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 Buch von Andrew X.Pham emfehlenswert zum Lesen

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Panda
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BeitragVerfasst am: 02.01.2004, 20:53    Buch von Andrew X.Pham emfehlenswert zum Lesen Antworten mit ZitatNach oben

[img]http://images-eu.amazon.com/images/P/3442309778.03.LZZZZZZZ[/img]

Andrew X. Pham
"Mond über den Reisfeldern"
Einmal Vietnam und zurück

Eigentlich heißt er "Pham Xuan An" - friedliche Quelle. In Amerika wurde er Andrew Pham. Geboren ist er 1967 in Saigon, 1977 floh er mit seiner Familie in einem Fischerboot übers südchinesische Meer. Sie kamen als sogenannte Boat People nach Amerika - wie Tausende von Menschen, die in Südvietnam den Amerikanern gedient hatten. Sein Vater wurde von den Kommunisten verfolgt.

20 Jahre später sucht Andrew Pham seine Wurzeln - und fährt mit dem Fahrrad von Saigon im Süden nach Hanoi im Norden. Eine beschwerliche und manchmal gefährliche Ochsentour und eine Reise in die Vergangenheit. Pham begegnet Freunden und Verwandten, er sieht Armut und Not, aber auch quirliges Leben und tiefen Glauben - an die Macht der Ahnen und an die Macht des Geldes, denn: alles ist käuflich:

"Die Gebäude stehen dicht beieinander, drei Meter breit und dreimal so tief, jedes zweite ein Geschäft, das verkauft, verkauft, verkauft. Lebensmittel, Papier, Ersatzteile, Kleider, Süßigkeiten, Farbfernseher, gefälschte Uhren, billiger chinesischer Stoff, Reisschalen, Coca Cola, Zigaretten, Benzin, Lotterielose. Alles findet einen Käufer, jeder ist verkäuflich".

Die Macht des Geldes in einem sozialistischen Land - Phams Blick darauf ist kritisch und manchmal gnadenlos. Wie die Schere zwischen arm und reich, die nur den Starken ein kleines bißchen Wohlstand ermöglicht. Und denen, die Geld haben, um Staatsbeamte zu schmieren. Oder einen Polizisten unterwegs. In diese Verlegenheit kommt der Autor nicht nur einmal.

Pham beleuchtet kritisch-humorvoll die Idole der Vietnamesen, allen voran natürlich Ho Chi Minh, genannt Onkel Ho, der in einem pompösen Mausoleum in Hanoi aufgebahrt liegt.

"Ich glotze ihn an wie der Rest der Touristen, die zur Hälfte Ausländer in abgeschnittenen Jeans, Sportbüstenhaltern und Birkenstocksandalen sind, zur anderen Hälfte Vietnamesen, die in ihrer besten Sonntagskleidung schwitzen und leiden. Um die Würde Onkel Hos nicht zu verletzen, verlangen die Beamten kein Eintrittsgeld für das Mausoleum. ..."


Der Weg zurück in die Heimat, die keine Heimat mehr ist, in ein Land, das dem Autor fremdgeworden und in dem er ein Fremder ist, wird bisweilen schmerzhaft. Das Vietnam von heute will und muß den Anschluß finden an die wirtschaftliche Entwicklung seiner Nachbarstaaten:

"Die Vietnamesen haben ein Sprichwort: tausend Jahre chinesischer Herrschaft, hundert Jahre französischer Unterdrückung und zehn Jahre amerikanischer Übermacht - wir haben es überlebt und uns vereinigt. Überleben - das ist das Stichwort. Überleben um jeden Preis".


Andrew Phams Reisebericht ist zwiespältig und liebevoll zugleich. Und löst eben diese Gefühle auch beim Leser aus, der viel erfährt und lernt über Vietnam, über den Alltag in Dörfern und Städten, über die Mentalität der Menschen und über ihren tiefen Ehrgeiz, mit dem Kapitalismus klarzukommen. Pham entdeckt zwar nur wenig von dem Leben, das ihm aus der Kindheit vertraut ist, aber dafür eine neue, zupackende Art, Probleme zu meistern, Freundschaften zu schließen, die Vergangenheit zu bewältigen.

Die Erkenntnis, in Vietnam nicht mehr heimisch zu sein, zu fühlen, daß nun Amerika sein Zuhause ist, trifft ihn hart. Weil er dieses Land mit der Seele finden wollte, ein Land, das seine Familie geprägt und zugleich tief verletzt hat. Das beleuchten die sehr persönlichen Rückblicke in die Geschichte der Eltern und Geschwister.

Ein glänzend geschriebenes, packendes Buch, das über den Reisbericht hinaus Liebe und Haß, Sehnsucht und Trauer offenbart - und den Schmerz, sich in der Heimat nicht mehr wiederzufinden.



Edit von Courti am 10.08.2016: Thema verschoben.

Online    
Micha L






Anmeldungsdatum: 19.11.2003
Beiträge: 2668
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BeitragVerfasst am: 04.01.2004, 19:31    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Habe ich und gefällt mir sehr gut.
Z. B. habe ich das Verhalten im Flugzeug, bei der Abfertigung und den Straßenverkehr genau so erlebt. Nur könnte ich das nicht so packend beschreiben Winken

Ich denke, daß viele Auslandsvietnamesen, unabhängig von Ihrer Herkunft und Lebensgeschichte beim Besuch ihrer Heimat ähnlich empfinden.


Gruß

Micha L

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hien
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Beiträge: 2232


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BeitragVerfasst am: 08.10.2004, 10:55    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

hallo,
habe das Buch inzischen auch gelesen. Es ist sehr faszinierend, schön geschrieben und sehr empfehlenswert.
Für alle, die sich für Vietnam interessieren.
hien

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