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 So erlebe ich als Zugereister Vietnamesisches Neujahr

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Thomas W




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Alter: 58
Anmeldungsdatum: 22.01.2003
Beiträge: 967
Wohnort: Hoian Vietnam


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BeitragVerfasst am: 06.02.2003, 17:17    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Das Vietnamesisches Neujahr,
hat bei uns in der Nacht vom 31.01. auf den 01.02 begonnen.

Tagsüber hatten wir noch die letzten Vorbereitungen wie z.b. Haus putzen und mit Blumen schmücken. Berge von Huhn, Schwein und Fisch kochen und einen Teil in Essig, einen anderen Teil in Fischsoße einlegen. Die letzten Tage wurde schon ständig auf Vorrat gekocht und geputzt.

In der Nacht des 31.01 waren auf den Straßen in Hoian besonders viele Vietnamesen unterwegs. Man ist einfach nur kreuz und quer durch das Städtchen geschlendert und hat gehofft das man von vielen Freunden in der neuen Kleidung gesehen wird. Um Mitternacht wurde von der Regierung ein schönes und extrem lang andauerndes Feuerwerk gezündet. Für Privatpersonen sei es verboten Feuerwerkskörper zu zünden. Ob dies nur für Hoian zutrifft weiß ich nicht. Meine Frau hat mich schon einige Tage vor dem neuen Jahr darauf hingewiesen auf was es so ankommt. Es ist zum Beispiel sehr wichtig wer im neuen Jahr als erster das Haus betritt. Ist es ein armer oder kranker Mann, so wäre dies ein schlechtes Zeichen für das neue Jahr. Als wir nach Mitternacht zum Haus zurück kamen, ging es darum wer als erster im neuen Jahr das Haus Betritt. Wir hatten ein vierjähriges Kind dabei und uns entschlossen dieses Kind als erstes ins Haus zu lassen. Alle Taschen des Kindes wurden nun mit Geld gefüllt. Dies soll Symbolisieren das im neuen Jahr viel Geld in das Haus hinein getragen wird. Ich wurde auch darauf hingewiesen die ersten Tage im neuen Jahr nur zu lächeln und allen „Chuc Mung Nam Moi" (gutes neues Jahr) zuzurufen. Würde ich in den ersten Tagen verärgert oder Traurig sein, so würde dies das gesamte Jahr andauern.

1. Neujahrstag: Es wurden sämtliche Geschwister meiner Frau besucht. Bei allen wurde Kekse, Bonbons, getrocknete Melonenkerne und Tee gereicht. Abends fährt man mit den Mopeds die total verstopften Straßen ab und trifft dabei viele Bekannte.

2. Neujahrstag: Es wurden die Geschwister besucht die man am ersten Tag nicht angetroffen hat. Geschwister machten Gegenbesuche. Mit den Eltern zusammen wurde ein Tempel aufgesucht und betend wurden Räucherstäbchen in die verschiedensten Altare gesteckt. Abends wieder Mopedtour.

3. Neujahrstag: Wir waren bei Freunden zum essen eingeladen und haben danach viele Freunde besucht und auch selbst Besuch erhalten. Abends wieder Mopedtour.

4. Neujahrstag: Wir haben Freunde zum essen eingeladen. Wir bekamen noch weiteren Besuch und haben auch wieder Freunde besucht. Abends wieder Mopedtour.

5. Neujahrstag: Wie an den anderen Tagen. Ab heute ist Kindergarten und Schule wieder geöffnet.

Momentan ist der 6 Neujahrstag und ich beobachte das langsam wieder der Normalzustand zurückkehrt. Es haben mittlerweile schon wieder einige Geschäfte geöffnet. Die Märkte sind allerdings immer noch zu. Die letzten 6 Tage wurde nicht mehr gekocht oder eingekauft. Es wurde immer nur aus dem Vorrat der vor dem neuen Jahr angelegt wurde aufgewärmt. Wenn ich sehe was davon noch da ist dann wird es knapp werden wenn das Neujahrsfest tatsächlich 10 Tage gefeiert wird.

„Neujahrskuchen"
2 Tage vor Neujahr wurde ein (ich sage mal Neujahrskuchen) gekocht. Klebereis (nep), green peas (dau xanh) und Pfefferkörner wurden auf ein Bananenblatt gegeben und darin eingewickelt. Es mußte so dicht verpackt werden das es über mehrere Stunden im Wasser kochen werden kann, ohne das Wasser hinein kommt. Mein Wecker ging Morgens um 2.00 Uhr in der früh runter. Jetzt wurde ein kräftiges Feuer im Freien gemacht und ein etwa 50 Liter Topf darauf gestellt. Dieser Topf wurde mit frischem Wasser aus dem Fluß halb aufgefüllt. Wasser aus der Haus-Pumpe würde nicht gehen hat mir meine Frau erklärt. Von 2.00 Uhr früh bis 10.00 Uhr Morgens haben die Päckchen dann vor sich hin gekocht. Um 10.00 Uhr wurden sie dann herausgenommen und in kaltem Wasser abgeschreckt. Das Wasser im großen Topf wurde geleert und durch frisches Wasser aus dem Fluß ausgetauscht. Von 10.00 Uhr hat man es dann bis Abends um 19.00 Uhr weiter gekocht. Nach insgesamt 17 Stunden auf einem kräftigen Holzfeuer konnten die „Neujahrskuchen" dann entnommen werden. Während dieser Zeit mußte man ständig Holz nachlegen und verbrauchte dazu 2 kleinere Bäumchen.

Geschenke
Vor dem neuen Jahr haben wir beim Geldwechseln immer darauf geachtet das wir ganz neue 500, 1000 und 2000 Dong Geldscheine bekommen haben. An die jüngeren Geschwister meiner Frau und allen Kindern ihrer Geschwister haben wir Geldgeschenke gegeben. Die neuen Geldscheine wurden dafür in einen speziellen roten Neujahrsumschlag mit Chinesischen Schriftzeichen gesteckt und übergeben. Auch wenn Besuch zu uns kam oder wir jemand besucht haben, mußte man immer einige dieser gefüllten Geldumschläge bei sich haben um den Kindern zu übergeben. Zusätzlich zu Geldgeschenken ist es üblich ein Kleidungsstück oder Schuhe zu schenken.

Spezielle Geschäftstätigkeit
Im Nachbarhaus wurde kurzerhand eine Spielhölle eingerichtet. Die letzten 6 Nachmittage gegen 16.00 Uhr bis etwa 22.00 Uhr beobachte ich wie unser Nachbar mit vielen (etwa 15) Kindern aus der Nachbarschaft Black Jack (17 und 4) spielt. Ist für mich ein eigenartiger Anblick. Am Boden auf Schilfmatten im Kreis sitzen etwa 15 Kinder im alter von 8-14 Jahren zusammen mit dem etwa 45 Jährigen Nachbar der ihnen das Geld das sie zum neuen Jahr geschenkt bekommen haben abnimmt.

Dies waren einige meine Erlebnisse und Eindrücke vom vietnamesischen Neuen Jahr.

Gruß Thomas und Kim Yen aus Hoian, Vietnam

Momentan tagsüber 25 Grad und regnerisch. Letzte Nacht 19 Grad.
Vietcombank Hoian 1 Euro = 16451 VND
Smilie

_________________
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alfmuc






Anmeldungsdatum: 18.01.2003
Beiträge: 91



BeitragVerfasst am: 08.02.2003, 19:37    (Kein Titel) Antworten mit ZitatNach oben

Hallo Thomas,

ich habe das Neujahrsfest vor 2 Jahren bei der Familie meiner Fau in Hanoi verbracht.

Dort hat man sich einen kleinen Orangenbaum oder großen Blütenzweig mit rosa Blüten ins Haus geholt. Es gibt Gärtnereien, die anscheinend darauf spezialisiert haben diese Bäume zu züchten. Leider waren wir etwas spät dran, so daß wir einige Gärtnereien abklappern mußten bis wir einen Orangenbaum gefunden hatten der meiner Frau gefiel. Viele Familien suchen sich ihren Baum frühzeitig aus. Der wird dann mit mit einem Anhänger als reserviert gekennzeichnet. Zu Neujahr wird er dann ausgegraben ,in einen Topf gepflanzt und nach Hause genommen.

Außerdem gibt es einen riesigen Hausputz und alle Arbeiten die man vor sich hin geschoben hat müssen unbedingt erledigt werden. Was man bis ins neue Jahr liegen läßt, bleibt dann nach vietnamesischen Vorstellungen das ganze nächste Jahr unerledigt.

Auch wir sind herumgeschlendert und haben uns das öffentliche Feuerwerk angesehen. In Hanoi ist es üblich sich einen grünen Zweig als Frühlingsboten mit nach Hause zu nehmen. Leider halten es nicht alle Leute für nötig sich den Zweig zu kaufen, so daß die öffentlichen Anlagen am nächstem Tag ziemlich gerupft aussehen. Auch Zuckerrohrstangen mit einem Blätterbusch an der Spitze sind beliebt.

Privates Feuerwerk ist in ganz Vietnam verboten. Die Szenen in den Hochzeitsvideos mit dem abgebrannten Feuerwerk werden einfach hereingeschitten weil ein richtiges Feuerwerk mit viel Lärm eigentlich zu einer vietnamesischen Hochzeit geört (soll die bösen Geister erschrecken damit sie nicht in die Ehe kommen; Gute Geister sind anscheinend taub Winken. Einige Vietnamesen behaupten daß die Regierung Angst hat daß daraus Bomben gebastelt werden. Ich denke daß es aus Feuerschutzgründen ist. In Hanoi (und ich denke auch in anderen Städten) gibt es z.T. hinter den Straßenfassaden ein Häusergewirr das nur zu Fuß oder mit Zweiräder zu erreichen ist. Wenn Da ein Brand ausbricht, hat die Feuerwehr kaum eine Chance. Außerdem gibt es in grßen Teilen des Landes (sogar eiem großen Teil von Hanoi) keine Wasserversorgung. Das ganze Wasser wird aus Brunnen geschöpft; und die sind bei einem Feuer natürlich ruckzuck leer.

Wir haben nicht nur einen Tempel besucht, sondern eine ganze Reihe. Dort haben wir nicht nur Räucherkerzen angezündet sondern auch haufenweise dicke "Geldbündel" verbrannt (und natürlich richtiges Geld gespendet).

In Hanoi und Umgebung finden während und nach dem Neujahrsfest jede Menge Tempel- und Volksfeste statt. Du solltest Deine Frau unbedingt fragen was in Hoi An und Da Nang los ist. Das ist für Dich sicher interessant.

Außerdem sieht man jetzt auch auf den Straßen, daß der Ao Dai in Vietnam keineswegs vergessen ist. Wer sich einen schönen Ao Dai leisten kann zieht ihn jetzt an.

Den Kleberreiskuchen macht man in Hanoi anders. Er wird innen mit durchwachsenem Schweinefleisch gefüllt. Durch die lange Kochzeit durchzieht das Fett den ganzen Reis und die Bohnen und ergibt so ein besonderes Aroma. Im übrigen werden durch das lange kochen alle schädlichen Keime sicher abgetötet. Zusammen mit dem festen Einpacken ergibt sich so fast eine Vollkonserve die auch ohne Kühlung lange haltbar ist. Außerdem gehören kandierte Früchte unbedingt zum Neujahrsfest (so wie bei uns Nüsse und Schokolade zu Weihnachten).

Des weiteren haben wir den Friedhof mit dem Grab meiner Schwiegermutter besucht. Da wurden dann Teller mit Speisen aufgestellt sowie Räucherkerzen und paketeweise "Geld" verbrannt. Auch alle Gräber in der Umgebung erhielten Räucherkerzen damit die neuen Nachbarn meine Schwiegermutter loben was sie doch für aufmerksame und freigiebige Kinder hat. Anschließend wurde dann auf dem Fiedhof ein Picnic veranstaltet.

Gruß Alfmuc

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