
Gruß,
T
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